Automatische Kennzeichenerfassung auf Autobahnen   

erstellt am
28. 09. 10

In Niederösterreich werden auf bestimmten Autobahnenstellen stationäre Kennzeichenerkennungssysteme installiert. Damit können gestohlene Kraftfahrzeuge automatisch erfasst und Fluchtfahrzeuge besser geortet werden.
Wien (bmi) - Mehr als zwei Drittel der Kraftfahrzeugdiebstähle in Österreich werden in Wien, Niederösterreich und im Burgenland begangen. 80 Prozent der in Österreich gestohlenen Pkws und Lkws werden nach Polen, Tschechien, in die Slowakei, nach Ungarn und Rumänien verschoben.

Das Innenministerium hat mit einer Reihe von Maßnahmen auf die Kfz-Diebstähle reagiert, unter anderem mit Schwerpunktaktionen der Polizei, dem Einsatz von mobilen Kennzeichenerkennungsgeräten sowie mit der Soko Ost und der daraus entwickelten Soko Kraftfahrzeuge.

"Mit diesen Maßnahmen ist es uns gelungen, die Zahl der Kraftfahrzeugdiebstähle im ersten Halbjahr 2010 deutlich zu reduzieren – in Wien um 37 Prozent, in Niederösterreich um 65 Prozent und im Burgenland um 61 Prozent", sagte Innenministerin Dr. Maria Fekter am 27. 09. bei einer Pressekonferenz in Wien, bei der sie mit Niederösterreichs Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und ASFINAG-Vorstandsdirektor Dr. Klaus Schierhackl eine neue Lösung zur Kriminalitätsbekämpfung vorstellte.

Um die Zahl der Kraftfahrzeugdiebstähle weiter zu senken, wurde vom Innenministerium in Zusammenarbeit mit der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG) ein stationäres Kennzeichenerkennungssystem ausgearbeitet und im Jänner 2010 an vier Tagen erprobt – in Anlehnung an ähnliche Systeme in Deutschland. Im Sommer 2010 unterzeichneten das Innenministerium und die ASFINAG einen Vertrag über ein Pilotprojekt: Die ASFINAG stellt dem Innenministerium ihre Überkopfbauten auf Autobahnen und Schnellstraßen samt Stromversorgung und Glasfaserleitungen kostenlos zur Verfügung und das Innenministerium bringt darauf eigene Kameras zur Kennzeichenerkennung an – die Kameras der ASFINAG eignen sich dafür nicht. "Wir verschärfen mit der neuen Lösung den Fahndungsdruck", betonte Fekter.

An bestimmten Überbauten der ASFINAG werden nun vom Innenministerium Kennzeichenerkennungssysteme montiert – je eine Kamera pro Fahrspur. Die Kennzeichen der vorbeifahrenden Kraftfahrzeuge werden automatisch erfasst und verschlüsselt mit dem Fahndungsdatenbestand des EKIS abgeglichen. Bei einem "Treffer" werden die Fahndungsdaten und das zugehörige Bild an die Landesleitzentrale St. Pölten übermittelt. Dort wird der Treffer von einem Polizisten auf Richtigkeit überprüft. Ist das Fahrzeug als gestohlen gespeichert, wird die Fahndung veranlasst. Wenn nicht, wird der Datensatz sofort gelöscht; der Datenschutz bleibt gewahrt.

Die stationären Systeme ergänzen die mobilen Kennzeichenerkennungsgeräte, die seit 2006 in ganz Österreich eingesetzt werden.

Die Vorteile eines stationären Kennzeichenerkennungssystems:

  • Im Vergleich zu einem mobilen Einsatz fallen keine zusätzlichen Personalkosten an.
  • Es sind Ad-hoc-Aufschaltungen möglich, beispielsweise bei der Fahndung nach einem Bankraub, wenn das Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs bekannt ist.
  • Durch die langen Betriebszeiten sind mehr Fahndungserfolge möglich.


Rechtsgrundlage für die automatische Kennzeichenerfassung ist § 54 Abs. 4b Sicherheitspolizeigesetz (SPG). Demnach dürfen Sicherheitsbehörden verdeckt, mittels Einsatz von Kennzeichenerkennungsgeräten personenbezogene Daten für Zwecke der Fahndung verarbeiten.

Das Innenministerium hat derzeit drei Kamerasysteme zur Verfügung; vier weitere werden in den nächsten Wochen angeschafft. "Wir beginnen mit der Überwachung auf Autobahnen in Niederösterreich. Wir wollen die Erkennungssysteme in Zukunft auch in anderen Bundesländern einsetzen", erläuterte Fekter. Wo sich die Kameras befinden, wird aus kriminaltaktischen Überlegungen nicht bekannt gegeben. Die Standorte werden regelmäßig gewechselt.

Innenministerin Fekter gab bekannt, dass auch im Westen eine Sonderkommission eingerichtet werde, um wirksamer nach Autoverschiebern fahnden zu können, die wegen des hohen Fahndungsdrucks in die westlichen Bundesländer ausweichen.

Die Idee, die ASFINAG-Infrastruktur für die Kriminalitätsbekämpfung zu nützen, stammt von Niederösterreichs Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll. "Dadurch wird die Sicherheit in Niederösterreich erhöht und es gibt auch eine abschreckende Wirkung auf Kriminelle", sagte Pröll.

     
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