Ultrakurze Lichtpulse und ihre Quanten-Eigenschaften stehen im Fokus der Attosekundenphysik.
Wien (tu) - Die moderne Lasertechnologie voranzutreiben, um mit ultrakurzen Lichtpulsen die Physik
von Atomen, Molekülen oder Halbleitermaterialien zu untersuchen - das war das Ziel des von der TU Wien geleiteten
Forschungsprogramms ADLIS. Nach zehn überaus erfolgreichen Jahren wird das ADLIS-Programm nun im Rahmen eines
Symposiums am 28. und 29. Oktober präsentiert. Die international angesehene Forschung, die in dieser Zeit
aufgebaut wurde, soll freilich weitergeführt werden.
Gleich fünf Universitäten nahmen am ADLIS-Programm teil, das vom österreichischen Wissenschaftsfonds
FWF gefördert wurde: Neben der TU Wien waren auch die Universität Wien, die Universität Bielefeld,
die LMU München und die JMU Würzburg beteiligt. Mit vier teilnehmenden Instituten hatte die TU Wien den
größten Anteil am ADLIS-Projekt, und so wurde das Projekt auch von der TU Wien aus geleitet - zunächst
von Prof. Ferenc Krausz (damals am Institut für Photonik, heute MPI Garching/LMU München), seit 2004
von Prof. Joachim Burgdörfer (Institut für Theoretische Physik).
Die Physik ultrakurzer Zeitskalen
Mit Millionen Stundenkilometern bewegen sich Elektronen um den Atomkern, Vorgänge innerhalb von Atomen
spielen sich auf äußerst kurzen Zeitskalen ab. Will man atomare Prozesse erforschen, muss man oft auf
die Zeitskala von Femtosekunden (Millionstel einer Milliardstelsekunde, 10-15 s) oder Attosekunden (Milliardstel
einer Milliardstelsekunde, 10-18 s) vordringen. Das ist nur mit ultrakurzen Laserpulsen möglich. "Sowohl
die Lasertechnologie selbst als auch unser Verständnis der Physik auf der Zeitskala von Attosekunden konnte
durch ADLIS maßgeblich verbessert werden", erklärt Prof. Joachim Burgdörfer. Heute können
in verschiedenen Frequenzbereichen Laserpulse hergestellt werden, die nur noch aus einigen wenigen Lichtschwingungen
bestehen.
Immer wieder wurden Errungenschaften und Ideen der ADLIS-Partner von Forschungsgruppen auf der ganzen Welt aufgegriffen
und nachgeahmt. Somit legte ADLIS in vielen Bereichen das Fundament für neue Forschung und Technologie, und
die teilnehmenden Gruppen wurden zu international richtungsweisenden Impulsgebern auf ihren Gebieten. "Man
kann mit Recht behaupten, dass ADLIS maßgeblich zur Begründung und Entwicklung der Attosekundenphysik
beigetragen hat", meint Prof. Joachim Burgdörfer.
Weltweit beachtete Forschungsergebnisse
Auch wenn sich Forschungsqualität nur bedingt in Zahlen abbilden lässt: Die Erfolgsliste von
ADLIS ist beeindruckend. Über 500 Publikationen gingen aus dem Projekt hervor, etwa 10% davon in Top-Journalen
wie Science, Nature oder Physical Review Letters. Aufgrund der Qualität der Forschung ist es auch nicht erstaunlich,
dass gleich sieben beteiligte WissenschaftlerInnen aus dem Projekt Rufe für Professuren an anderen Universitäten
erhielten. Trotzdem muss man sich über wissenschaftlichen Nachwuchs keine Sorgen machen: 50 Diplomarbeiten,
66 Dissertationen und 5 Habilitationen wurden im Zuge dieses Projekts abgeschlossen.
Auch wenn das ADLIS-Programm nun ausläuft, wird die Forschung auf dem Gebiet der Attosekundenphysik an der
TU Wien und den Partneruniversitäten weitergeführt werden. Spannende offene Forschungsfragen gibt es
schließlich auch nach zehn Jahren ADLIS noch genug. Auch viele der Kooperationen zwischen den Arbeitsgruppen,
die für den Erfolg von ADLIS ganz entscheidend waren, sollen in Zukunft aufrecht bleiben.
Das ADLIS-Symposium findet am 28. und 29. Oktober an der TU Wien statt (Festsaal, Karlsplatz 13). Im Rahmen des
Symposiums wird auch Prof. Paul Corkum (Ottawa, Kanada), eine der führenden Persönlichkeiten der Attosekundenphysik,
einen öffentlichen Vortrag halten, der sich auch an NichtexpertInnen richtet (Donnerstag, 28. Oktober, 18:00,
Festsaal Karlsplatz 13). |