Eine Riesenchance für den Bezirk Braunau
Linz (lk) - Im Jahr 2012 wird die nächste Landesausstellung in Oberösterreich gezeigt.
Sie ist die 29. ihrer Art in der nunmehr 45jährigen Geschichte dieser kulturellen Großveranstaltung.
Diese dezentrale Landesausstellung ist aber auch die zweite, die das Land Oberösterreich gemeinsam mit dem
Freistaat Bayern präsentiert. Waren es 2004 das Oberhausmuseum in Passau und das ehemalige Kloster Asbach,
ein Kulturzentrum des Landkreises Passau, so sind diesmal das Haus der Bayerischen Geschichte - als Dienststelle
des Bayerischen Wissenschaftsministeriums - und die Stadtgemeinde Burghausen Partner des Landes Oberösterreich.
Diese grenzüberschreitende Landesausstellung, der 2013 eine weitere zusammen mit Südböhmen folgen
wird, findet an drei historisch äußerst bedeutsamen Plätzen im westlichen Oberösterreich und
im benachbarten Oberbayern statt:
Zum einen im ehemaligen Augustiner Chorherren Stift Ranshofen, zum anderen in der ehemaligen Habsburgischen Forstverwaltung
Mattighofen (landläufig "Schloss Mattighofen" genannt) und auf bayerischer Seite in der Feste Burghausen,
eine der bedeutendsten und am besten erhaltenen Burganlagen Deutschlands.
Die zweite grenzüberschreitende bayerisch-oberösterreichische Landesausstellung bildet damit allein schon
von den Schauplätzen her ein herausragendes und faszinierendes Kulturprojekt im Großraum zwischen Salzburg,
München und Linz.
Bayern und Oberösterreich, Habsburger und Wittelsbacher - Landesgeschichte einmal anders
Die inhaltliche Konzeption dieser Landesausstellung wird auf oberösterreichischer Seite Frau Dr. Elisabeth
Vavra vom Institut für Realienkunde der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zusammen mit einem
kleinen Stab an Wissenschafter/innen vornehmen. Sie hat bereits mehrfach Erfahrung mit Landesausstellungen in Ober-
und Niederösterreich.
Auf bayerischer Seite betreut das Haus der Bayerischen Geschichte, vertreten durch Herrn Dr. Wolfgang Jahn, zusammen
mit Expertinnen und Experten aus dem Stadtarchiv Burghausen die wissenschaftliche Konzeption.
In dieser Landesausstellung wird versucht, das über viele Jahrhunderte gewachsene Verhältnis zwischen
Bayern und Oberösterreich vor dem Hintergrund historischer und alltagskultureller Parameter zu dokumentieren;
gibt es doch am Beginn der Neuzeit mit den Bajuwaren gemeinsame Vorfahren.
Und wenn heute das Verhältnis zwischen Bayern und Oberösterreich von besten nachbarschaftlichen Beziehungen
geprägt ist, so ist doch anzumerken, dass die historische Entwicklung der beiden Länder aber trotzdem
immer wieder von "Bruchlinien" geprägt war, weil mit den Habsburgern und den Wittelsbachern zwei
der mächtigsten Herrscherhäuser Europas um Macht, Einfluss und territorialen Zugewinn gerungen haben.
Dieser Versuch der Sicherung der Macht und das Streben nach Einflusssphären hat sich in verschiedenen Bereichen
des adeligen und nicht adeligen Alltags widergespiegelt, was es in der Landesausstellung zu dokumentieren gilt;
etwa am Beispiel
- vom Streben nach territorialen Zugewinnen durch politische und kriegerische Prozesse
- der unterschiedlichen Zugänge zur Verwaltung des Territoriums (Stichwort. "Napoleonische Verwaltung")
- der Stadtgründungen und Stadtanlagen (Wittelsbacher Stadt <> Habsburger Stadt)
- des Protokolls und der Sitten bei Hof
- des Kunstverständnisses und der Art Kunst zu sammeln und zu fördern
- der Heiratspolitik und des sogenannten "Maitressenmangements"
- und, und, und…
Zudem dürfen in der Ausstellung auch biografische Elemente nicht fehlen, weil es ja letztlich die in der Region
lebenden Menschen sind, die Geschichte schreiben und geschrieben haben.
Weiters wird in der Landesausstellung die Rolle der Fürst-Erzbischöfe aus Salzburg beleuchtet, die des
Öfteren mit ihren eigenen kirchlichen und politischen Ambitionen die Machtbalance zwischen Habsburgern und
Wittelsbachern, zwischen Bayern und Österreich, in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen versuchten.
Insgesamt - und das ist entscheidend - geht es bei dieser Schau nicht um eine "trockene" genealogische
Abhandlung sondern um eine an kostbaren Ausstellungsobjekten und spannenden Inszenierungen reiche Ausstellung,
die den Gästen der Schau ein bedeutendes Stück unserer gemeinsamen Landesgeschichte widerspiegeln soll.
Und aus oberösterreichischer Sicht ist anzumerken, dass mit dieser Landesausstellung das im Zuge dieser kulturellen
Großveranstaltung letzte große, noch offene Kapitel unserer Landesgeschichte dokumentiert wird.
