Brief von LH Dörfler an die Kärntnerinnen und Kärntner
Gedanken zu 10.-Oktober-Jubiläum und Motto "Gestern – Heute – Morgen"
Klagenfurt (lpd) - Zu den Feierlichkeiten rund um den 10. Oktober und zum Jubiläum "90
Jahre Volksabstimmung" richtete sich Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit persönlichen Worten in
Form eines Briefes an alle Kärntnerinnen und Kärntner. Hier der Brief im Wortlaut:
Liebe Kärntnerinnen und Kärntner!
Am heutigen 10. Oktober steuern die Feierlichkeiten und das Gedenken an das stolze Jubiläum „90 Jahre Kärntner
Volksabstimmung“ unter dem Motto „Gestern – heute – morgen“ ihrem Höhepunkt zu. Vor 90 Jahren fiel die heute
noch bedeutungsvolle Entscheidung über den Verbleib Kärntens bei Österreich. Es war ein klares Bekenntnis
zu Kärnten, zu Österreich, zu unserer Heimat. Aus diesem Grund sollten wir auch heute nicht auf jene
Kärntner Familien vergessen, die aus Überzeugung für unser Land gestimmt haben. Wir wollen in Dankbarkeit
ihrer gedenken und müssen uns nicht dafür entschuldigen, dass sie mit Mut für Kärnten, für
unsere Heimat gekämpft haben.
Kärnten hat sich seit dem Volksentscheid vor 90 Jahren zu einem modernen, aufstrebenden, erfolgreichen Land
entwickelt. Die Alpe-Adria-Region mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Rahmen der Euregio Senza-Confini,
die intensive Nachbarschaftspolitik mit Italien und Slowenien sowie die zahlreichen Handelsbeziehungen zu und mit
unseren südlichen Nachbarn machen Kärnten zu dem was es ist. Der gemeinsame Wirtschafts- und Lebensraum
birgt enormes Zukunftspotential und zählt zu einem der spannendsten Zukunftsprojekte unseres Landes.
Im Gegensatz zu dem Bild, das gerne in der Öffentlichkeit, besonders auch von Medien präsentiert wird,
gibt es in Kärnten ein gutes Miteinander zwischen deutsch- und slowenischsprachiger Bevölkerung. Barrieren
gehören der Vergangenheit an, heute zählt die Verständigung. So funktioniert auch das Zusammenleben
mit der Volksgruppe ausgezeichnet, zudem wird sie in den unterschiedlichsten Bereichen gefördert – vom Kindergarten,
der Schulpolitik bis hin zur Bau- und Infrastrukturoffensive in Südkärnten. Die Jörg-Haider-Brücke
wurde zum Synonym der Verbindung zum Südkärntner Raum und hat heute mehr denn je Symbolkraft.
Wir alle leben bereits in einem neuen Kärnten, einem Kärnten, das seinen Weg auch zukünftig erfolgreich
fortsetzen wird. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam stolz sein auf unsere Geschichte, stolz sein auf unsere positive
Entwicklung, stolz sein auf unser Miteinander, stolz sein auf unser Kärnten! |
Kärnten feierte in seiner Buntheit und Vielfalt
Großer Landesfestzug zum Volksabstimmungsjubiläum – Ansprachen von LH Dörfler,
BP Fischer, BK Faymann und Bgm. Scheider
Klagenfurt (lpd) - Beim großen Landesfestzug anlässlich des Jubiläums "90 Jahre
Volksabstimmung" präsentierte sich Kärnten am 10.10. in all seiner Buntheit und Vielfalt. 16.000
Teilnehmer aus allen Regionen, Nachbarn aus Oberitalien und Slowenien sowie Vertreter der Klagenfurter Partnerstädte
waren nach Klagenfurt gekommen, tausende Zuschauer säumten die Route durch die Innenstadt. Bei den Festreden
wurde der Fokus auf die Dankbarkeit für die Leistungen bei Abwehrkampf und Volksabstimmung sowie auf die Zukunftschancen
durch die Zusammenarbeit im Alpen-Adria-Raum gelegt. In Bezug auf die Ortstafelfrage gab es von allen sehr zuversichtliche
Worte.
