|
Kärnten vor Ortstafel-Lösung? |
|
erstellt am
05. 10. 10
|
Kärnten auf gutem Weg zu Ortstafel-Lösung
LH Dörfler informierte in Wien über Jubiläumsfeiern,
Volksgruppenpolitik, Ortstafeln und Alpen-Adria-Aktivitäten - Abstimmungsspende in Höhe von 4 Mio. Euro
Klagenfurt (lpd) - Landeshauptmann Gerhard Dörfler nahm am 05.10. in einer Pressekonferenz in Wien
zu Kärnten im Jubiläumsjahr 2010 sowie zur Rolle der Kärntner Slowenen Stellung. Begleitet wurde
Dörfler von Albert Kreiner, Leiter der Abteilung 7 des Landes, und von Wilhelm Wadl, Leiter des Landesarchivs
Kärnten.
Der Landeshauptmann skizzierte die historischen Hintergründe von Abwehrkampf und Volksabstimmung und bezog
sich auf die vorbildhafte Volksgruppenpolitik in Kärnten, das Ortstafelthema und den Ausbau bzw. die Vorreiterrolle
Kärntens bezüglich grenzüberschreitender Aktivitäten im Alpen-Adria-Raum.
Zur Volksgruppenpolitik stellte der Landeshauptmann klar, dass es für ihn keine Minderheit und auch kein Unterkärnten
gebe, sondern eine Volksgruppe und Südkärnten. "Kärntens Volksgruppenpolitik ist sehr gut,
das wurde auch von der EU bescheinigt", sagte Dörfler Mit dem hohen Diplomaten Valentin Inzko habe man
einen sehr geschätzten Gesprächspartner gefunden, mit dem man gut reden könne, betonte Dörfler.
Inzko, Marijan Sturm und Bernard Sadovnik hätten ein konstruktives Klima und eine neue Gesprächskultur
geschaffen. Für ihn sei es wichtig, dass es zuerst Sondierung und Meinungsbildung gebe und dann das Bemühen
um eine gemeinsame Lösung, so Dörfler.
In Kärnten seien Angehörige der Volksgruppe in keiner Weise benachteiligt, was Persönlichkeiten
wie Dusan Schlapper, Paco Wrolich, der Bürgermeister von Eisenkappel, Franz Josef Smrtnik, Bundesrätin
Ana Blatnik oder ORF-Mann Marian Velik deutlich machen. Jeder könne alles werden.
Vom Kindergarten über die Volksschule bis zu Höheren Schulen habe die Volksgruppe alle Möglichkeiten.
Die insgesamt 13 zweisprachigen Kindergärten wurden bislang mit 3,5 Mio. Euro gefördert. Der Andrang
zu den insgesamt 60 zweisprachigen Volksschulen sei ungebrochen. Für die Schulen gebe es vom Bund 10 Mio.
Euro, vom Land 2,5 Mio. Euro. Diese Beispiele würden belegen, dass die Volksgruppe insgesamt - von der Bildung
bis hin zum Sport - sehr gut gefördert werde. "Kärnten hat hier seine vertraglichen Verpflichtungen
ohne Zweifel übererfüllt", so Dörfler.
Der Landeshauptmann ging weiters auf die Beziehungen zu Slowenien näher ein. Seit vorigem Jahr gebe es viele
positive Signale der Kooperation. Bestes Beispiel sei die geplante Dreiländer-Ski-WM (in Tarvis, Kranjska
Gora und Bad Kleinkirchheim). Für diese wolle man 2012 die Bewerbung für 2017 abgeben. Slowenien sei
außerdem ein sehr wichtiger Handelspartner für Österreich und Kärnten. "Die Firma Rutar
oder die Kärntner Sparkasse beispielsweise haben Niederlassungen in Slowenien", berichtete der Landeshauptmann.
