Heidelberg (idw) - Humane Papillomviren sind nicht nur Verursacher des Gebärmutterhals- krebses, sondern
auch an der Entstehung von gut- und bösartigen Hauttumoren beteiligt. Besonders betroffen davon sind Menschen
mit einem geschwächten Immunsystem, wie Patienten nach einer Organtransplantation. Eine Impfung gegen die
Viren könnte das Hautkrebsrisiko der Betroffenen drastisch verringern. Die Arbeitsgruppe um Professor Dr.
Frank Rösl am Deutschen Krebsforschungszentrum will einen entsprechenden Impfstoff entwickeln. Sie besitzt
ein einzigartiges Tiermodell für Papillomviren, um den zukünftigen Impfstoff für Organempfänger
im Rahmen einer präklinischen Studie zu testen.
Krebs kann durch verschiedene Umwelteinflüsse wie bestimmte Chemikalien oder Strahlung verursacht werden.
Daneben spielen jedoch auch Viren eine wichtige Rolle. Aktuelle Studien zeigen, dass humane Papillomviren (HPV)
eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des nicht-melanozytären, sogenannten „weißen“ Hautkrebses,
spielen. Diese Art von Krebs geht von den Zellen der obersten Hautschicht aus. Menschen mit geschwächtem Immunsystem
sind hierbei besonders anfällig, da sie die Viren in der Haut nicht mehr erfolgreich abwehren oder kontrollieren
können. Vor allem organtransplantierte Patienten, deren Immunsystem durch spezielle Medikamente stark geschwächt
ist, leiden aufgrund der Papillomvirusinfektionen unter massiver Warzenbildung und Hautkrebsvorstufen. Sie besitzen
daher ein stark erhöhtes Risiko, an bösartigen Hauttumoren zu erkranken – besonders an sonnenexponierten
Körperregionen.
Verwandt mit den Erregern der Hauttumoren sind Papillomviren, die für die Entstehung des Gebärmutterhalskrebses
verantwortlich sind. Hier ist Dank der Einführung einer Impfung ein drastischer Rückgang der Neuerkrankungen
an Gebärmutterhalskrebs in den kommenden Jahren zu erwarten. Der Impfstoff besteht aus virusähnlichen
Partikeln („Virus-like particles“, VLP), welche die Virusoberfläche nachahmen, jedoch keine infektiöse
Erbinformation enthalten.
Weitgehend unerforscht sind bislang die Erfolgsaussichten und Wirkungsweisen einer vergleichbaren Impfung gegen
Hautkrebs. Das will die Forschergruppe um Prof. Frank Rösl nun ändern. Zunächst wollen die Forscher
klären, zu welchem Zeitpunkt und gegen welche Art von Infektionen, z.B. ob akut oder chronisch, erfolgreich
geimpft werden kann. Diese Aspekte will die Arbeitsgruppe anhand einer VLP-Impfung in präklinischen Studien
am Tiermodell untersuchen. Durch den Einsatz von Medikamenten, die das Immunsystem weitgehend ausschalten, wird
darüber hinaus die Wirksamkeit eines solchen Impfstoffes unter Bedingungen getestet, wie sie bei Organempfängern
nach der Transplantation vorgefunden werden.
Die Papillomviren sind auf einzelne Organismen und Organe spezialisiert. So befallen die kutanen HPV ausschließlich
die Haut des Menschen. Sie können also an keinem anderen Organismus erforscht werden. Die Heidelberger Wissenschaftler
haben jedoch ein ausgezeichnetes Modellsystem ausfindig gemacht: die Vielzitzenmaus Mastomys coucha. Die Tiere
sind insofern einzigartig, als dass sie mit eigenen Papillomviren infiziert sind, die genau wie beim Menschen im
Falle einer ausgeschalteten Immunabwehr für die Bildung von Hauttumoren verantwortlich sind. Damit hat die
Arbeitsgruppe einen idealen Ausgangspunkt, um den Erfolg einer Impfung gegen Hautkrebs an einem natürlichen
Organismus zu studieren.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 170.000 Euro. Stiftungszweck der Stiftung
ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der
Stiftung wurden dabei insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und
der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben
ist. |