Landeshauptmann Gerhard Dörfler sagte, dass die Volksabstimmung von 1920 eine klare Entscheidung für
Österreich und ein ungeteiltes Kärnten gewesen sei. Aufgabe des Heute sei das Brückenbauen. Als
Symbol dafür nannte er die Jörg-Haider-Brücke, die Unterkärnten zu Südkärnten gemacht
habe. "Wir haben in der Region die Brücke und Zukunft gebaut", verwies er u. a. auf Bosch-Mahle,
den Campus Futura oder den geplanten Windpark Petzen.
Dörfler betonte, dass Kärnten Alpe-Adria und "Senza Confini" lebe. Er erwähnte die Euregio
und die Dreiländer-Schi-WM, hier entstehe ein kleines, vitales Europa. "Drei Länder, drei Sprachen,
drei Kulturen: dieses drei mal drei macht neunmal bessere Zukunftschancen." Das Vermächtnis des 90-Jahr-Jubiläums
seien das gute Miteinander und die Weiterentwicklung als Vorbildregion. Dörfler zeigte sich daher auch sicher,
dass es in der Ortstafelfrage bis 2012 eine Lösung geben werde.
Der Landeshauptmann wiederholte in seiner Rede auch sein klares Ja zur Wehrpflicht, weil das Bundesheer unverzichtbar
sei. Dem Bundeskanzler dankte er für die Zusicherung des nächsten Bauabschnittes KAT 2 von Koralmbahn/Koralmtunnel:
"Kärnten und Österreich brauchen diesen Zukunftstunnel." Vor den Spitzen der Bundespolitik
konnte er zudem für den 17. November ein Länderspiel Italien-Rumänien im Klagenfurter Stadion ankündigen.
Dieses stehe keineswegs leer, wie Kritiker meinen würden, sondern habe heuer bereits über 100.000 Zuschauer
bei drei Länderspielen und dem Eishockeyderby gefasst. Einen besonderen Dank gab es vom Landeshauptmann für
alle Festzugteilnehmer und das Organisationsteam um Horst Moser.
Bundespräsident Heinz Fischer freute sich über den Festzug als Zusammenkunft mit friedlichem Charakter.
Er ging auf das Gestern ein, das schwierig gewesen sei. Die Volksabstimmung sei schließlich eine demokratische
Entscheidung für die junge Republik und die Einheit des Landes gewesen. Heute gebe es viele Fortschritte und
positive Entwicklungen. Kärnten sei ein friedliches und wunderschönes Land, die Länder der Region
hätten offene Tore zueinander, es gebe viele grenzüberschreitende Projekte. In der Ortstafelfrage werde
es eine Lösung auf fairer, sachlicher und vertragstreuer Basis geben, zeigte sich Fischer überzeugt.
Es gelte, diese Reifeprüfung der Geschichte zu bestehen. Eine Lösung wäre ein starker Impuls für
die Zukunft.
Auch Bundeskanzler Werner Faymann dankte den engagierten Kärntnerinnen und Kärntnern für die Vielfalt
des Festzuges:
Faymann: Ich bin stolz auf Kärnten!
Klagenfurt (sk) - "Ich bedanke mich bei allen Kärntnerinnen und Kärntnern für
die Einladung nach Klagenfurt, ich bin an diesem besonderen Tag sehr gerne bei den Feiern dabei", sagte Bundeskanzler
Werner Faymann am Sonntag in Klagenfurt, wo er am Festakt anlässlich des 90. Jahrestages der Volksabstimmung
in Kärnten über den Verbleib bei Österreich teilnahm.
"Ich bedanke mich im Namen der Bundesregierung herzlich bei allen Mitwirkenden, die hier allen engagiert zeigen,
wie vielfältig und lebensfroh das Bundesland Kärnten ist - in den vielen unterschiedlichen Trachten,
mit Gesang, Tanz und Handwerkskunst", betonte der Kanzler. Im folgenden der Text der Rede von Bundeskanzler
Werner Faymann in Klagenfurt (Es gilt das gesprochene Wort, Anm.): "Das Ergebnis der Volksabstimmung am
10. Oktober 1920 wurde von Parlament und Regierung in Wien mit großer Freude zur Kenntnis genommen. Fast
60 Prozent - davon viele Kärntner Sloweninnen und Slowenen - sprachen sich für Österreich aus. Überzeugungskraft
und die Stimme der Vernunft war am Ende erfolgreich.
