Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Oktober 2010
Wien (oenb) - Nach der außergewöhnlich starken Konjunkturbelebung zur Jahresmitte erwartet
die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für die zweite Jahreshälfte eine anhaltend hohe wirtschaftliche
Dynamik in Österreich. Das Wirtschaftswachstum bleibt sowohl im dritten als auch im vierten Quartal über
dem langfristigen Durchschnitt, wird sich aber gegen Jahresende etwas abschwächen. Gemäß den aktuellen
Ergebnissen des OeNB-Konjunkturindikators ist für das dritte und vierte Quartal 2010 mit einem Wachstum des
realen BIP von 0,9% bzw. 0,6% (saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) zu rechnen.
Damit sollte das Wirtschaftswachstum für das Gesamtjahr 2010 bei knapp 2% liegen. Gegenüber der letzten
Veröffentlichung des Konjunkturindikators vom Juni 2010 wurde die Wachstumsprognose für das dritte Quartal
2010 um 0,2 Prozentpunkte angehoben.
Von der Erholung der Weltwirtschaft und insbesondere vom starken Wachstum unseres größten Handelspartners
Deutschland gehen die wichtigsten Impulse für die österreichische Wirtschaft aus. Der Außenhandel
erweist sich als die zentrale Stütze im aktuellen Aufschwung. Die nominellen Güterexporte sind saisonbereinigt
im zweiten Quartal um fast 8% gegenüber dem Vorquartal gestiegen und nach den aktuellen Ergebnissen des auf
LKW-Fahrleistungsdaten basierenden OeNB-Exportindikators wird sich dieser Trend im dritten Quartal in nur geringfügig
abgeschwächter Form fortsetzen. Zum Jahresende könnte das Güterexportvolumen das Vorkrisenniveau
wieder erreicht haben.
Von der dynamischen Exportkonjunktur kann insbesondere die Industrie profitieren. Die Hälfte des krisenbedingten
Produktionseinbruchs von rund 20% konnte bis zur Jahresmitte bereits wieder wettgemacht werden. Die Vertrauensindikatoren
signalisieren zwar eine leicht nachlassende Dynamik, das Wachstum der Industrie sollte aber auch in der zweiten
Jahreshälfte robust bleiben.Der Höhepunkt des Lagerzyklus dürfte zwar bereits überschritten
worden sein, Umfragewerte deuten jedoch auf weiterhin positive Wachstumsimpulse vom Lageraufbau hin.
Im Sog der Export- und Industriekonjunktur ist mit dem zweiten Quartal 2010 auch die rezessive Phase des Investitionszyklus
zu Ende gegangen. Die Unternehmen der Sachgütererzeugung vermelden wieder eine überdurchschnittliche
Kapazitätsauslastung und die Ausrüstungsinvestitionen wachsen nach fast zwei Jahren erstmals wieder.
Enttäuschend entwickeln sich hingegen die Bauinvestitionen: Sowohl die Wohnbau- als auch die Tiefbauinvestitionen
sind weiterhin rückläufig.
Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt wird sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. Vorlaufindikatoren
wie die Zahl des beschäftigten Leihpersonals und die offenen Stellen signalisieren ein anhaltendes Beschäftigungswachstum
und einen weiteren leichten Rückgang der Arbeitslosenquote. Aufgrund des verhaltenen Wachstums der Reallöhne
sind vom privaten Konsum trotzdem keine kräftigen Konjunkturimpulse zu erwarten.
Angesichts des exportgetriebenen Wachstums stellen Unsicherheiten bezüglich der außenwirtschaftlichen
Entwicklungen das größte Risiko für den weiteren Konjunkturverlauf in Österreich dar. Eine
Verschärfung der Schuldenkrise, ein stärkerer Konjunktureinbruch in den USA oder die Folgen einer möglichen
konjunkturellen Überhitzung in China würden auch das Wirtschaftswachstum in Österreich dämpfen. |