Wien (wifo) - Der Mangel an Wettbewerb bedeutet in Österreich einen Wachstumsengpass. Durch eine
anhaltende Intensivierung des Wettbewerbs sind in Österreich substantielle positive Effekte auf Innovation
und Wachstum zu erwarten. In Ergänzung zu Vorgaben auf der EU-Ebene sind auch eigenständige wettbewerbspolitische
Maßnahmen sinnvoll, möglich und notwendig. Aufgrund der Versäumnisse in der Vergangenheit ist der
Spielraum für eine innovations- und wachstumsfördernde Wettbewerbspolitik auf nationaler Ebene in Österreich
vergleichsweise groß und könnte "budgetschonend" genutzt werden.
Eine eindeutige Lehre aus der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ist, dass sich der Staat auf seine wichtigste
Aufgabe konzentrieren sollte, indem er die entsprechenden Rahmenbedingungen für das Funktionieren der Märkte
schafft. Dieses Ziel ist am besten durch eine konsequente Ordnungspolitik und eine strenge international koordinierte
Wettbewerbspolitik sowie durch "intelligente Regulierung" ("Smart Regulation") zu erreichen.
Das kann in einigen Sektoren (z. B. Banken und Finanzsektor) eine strengere Regulierung bedeuten, während
in anderen Wirtschaftsbereichen (z. B. Netzwerkbranchen, freie Berufe) noch immer substantieller Spielraum für
Deregulierung zu bestehen scheint.
Die Finanzmarktkrise hat darüber hinaus gezeigt, dass öffentliches Eigentum nicht unbedingt die Stabilität
eines Unternehmens garantiert. Ein Rückzug der öffentlichen Hand aus dem Wirtschaftsgeschehen als aktiver
Akteur muss nicht zwangsläufig mit einer Destabilisierung der Märkte einher gehen, wenn es gelingt, die
entsprechenden Rahmenbedingungen herzustellen und deren Einhaltung und Bestand zu gewährleisten. Dies erfordert
eine intelligente Regulierung und eine effiziente Wettbewerbsaufsicht.
Folgende Empfehlungen für eine innovations- und wachstumsorientierte Wettbewerbspolitik lassen sich ableiten:
- Der Etablierung einer wettbewerbsfreundlichen Grundstimmung sowie der Entwicklung einer wettbewerbspolitischen
Gesamtstrategie sollte oberste Priorität eingeräumt werden. Die Wirksamkeit des Wettbewerbsrechts und
seiner Durchsetzung sollte erhöht werden. Die regulatorischen Hindernisse für die Entfaltung unternehmerischer
Tätigkeit sollten weiter verringert werden.
- Die Belebung des Wettbewerbs ist im Bereich der freien Berufe mit Nachdruck voranzutreiben. Privatisierungen
sollten als Instrument zur Wettbewerbsintensivierung in Betracht gezogen werden.
- Auf wettbewerbsverzerrende Subventionen sollte verzichtet werden. Wien, am 15. Oktober 2010
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