Wien (wifo) - Trotz des kräftigen Konjunkturaufschwungs in Österreich nehmen die Wohnbaubewilligungen
weiterhin merklich ab. Im Jahr 2010 werden sie mit insgesamt rund 39.100 Wohneinheiten um 1.300 Einheiten niedriger
sein als im Vorjahr. Für 2011 wird ein weiterer Rückgang um etwa 1.600 Wohneinheiten erwartet. Kurzfristig
ist im Wohnbau somit keine Entspannung in Sicht.
Das Wirtschaftswachstum wird derzeit in Österreich von der positiven Entwicklung in der Sachgütererzeugung
sowie von den starken Zuwächsen im Außenhandel getragen. Das Bauwesen kann hingegen am Konjunkturaufschwung
nur wenig partizipieren, vor allem private Nachfrageimpulse fehlen weiterhin. Insbesondere der anhaltende Rückgang
der Bruttoanlageinvestitionen (2010 2,5% gegenüber dem Vorjahr) bremst eine Erholung des gewerblichen Hochbaus,
aber auch die Baubewilligungen im Wohnungsneubau sind nach wie vor rückläufig. Die gesamte Bauwirtschaft
verharrt somit in einer Schwächephase, für 2010 wird mit einem realen Rückgang der Wertschöpfung
um 3% gerechnet.
Vor dem Hintergrund der Aufhellung des gesamtwirtschaftlichen Umfeldes revidierte das WIFO seine aktuelle Prognose
der Baubewilligungen geringfügig nach oben, dennoch wird für 2010 ein Rückgang auf 39.100 Einheiten
erwartet (1.300 gegenüber dem Vorjahr). 2011 dürften die Baubewilligungen neuerlich um 4% sinken (1.600
auf 37.500 Einheiten), weil sich die Einkommen schwach entwickeln. Weiterhin entfällt der Großteil der
Baubewilligungen auf den Mehrgeschossbau. Im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser wird die Entwicklung
durch die anhaltende Vorsicht der privaten Haushalte bezüglich größeren Investitionen gebremst,
die sich derzeit in der geringen Verschuldungsbereitschaft spiegelt. Der Rückgang der Wohnbauproduktion ist
vor dem Hintergrund eines vor allem wegen des Bevölkerungszuwachses in Österreich weiter steigenden Bedarfes
an neuen Wohnungen zu sehen.
Angesichts dieser angespannten Situation beschäftigen sich am 22. Oktober 2010 in Pörtschach am Wörthersee
Vertreter der Länder und die Baupakt-Partner (Bundesinnung Bau, Fachverband der Stein- und keramischen Industrie
Österreich, Gewerkschaft Bau-Holz und Global 2000) mit der Frage, wie das Angebot bereits kurzfristig besser
auf die Zunahme der Nachfrage reagieren kann. Im Mittelpunkt der Diskussionen werden auch Finanzierungsfragen und
die zweckentsprechende Verwendung der Wohnbaufördermittel des Bundes durch die Länder stehen. |