Allianz und Lisbon Council präsentieren aktuelle Studie "Euro Monitor"
Wien (allianz) - 13 von 16 Staaten sind nur Mittelmaß, Griechenland und Irland gefährden gar
die Stabilität der Eurozone - das zeigen die Ergebnisse des "Euro Monitor" der Allianz und des "Lisbon
Councils". Um die Glaubwürdigkeit der gemeinsamen Währung beizubehalten, muss sich in Sachen Wirtschaftspolitik
einiges ändern, erklären die Allianz Experten.
"Die 16 Länder der Eurozone müssen mehr leisten, um die Stabilität ihrer gemeinsamen Währung
und deren Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten zu sichern", erklärt Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender
der Allianz Gruppe in Österreich. Dazu zählen der Abbau staatlicher und privater Schulden ebenso wie
die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Mittelfristig ist ein jährliches reales Wirtschaftswachstum
von mindestens 2 Prozent notwendig, um substanziell die Verschuldung und Arbeitslosigkeit im Euroraum abzubauen.
Für 2011 werden nur 1,7 Prozent erwartet.
Österreich: Europameister bei "Beschäftigung, Produktivität und Ressourceneffizienz"
Wirft man einen Blick auf die einzelnen Indikatoren der Studie, so zeigt sich, dass sich Österreich im Vergleich
gut schlägt. Österreich konnte gegenüber dem Vorjahr in Relation zu vielen anderen Mitgliedern der
Euro-Zone seine Platzierungen halten. In der Kategorie "Finanzielle Nachhaltigkeit" wurde Rang 4 erreicht,
die "Verschuldung privater inländischer Sektoren und Nettoauslandsvermögenssituation" liegt
mit Platz 3 ebenso auf Vorjahresniveau, bei der "Wettbewerbsfähigkeit und Inlandsnachfrage" konnte
Platz 2 gefestigt werden. Bei "Beschäftigung, Produktivität und Ressourceneffizienz" ist Österreich
"Europameister". Über alle insgesamt 15 quantitativen Indikatoren gerechnet, bedeutet das für
Österreich einen guten zweiten Platz hinter Deutschland.
Wirtschaftspolitische Reformen notwendig
Deutschland konnte neben Malta als einziges Land seine Bewertung gegenüber 2005 verbessern und führt
die Rangliste vor Österreich, Luxemburg und den Niederlanden an. Keines der 16 Länder zeigt jedoch unmittelbar
nach der Finanz- und Wirtschaftskrise einen ausreichend stabilen Wachstumskurs frei von wirtschaftspolitischen
Fehlentwicklungen. So sieht der Monitor auch bei drei der vier führenden Länder - Deutschland, Österreich
und den Niederlanden - Handlungsbedarf bei der vergleichsweise schwachen Inlandsnachfrage und beim Schuldenabbau.
Alle drei verletzen das Maastricht-Kriterium mit einem Schuldenstand von mehr als 60 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt.
Die größten Divergenzen innerhalb der Eurozone stellt der Monitor in den Bereichen "Wettbewerbsfähigkeit
und Inlandsnachfrage" sowie "Verschuldung privater inländischer Sektoren und Vermögenspositionen
gegenüber dem Ausland" fest. Letzteres gilt vor allem für die vier Schlusslichter Portugal, Spanien,
Irland und Griechenland. Während Irland und Griechenland die Stabilität der Eurozone akut gefährden,
drohen Portugal und Spanien bei einer wirtschaftlichen Abkühlung zu einem Risiko zu werden.
Strukturelle Reformen notwendig
Seit der Einführung des Euro haben sich bedeutende Ungleichgewichte in der EWU entwickelt, welche die Glaubwürdigkeit
des Euro gefährden. Praktisch alle Staaten in der Eurozone haben ihre Haushalte noch nicht im Griff. Jedes
Zögern droht zu einer Belastung für den Euro zu werden. "Glaubwürdige Konsolidierungsschritte
und Reformen müssen in den verschuldeten Ländern schnell eingeführt und umgesetzt werden. Ebenso
dringend ist eine Verbesserung der strukturellen Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität", so Littich.
Dabei sei man in der Allianz überzeugt, dass das von der EU-Kommission vorgeschlagene Verfahren bei einem
übermäßigen Ungleichgewicht (Excessive Imbalance Procedure) ein gutes Instrument wäre, um
Ungleichgewichte zu vermeiden und zu korrigieren. Aber letztlich liege die Verantwortung bei den Ländern selbst,
jetzt zu handeln. Der "Euro Monitor" soll mit seiner Analyse die notwendige Transparenz dafür bieten
und den Prozess begleiten. Die Autoren des "Euro Monitors" empfehlen für die bevorstehende Sitzung
des EU-Ministerrats, die von der EU-Kommission befürwortete Gesetzgebung für eine bessere Kontrolle der
Finanzpolitik und makroökonomischer Ungleichgewichte schnell und ohne eine weitere Verwässerung einzuführen.
Dazu benötige die Eurozone nicht nur ein verbessertes Monitoring, sondern auch klare und verbindliche Regeln
für die Mitgliedsstaaten. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt sollte ebenso eindeutige Regeln und wirksame
Sanktionsmöglichkeiten erhalten. Den Sparprogrammen in den einzelnen Ländern sollten umgehend strukturelle
Reformen folgen.
"Der Euro Monitor 2010: Indikatoren für ausgewogenes Wachstum" ist die erste Studie ihrer Art nach
der Eurokrise. Gemeinsam herausgegeben von den Volkswirten der Allianz SE und der Brüsseler Denkfabrik The
Lisbon Council analysiert der Monitor die 16 Staaten der Eurozone auf Basis von 15 quantitativen Indikatoren in
vier Kategorien: Finanzielle Nachhaltigkeit; Wettbewerbsfähigkeit und Inlandsnachfrage; Beschäftigung,
Produktivität und Ressourceneffizienz sowie Verschuldung privater inländischer Sektoren und Vermögenspositionen
gegenüber dem Ausland. Als makroökonomisches Monitoring- und Frühwarnsystem dient der Monitor dazu,
bestehende und neu aufkommende wirtschaftspolitische Fehlentwicklungen aufzudecken. Erstmals werden bei dieser
Analyse auch Faktoren wie der demografische Wandel und der Umgang mit natürlichen Ressourcen einbezogen, weil
sie aus Sicht der Allianz Volkswirte einen wesentlichen Einfluss auf das nachhaltige Wachstum einzelner Länder
haben. Der Euro Monitor 2010 wird am 26. Oktober in Brüssel in Anwesenheit von Olli Rehn, EU-Kommissar für
Wirtschaft und Währung, vorgestellt. |