Aus der damaligen Grußadresse des Präsidiums der österreichischen Nationalversammlung stammt folgendes
Zitat: "Einen großen Sieg des österreichischen Staatsgedankens bedeutet dieser Tag. Nicht in eitlem
Stolz verkünden wir dies, ohne Absicht, Unterlegene zu kränken, aber in berechtigter, inniger Freude,
die uns für viele Leiden entschädigt. Diesen Sieg, diese Freude verdankt Österreich seinen Kärntnern.
Das dürfen wir ihnen nie vergessen! Was Liebe zum Heimatlande, dem Gesamtstaate bedeutet, das haben uns die
Kärntner gezeigt und gelehrt."
Mit Freude und Dank erinnern wir uns beim heutigen Festakt daran. Es ist auch ein guter Anlass, den Menschen in
Kärnten zu danken - gleich welche Umgangssprache sie pflegen - die das Land nach den Zerstörungen der
Weltkriege wieder aufgebaut haben und die trotz aller Verletzungen und Traumata nach den Wirrnissen der Kriege,
nach den Partisanenkämpfen, nach den Verschleppungen an einem friedlichen konstruktiven Zusammenleben mitgewirkt
haben. Zeit heilt Wunden, heißt das hoffungsfrohe Sprichwort.
Jean Claude Juncker, der große Europäer aus dem kleinen Land Luxemburg, sagte: "Wer an Europa zweifelt,
wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen! Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher,
nirgendwo bewegender ist zu spüren was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann. Das
Nicht-Zusammenleben-Wollen und das Nicht-Zusammenleben-Können haben im 20. Jahrhundert 80 Millionen Menschen
das Leben gekostet. Jede Stunde des Zweiten Weltkrieges hat 1045 Tote gebracht". Vernunft siegte über
die emotionalen Wunden der Vergangenheit. Zeit heilt Wunden.
Mittlerweile sind wir umgeben von Mitgliedsländern der Europäischen Union. Die Karawanken, vor 90 Jahren
umkämpfte Grenze Kärntens und Österreichs, später Grenze zwischen kommunistischen Diktaturen
und westlichen Demokratien, dann Schengen-Außengrenze ist jetzt nur mehr die Grenze zu zwei anderen Mitgliedern
der Europäischen Union. In einer Region, wo der germanische, der slawische und der romanische Sprachkreis
zusammentrifft. Das ist eine Besonderheit, die Chancen bietet, die auch von vielen Menschen in diesem wunderschönen
Bundesland erkannt werden.
Umso erfreulicher ist, dass der breite Wunsch erkennbar und spürbar ist, die fst unendliche Geschichte der
Ortstafeln und Ortsbezeichnungstafeln zu beenden.
Die vielen Gespräche der letzten Monate geben Hoffnung, dass wir bis 2012 auch diese Frage einem Ergebnis
zuführen können - und damit die Verpflichtung aus dem Staatsvertrag 1955 im breiten Konsens erfüllen.
Ohne Diktat aus Wien, sondern im Konsens mit dem Bundesland und den Interessensvertretern.
Die Bundesregierung hat vor wenigen Tagen aus Anlass des 90. Jahrestages der Kärntner Volksabstimmung beschlossen,
Kärnten eine sogenannte Abstimmungs-spende zu gewähren.
Damit wollen wir einen Beitrag leisten, um auch in Zukunft die Vorteile und Chancen des slowenischsprachigen und
zweisprachigen Bildungswesens zu fördern. Und wir wollen Projekte und Institutionen unterstützen, die
der wechselseitigen Verständigung, dem harmonischen Zusammenleben und vertrauensbildenden Maßnahmen
der Sprachgruppen dienen.
Ich bin stolz auf Kärnten! In der Überzeugung, dass die Menschen in Kärnten von der Gemeinsamkeit
und der Vielfalt profitieren und Kärnten das ist, als was es in seiner Landeshymne beschrieben wird: ein "freundlich
Heimatland"."
Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider freute sich über die Festzugsteilnahme von 113 Kärntner
Gemeinden und vor allem auch von fünf der 16 Klagenfurter Partnerstädte. Es sei wichtig, gemeinsam mit
den Nachbarn an einem Strang zu ziehen, sagte der Bürgermeister und bezeichnete hierbei die Jugend als Vorbild.