Dörfler sagte außerdem, dass es nie eine Auseinandersetzung mit der Republik Österreich und mit
Slowenien bezüglich der Ortstafeln gegeben habe. Streit habe es mit dem Verfassungsgerichtshof aufgrund von
falschen Verordnungen gegeben. Der frühere Landeshauptmann Haider und er hätten seinerzeit beschlossen,
die Fehlentscheidungen des Verfassungsgerichtshofes in Bleiburg und St. Kanzian aufzuzeigen. Mit den zuletzt ergangenen
Erkenntnissen habe er kein Problem, weil für sie eine Rechtsgrundlage vorhanden sei. Durch Bundeskanzler Werner
Faymann und Staatssekretär Josef Ostermayer sei Druck davon genommen worden, rasch eine Lösung in der
Ortstafelfrage zu finden, eine solche werde bis 2012 oder auch früher angepeilt. "Durch vertrauensbildende
Maßnahmen ist jedenfalls ein entkrampftes Gesprächsklima mit allen Beteiligten entstanden", lobte
Dörfler die Verhandlungspartner.
Zur Zahl der Ortstafeln führte er aus, dass eine prozentuelle Lösung kaum umzusetzen sein werde, weil
eine Volksgruppenfeststellung keine Mehrheit finden dürfte. Er erwähnte erarbeitete Grundlagen, wie etwa
das Schüssel-Haider-Papier und wies darauf hin, dass es eine gewisse Bandbreite gebe. "Daher werde ich
eine konsensuale Verhandlungslösung ohne Öffnungsklausel anstreben, die unbedingt Verfassungsrang erhalten
muss. Ich will eine finale Lösung", so Dörfler. Am Zug sei jedenfalls der Bund.
"Ich möchte in Richtung Zukunft schauen", sagte Dörfler. Mit Italien, Slowenien und vielleicht
auch mit Teilen Kroatien sollte es gelingen, ein kleines Europa zu schaffen, aufbauend auf der bestehenden Euregio
"senza confini". Die Slowenien-Radrundfahrt habe stets eine Etappe in Villach, in der Österreichischen
Eishockeyliga spielen bereits Laibach, Jesenice und Zagreb mit, erwähnte Dörfler anschauliche Beispiele
bereits aktueller Kooperationen im Sport. In Bezug auf die Abstimmungsspende teilte Dörfler mit, dass diese
heute beschlossen werde. Diese soll vier Mio. Euro ausmachen, davon erhalten 75 Prozent die Gemeinden, 15 Prozent
die Volksgruppe und zehn Prozent die Altösterreicher in Slowenien.
Zur Geschichte von Abwehrkampf und Volksabstimmung sagte der Landeshauptmann, dass es ohne Volksabstimmung Kärnten
und auch Österreich in seiner heutigen Form nicht geben würde. Die historische Dimension sollte nicht
kleingeredet werden. Die Kärntner Bevölkerung bzw. die Mehrheit der slowenischsprachigen Kärntner
in der Abstimmungszone A haben damals ja zu Kärnten und ja zu Österreich gesagt und damit die Landeseinheit
erhalten. Nach dem zweiten Weltkrieg habe es Verschleppungen gegeben, die zu Verwundungen geführt haben. Hier
gebe es noch Aufklärungsbedarf, sagte Dörfler.
Auch Albert Kreiner erwähnte, dass Kärnten alle Verfassungserkenntnisse und die Topografieverordnung
umgesetzt habe. Landesarchivdirektor Wadl machte auf die informative und umfassende Publikation zum "10. Oktober
- Kärntens Tag der Volksabstimmung" des Kärntner Landesarchivs aufmerksam. |
|
|
|
Rumpold: LH Dörfler übernimmt in Ortstafelfrage zu 100 Prozent ÖVP Modell
Setzt sich Dörfler bei FPK durch, könne Ortstafelfrage sofort gelöst werden
Klagenfurt (övp-pd) - "Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler übernimmt in der
Ortstafelfrage zu 100 Prozent die Vorstellungen der ÖVP", kommentiert ÖVP Landesparteisekretär
Achill Rumpold die Aussagen Dörflers in einer Pressekonferenz in Wien. Die ÖVP bevorzugt eine politische
Lösung ohne Öffnungsklausel, eine Lösung, mit der verfassungsrechtlich abgesichert werde, dass es
künftig dann keinerlei mehr Forderungen nach weiteren Ortstafeln geben könne. Sollte sich Dörfler
