Brüssel (ec.europe) - Am 07.10. hat die Kommission ihre Vorstellungen
für die zukünftige Besteuerung des Finanzsektors erläutert. Ausgehend von der Überlegung, dass
der Finanzsektor einen angemessenen Beitrag zu den öffentlichen Haushalten leisten sollte und die Regierungen
angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage dringend neue Einnahmequellen benötigen, schlägt die Kommission
eine Doppelstrategie vor: Auf globaler Ebene unterstützt sie die Einführung einer Finanztransaktionssteuer,
mit der internationale Aufgaben wie die Entwicklungshilfe oder der Klimaschutz unterstützt werden können.
Auf EU-Ebene hält die Kommission eine Finanzaktivitätssteuer für die sinnvollere Lösung. Bei
sorgfältiger Gestaltung und Umsetzung könnte eine solche Steuer erhebliche Einnahmen für die Europäische
Union generieren und die Stabilität der Finanzmärkte verbessern, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der
EU unnötig zu gefährden. Die Kommission wird diese Vorstellungen auf der Tagung des Europäischen
Rats Ende Oktober und auf dem G20-Gipfel im November ausführen.
Hierzu erklärte Algirdas Šemeta, EU-Kommissar für Steuern und Zollunion, Audit und Betrugsbekämpfung:
„Es gibt gute Gründe für eine Besteuerung des Finanzsektors und praktikable Wege, um sie durchzuführen.
Ich glaube, dass die Vorstellungen, die die Kommission heute dargelegt hat, die richtigen sind, um sicherzustellen,
dass der Finanzsektor einen angemessenen Beitrag zu den dringendsten Aufgaben in der EU und weltweit leistet."
Besteuerung der Banken: globaler Ansatz und Ansatz der EU
Die Kommission unterstützt das Konzept einer Finanztransaktionssteuer auf globaler Ebene und wird sich im
Rahmen der G20 weiterhin an den diesbezüglichen Arbeiten beteiligen. Wenn ehrgeizige globale Ziele in Bereichen
wie Entwicklungshilfe oder Klimaschutz erreicht werden sollen, müssen die internationalen Partner globale
Finanzierungsinstrumente vereinbaren. Mit einer Finanztransaktionssteuer würde jede Transaktion entsprechend
ihrem Wert besteuert, was zu erheblichen Einnahmen führen würde. Nach Auffassung der Kommission wäre
eine gut durchgeführte und international angewandte Finanztransaktionssteuer eine interessante Möglichkeit,
um die notwendigen Mittel für wichtige globale Maßnahmen zu generieren.
Der Mitteilung der Kommission zufolge sollte auf europäischer Ebene aber eine Finanzaktivitätssteuer
in Betracht gezogen werden. Eine solche Steuer würde auf die Erträge und Vergütungen von Unternehmen
des Finanzsektors abzielen. Auf diese Weise würden die Unternehmen und nicht, wie bei der Finanztransaktionssteuer,
die einzelnen Beteiligten einer Finanztransaktion besteuert. Nach eingehender Prüfung möglicher Optionen
zur Besteuerung des Finanzsektors kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass eine Finanzaktivitätssteuer das
beste Mittel wäre, um den Finanzsektor in angemessener Weise zu besteuern und die benötigten neuen Einnahmen
erschließen zu können.
Ein angemessener Beitrag des Finanzsektors
Um festzustellen, ob eine neue Steuer für den Finanzsektor wirklich gerechtfertigt wäre, hat die Kommission
geprüft, welchen Beitrag dieser Sektor derzeit zu den öffentlichen Haushalten leistet. Dabei kam sie
zu dem Ergebnis, dass es gute Gründe für die Einführung der von ihr vorgeschlagenen Steuer gibt.
Zum einen war der Finanzsektor eine wichtige Ursache für die Finanzkrise und hat in den letzten Jahren erhebliche
Unterstützung vonseiten der Regierungen erhalten. Deshalb sollte er in angemessenem Umfang an den Kosten der
Konjunkturmaßnahmen und an der Stärkung der öffentlichen Haushalte beteiligt werden. Zudem könnte
eine Bankensteuer als Korrektiv die grundlegenden Regulierungsmaßnahmen (wie Bankenabgabe und Bankenrettungsfonds)
zur Verbesserung der Effizienz und zur Verringerung der Volatilität der Finanzmärkte ergänzen. Da
ferner der Finanzsektor in der EU von der Mehrwertsteuer ausgenommen ist, würde eine solche Steuer dafür
sorgen, dass dieser Sektor im Vergleich zu anderen nicht zu niedrig besteuert wird. Eine neue Steuer könnte
also dazu beitragen, dass der Finanzsektor einen angemesseneren und größeren Beitrag zu den öffentlichen
Haushalten leistet, sie würde eine zusätzliche Einnahmequelle schaffen und außerdem für mehr
Stabilität und Effizienz im Finanzsektor sorgen.
Die nächsten Schritte
Die Kommission wird ihre Mitteilung am 19. Oktober auf der ECOFIN-Ratstagung, (der Tagung der EU-Wirtschafts- und
Finanzminister) und Ende Oktober auf der Tagung des Europäischen Rats (der Tagung der EU-Staats- und Regierungschefs)
erläutern. Auf dem G20-Gipfel im November wird eine Stellungnahme der EU zur Besteuerung des Finanzsektors
vorgestellt, um die internationalen Partner zu ermutigen, sich auf ein globales Konzept zu einigen. Außerdem
wird die Kommission eine eingehende Folgenabschätzung einleiten, um die in der heutigen Mitteilung dargelegten
Überlegungen eingehender zu prüfen und 2011 entsprechende Initiativen vorzuschlagen. |