"Haben wir die Heimat im Herzen, die Zukunft im Auge und die Menschen im Mittelpunkt", gab er als Ziel
vor. Beim Festzug konnte er neben dem Bundespräsidenten und Bundeskanzler auch Minister Nikolaus Berlakovich,
Staatssekretär Josef Ostermayer, Bischof Alois Schwarz, Superintendent Manfred Sauer, die Landesregierung
mit LH Dörfler, seinen Stellvertretern Uwe Scheuch und Peter Kaiser sowie den Landesräten Josef Martinz,
Harald Dobernig, Beate Prettner und Christian Ragger, Landtagspräsident Josef Lobnig für alle Abgeordneten,
Claudia und Dorothea Haider sowie Vertreter des öffentlichen Lebens, von Rettungs- und Einsatzorganisationen,
Heimat-, Traditions- und Brauchtumsverbänden begrüßen.
Den 10. Oktober hatte der Landeshauptmann sehr früh und auf ganz besondere Weise begonnen. Er moderierte gemeinsam
mit dem Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Valentin Inzko, ab 6.00 Uhr die Frühsendung auf ORF Radio
Kärnten. Danach besuchten sie den ökumenischen Gedenkgottesdienst im Dom zu Klagenfurt, den Bischof Alois
Schwarz und Superintendent Manfred Sauer zelebrierten. |
Lieder, Tänze und Musik prägten Schlussveranstaltung
LH Dörfler: Ein historischer Tag - Dieser Tag hätte nicht schöner sein können
– Dank an alle Mitwirkenden
Klagenfurt (lpd) - "Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen", sagte heute, Sonntagabend,
Landeshauptmann Gerhard Dörfler erfreut über den einzigartigen Festumzug mit der ebenso stimmungsvollen
Schlussveranstaltung am Neuen Platz in Klagenfurt. Die Menschen waren mit Herz und Seele dabei, freute sich Dörfler
über diesen faszinierenden 10. Oktober 2010.
"Schöner hätte es nicht sein können. Danke, Vergelt´s Gott allen Mitwirkenden und allen
Beteiligten". Ein wunderbarer Tag für unser Kärnten, unterstrich der Landeshauptmann auch angesichts
der eindrucksvollen Schlussveranstaltung, die von neuen Liedern, von Volkstanz und Schuhplatteln sowie von der
Aufführung des Großen Zapfenstreichs durch die Militärmusik Kärnten und Steiermark unter der
Leitung von Oberst Sigismund Seidl als Schlusspunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten geprägt war. Durch das
Programm führte Militärpfarrer Emanuel Longin. Er gab auch die Sieger bzw. Lieder aus dem eigens ausgeschriebenen
Kompositionswettbewerb, für den es 110 Einsendungen gegeben hatte, bekannt.
Das Lied von Günter Antesbergeer "Mei Karntn" nach einem Text von Karl Zill erhielt den dritten
Platz. Es wurde von einem Schulchor, bestehend aus den Chören der Musikhauptschulen Kötschach und Hermagor,
präsentiert. Ex aequo ging der dritte Preis auch an Silke Neuwirth aus Hermagor mit eigenem Text unter dem
Titel "Für Kärnten".
Ein großer Männerchor sang das mit dem zweiten Preis belegte Lied von Hans Streiner "A bissl mehr
Friedn" nach einer Erzählung von Peter Rosegger. Das Siegerlied stammt auch von Günter Antesberger
und enthält einen Text von Grete Pichler-Corona, es wurde von einem großen gemischten Chor, zusammengestellt
aus den Chören a cappela-Chor Villach, Singgemeinschaft Oisternig, Singkreis Porcia und ars musica Althofen
dargebracht.
Für großen Eindruck beim zahlreichen Publikum sorgten auch die Aufführungen junger Volkstänzerinnen
und Volkstänzer samt Schuhplatteln , von Friesach, über Kirchbach, Fürnitz, Kirchbach, Hermagor
bis Lavamünd. Die Volkstanzgruppe Klagenfurt mit Helmut Palko präsentierte den Friedenstanz unter dem
Motto "Kinder bauen Brücken von Mensch zu Mensch, von Land zu Land".
Neben dieser tänzerischen Reise durch Kärnten gab es zudem viel Applaus für den Fackeltanz, der
von der Militärmusik begleitet wurde. Er nimmt Bezug auf die historische Entwicklung Kärntens und auf
das Miteinander im Land. Der 10. Oktober war überwältigend, unglaublich, was die Vereine und Organisationen
geleistet haben, um eine nicht zu überbietende Vielfalt zu bieten. Ein farbenfrohes und fröhliches Fest
der Superlative. |