innerhalb der FPK mit seinem Vorstoß durchsetzen, könnte die Ortstafelfrage sofort gelöst werden,
sagt Rumpold. Der ÖVP Landesparteisekretär verweist allerdings auf gestrige, gegenteilige Aussagen von
FPK-Obmann Uwe Scheuch. Das seien Hürden, die jetzt Dörfler, ehemaliger Cross-Spitzenläufer, in
seiner eigenen Partei überwinden müsse, so der ÖVP Politiker. Man wird sehen, ob sich der Landeshauptmann
in seiner eigenen Partei wird durchsetzen können, so Rumpold. |
|
|
|
Zinggl: Dörfler bleibt unglaubwürdig
Grüne fordern: Erkenntnisse des VfGH müssen verbindlich umgesetzt werden
Wien (grüne) - "Auch wenn LH Dörfler nun anlässlich seiner Pressekonferenz das harmonische
Zusammenleben in Kärnten vorgaukelt: Jemand, der in der Missachtung der Rechte der Volksgruppen Wiederholungstäter
ist, und durch seine Weigerung zweisprachige Ortstafeln aufzustellen das Zusammenleben empfindlich stört,
ist und bleibt unglaubwürdig", so Wolfgang Zinggl, Minderheitensprecher der Grünen. "Leere
Versprechungen a la "baldige Einigung" in Sachen Ortstafel kennen wir bereits zuhauf. Dörfler ist
erst seriös, wenn er seine Bringschuld komplett erfüllt und die Entscheidungen des VfGH respektiert",
so Zinggl.
Seit zehn Jahren urteilt der VfGH laufend zu den Ortstafeln in Kärnten und konstatiert gebetsmühlenartig
die Pflicht, in Orten mit einem Volksgruppenanteil über zehn Prozent, zweisprachige Ortstafeln aufzustellen.
"Mittlerweile haben sogar Menschen mit geringem Rechtsverstand begriffen, dass diese Erkenntnisse verbindlich
umzusetzen sind", kommentiert Zinggl die letztwöchige Ankündigung von LH Dörfler, die zu erwartenden
Urteile des VfGH zu respektieren, auch wenn er sie nicht gut heiße. "Einmal mehr beweist Dörfler,
dass er jahrelang wissentlich säumig war und das Gesetz nicht befolgt hat. Andernfalls würde er nicht
noch vor dem Spruch des VfGH ankündigen, in zehn der geprüften Ortschaften zweisprachige Tafeln aufzustellen.
Und gab es nicht schon viele Erkenntnisse des VfGH in Sachen Ortstafeln, die Dörfler umsetzen müsste,
wenn es ihm damit ernst wäre?", so Zinggl und erklärt: "Dörfler widerspricht sich, wenn
er in einem Fall den Spruch des VfGH anerkennt und im anderen nicht".
Dazu gesellt sich auch die Ankündigung des Kärntner Landeshauptmanns, in den Orten Hart und Frög
nicht einmal nach einem entsprechenden VfGH-Urteil zweisprachige Tafeln anzubringen. "Mit dieser Ankündigung
wird meine, vor einem Jahr eingebrachte Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, um den Beweisfall eines neuerlichen
Amtsmissbrauchs reicher", erläutert Zinggl. Den Vorschlag Uwe Scheuchs, Verfassungsgerichtshofurteile
künftig von der Verfassungsabteilung des Landes prüfen zu lassen, bezeichnet Zinggl als völlig durchgeknallt:
"Vielleicht denkt auch dieser geringe Rechtsverstand einmal darüber nach, warum der Verfassungsgerichtshof
in Österreich letzte Instanz ist."
Dem von Staatssekretär Ostermayer lancierten Vorschlag, ohne Öffnungsklausel in 141 - 163 Orten zweisprachige
Tafeln aufzustellen, gibt Zinggl wenig Erfolgschance. "Das fällt noch hinter den im Jahr 2005 von der
SPÖ selbst abgelehnten Vorschlag zurück. Wenn demnächst die Topographieverordnung kippen wird, muss
ohne Wir-wollen-bald-Ankündigungen eine neue, der Verfassung entsprechende Verordnung, der zu Folge alle Gemeinden
über zehn Prozent-Volksgruppenanteil zweisprachige Ortstafeln bekommen, erlassen werden. Auch eine Regierung
hat die Verfassung einzuhalten." |
|
|
|
Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen
Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion
|
|
zurück |
|
|