Kulturausschuss befasst sich mit Berichten der Bundesregierung
Wien (pk) - In seiner Sitzung vom 12.10. beschäftigte sich der Kulturausschuss des Nationalrats
mit dem Kunstbericht sowie mit dem Kulturbericht der Bundesregierung. Einleitend meinte Bundesministerin Claudia
Schmied, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten brauche es ein klares Bekenntnis des Staates zu Kunst und
Kultur. Dieser müsse sich als konstanter, berechenbarer und verlässlicher Partner erweisen und sich im
Sinne der Planbarkeit auch zu langjährigen Förderungen verpflichten.
Es gehe ihr um eine weltoffene, zur Diskussion anregende Kunst und Kultur, wobei auch eine entsprechende Kulturvermittlung
unabdingbar sei. Schwerpunkte ihrer Arbeit lege sie auf zeitgenössische Kunst, aber auch auf regionale Kunstinitiativen.
Es habe insgesamt mehr Geld für die Kunst gegeben, berichtete die Ministerin, wovon vor allem die Filmwirtschaft
profitiere, was gut für den Filmstandort Österreich sei. Auch die gezielte Förderung des künstlerischen
Nachwuchses sei ihr ein Anliegen, betonte die Ressortchefin. Aus aktuellem Anlass informierte sie die Abgeordneten,
dass das Volkskunde- und Völkerkundemuseum perspektivisch in den KHM-Komplex eingebunden werden sollen, wozu
sie nun weitere Stellungnahmen erwarte.
Abgeordnete Heidemarie Unterreiner (F) verwies auf den Bericht des Rechnungshofs, wonach auch bei den Subventionen
Einsparungspotentiale gegeben seien. Im Sinne von mehr Transparenz wäre es ihrer Meinung nach sinnvoll, zu
erfahren, wohin die Gelder nun wirklich fließen und wo gegebenenfalls Einsparungen vorgenommen werden könnten.
Konkret beklagte die Rednerin, dass das Volkskundemuseum jahrelang finanziell ausgehungert worden sei, während
die ExpertInnen eine Zusammenführung beider Museen für kontraproduktiv hielten. Die Ministerin möge
ihre Haltung daher noch einmal überdenken.
Abgeordneter Josef Cap (S) würdigte die Qualität der Berichte und ging sodann auf interkulturelle Aspekte
der Kunst ein. Erfreut zeigte er sich darüber, dass in den Schulen wieder vermehrt Schach angeboten würde,
und es sei ein Zeichen der Emanzipation, dass es hier auch eigene Programme für Mädchen gebe.
Abgeordnete Claudia Durchschlag (V) sprach die Zukunft der Bundestheater an, um sodann auf den Architekturatlas
zu sprechen zu kommen, bei dem sie wissen wollte, wieviel dieser gekostet habe und worin dessen Mehrwert bestehe.
Schließlich erkundigte sie sich nach allfälligen Erkenntnissen über die Effekte des Festivals "Kulturhauptstadt
Linz".
Abgeordneter Ewald Sacher (S) thematisierte die Musikförderung und hier insbesondere die Förderung des
musikalischen Nachwuchses.
Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (G) trat für mehr Transparenz im Förderungswesen ein. Sie
hielt es für wünschenswert, die jeweils getroffenen Entscheidungen nachvollziehbarer zu machen. Weiters
thematisierte die Rednerin den Zustand der heimischen Popmusik.
Abgeordneter Wilhelm Molterer (V) bezeichnete die "Vienna Art Fair" als hoch interessantes und informatives
Element in der heimischen Ausstellungslandschaft. Daneben beklagte er den allmählichen Verlust einer ganzen
Bildhauergeneration von Hrdlicka bis Prantl und regte an, hier eine Strategie zur Pflege und zum Erhalt des Werkes
zu entwickeln.
Abgeordnete Christine Muttonen (S) beleuchtete Aspekte der Kulturvermittlung und verwies auf den Themenkomplex
europäischer Förderungen für heimische Kunst.
Abgeordneter Stefan Markowitz (B) warf erneut die Frage der Aufklärung über die seinerzeitigen Schäden
in der Albertina auf und wollte wissen, wer hier nun die Verantwortung zu übernehmen habe.
Abgeordnete Katharina Cortolezis-Schlager (V) unterstrich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den Ländern
bei der Kunstförderung, aber auch der Kunstvermittlung, überdies sprach sie den aktuellen Stand bei den
Digitalisierungsstrategien an.
Abgeordnete Ruth Becher (S) erkundigte sich danach, ob es bereits konkrete Evaluierungen hinsichtlich eines freien
Jugendeintritts bei Museen gebe, Anna Franz (V) erkannte die Lehrerbildung als Basis zielführender Kunstvermittlung
und stellte Gedanken zur Baukultur an.
Abgeordneter August Wöginger (V) erinnerte daran, dass man sich bezüglich der Museenlandschaft der Zukunft
auf eine Rahmenzielvereinbarung geeinigt habe, was die Frage aufwerfe, wie es um diese stehe. Selbiges sprach auch
Abgeordnete Christine Lapp (S) an, die sich zudem mit Kinder- und Jugendliteratur auseinandersetzte.
Abgeordneter Walter Rosenkranz (F) hielt es für kritikwürdig, generell freien Eintritt zu gewähren,
dafür aber höhere Basissubventionen einzumahnen. Hier sei seitens der MuseumsdirektorInnen mehr Kreativität
gefordert, meinte er. Überdies sprach er das Mahler-Jahr an, wo er sich nach einer allfälligen Unterstützung
des Bundes erkundigte.
Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (S) ging auf regionale Kulturinitiativen und das öffentliche Bibliothekswesen
ein, Abgeordneter Andreas Karlsböck (F) unterstrich die Wichtigkeit der Kontrolle hinsichtlich der Verwendung
öffentlicher Gelder.
Nach einer Antwortrunde durch die Bundesministerin griff Abgeordnete Silvia Fuhrmann (S) die Frage Völkerkundemuseum
und Volkskundemuseum noch einmal auf und zeigte sich enttäuscht darüber, dass die seinerzeitigen Visionen
anscheinend nicht mehr aktuell seien. Die Reaktion der betroffenen Direktoren sei daher verständlich. Diese
Ansicht vertrat auch Abgeordneter Wolfgang Zinggl (G), der meinte, man verabschiede sich vom gesamten Konzept einer
zukunftsorientierten Museenlandschaft, wenn man kein eigenständiges Kulturmuseum für Volks- und Völkerkunde
schaffe. Zudem übte er heftige Kritik an der Leitung des MAK, wo er Verschwendung und Günstlingswirtschaft
ortete und erklärte, hier sei Aufklärung dringend geboten.
Die Ministerin bemerkte, die Frage der Zukunft des Völkerkundemuseums und des Volkskundemuseums sei Gegenstand
weiterer Beratungen. Sie halte am Konzept "Museum neu" fest, meine aber, dass eine Eingliederung dieser
Einheiten in den KHM-Komplex diesem Konzept noch nicht widerspreche.
Sie sagte zu, den Vorwürfen hinsichtlich der Leitung des MAK nachgehen zu wollen und kündigte an, eine
Entscheidung über Weiterbestellung oder Neuausschreibung der Leitung noch im November treffen zu wollen.
Sowohl der Kulturbericht als auch der Kunstbericht wurden mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und BZÖ mehrheitlich
zur Kenntnis genommen. |