Eine genaue Festlegung, wie die einzelnen Themen zwischen Ranshofen und Mattighofen verteilt werden, erfolgt erst
im Winter, wenn die Detailkonzepte feststehen.
Bauliche Maßnahmen, Investment und Nachnutzung:
Die OÖ. Landesausstellung 2012 bedeutet für das westliche Oberösterreich sowie für
den Bezirk Braunau im Besonderen einen gewaltigen Investitionsschub.
Die Adaptierung des ehemaligen Stiftes Ranshofen für die Ausstellung und die Nachnutzung ist derzeit mit rund
7,76 Millionen Euro veranschlagt.
Darüber hinaus wird auch die Stiftskirche Ranshofen selbst, die in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung weit
über die Landesgrenzen hinausragt, mit einem Beitrag aus Kulturförderungsmitteln in der Höhe von
rund 1,1 Millionen Euro in mehreren Etappen saniert. Damit können mit Kirche und Stift zwei Baudenkmäler
von größter kultureller und baugeschichtlicher Bedeutung langfristig erhalten werden.
Von diesem Investment in Ranshofen darf man sich insofern besondere, nachhaltige Wirkung erwarten, weil die Landesausstellung
mittelfristig auch als Kristallisationspunkt für eine nachhaltige Ortsteilentwicklung in Ranshofen dienen
kann.
In Mattighofen wiederum wird im sogenannten "Schloss" ein Amtshaus nach modernsten Gesichtspunkten errichtet,
das allen Anforderungen für eine multifunktionale Nutzung - weit über reine Verwaltungsagenden hinaus
- entspricht.
Die bauliche Adaptierung des Schlosses erfolgt um Gesamtkosten von 4,5 Millionen Euro und wird vom Gemeinderessort
aus BZ-Mitteln mit einem Betrag von 3 Millionen Euro gefördert; weitere 1,137 Millionen werden über ein
KG-Darlehen aufgebracht. Die Direktion Kultur mietet sich im fertig ausgebauten aber noch nicht eingerichteten
Stadtamt für eine Dauer von 24 Monaten ein, um dort den Mattighofener Teil der Landesausstellung zu zeigen.
Dafür fallen Mietkosten in der Höhe von rund 363.000 Euro an.
Ein Modell, das sich bereits bei der Landesausstellung im Jahr 1998 bewährt hat, als in St. Pankraz, im Alten
Pfarrhof, heute ebenfalls ein Gemeindeamt, die Ausstellung über die Wilderei gezeigt wurde.
Unterzieht man das zuvor genannte Investment in der Höhe von rund 13,36 Millionen Euro sowie die Kosten für
Betrieb, PR und Exponatmanagement in der Höhe von 4 Millionen zuzüglich der Kosten für die Gestaltung
der beiden Ausstellungen auf oberösterreichischer Seite von rund 2,5 Millionen einer Wertschöpfungsberechnung,
so kann bei einem Rentabilitätswert von 1:5 von einer Wertschöpfung für den Bezirk Braunau von rund
100 Millionen Euro ausgegangen werden, wobei darin die Wertschöpfung, die die Gäste durch Ausgaben im
Zuge des Besuchs der Schau bringen werden, noch gar nicht eingerechnet ist.
Eine Wertschöpfung für den Bezirk, die Region, die Städte und auch die Gemeinden, die gerade in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch mehr wiegt als sonst.
Und bei all dem darf natürlich nicht vergessen werden, dass jede Landesausstellung auch einen großen
Imagegewinn für die jeweilige Landesausstellungsregion bedeutet.
Gerade die soeben ausgewertete Kulturstudie des Landes dokumentiert nämlich eindrucksvoll, dass neben der
Wissenserweiterung und der ansprechenden Inszenierung auch das Entdecken und Bereisen der Region für die Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher einen wichtigen Grund zum Besuch einer Landesausstellung ausmacht.
Rahmenveranstaltungen sollen Programm der Ausstellung abrunden
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse ist es für die Organisatorinnen und Organisatoren der Schau
natürlich wünschenswert, dass die Landesausstellung auch durch ein möglichst breites Programm an
Rahmen- und Begleitveranstaltungen abgerundet wird.
Nicht so sehr zusätzliche Ausstellungen sondern vielmehr regionaltypische Veranstaltungen sollen die Gäste
zu einem längeren Verweilen in der Ausstellungsregion und zum Erleben authentischer Innviertler Kultur bzw.
zum Kennenlernen des kulturellen Schaffens von Innviertler Künstlerinnen und Künstlern animieren.
Diese Veranstaltungen können, je nach Finanzbedarf und nach Abstimmung mit den Inhalten und Zielen der Landesschau,
aus dem Rahmenprogramm-Budget der Landesausstellung gefördert werden. Eine Mitbewerbung im Zuge der Landesausstellungs-Werbung
(z.B. im Rahmen des Veranstaltungskalenders) ist in jedem Fall möglich.
Nachdem die Landesausstellung grenzüberschreitend stattfindet, werden naturgemäß grenzüberschreitende
Veranstaltungen, zusammen mit bayerischen Partnern auf großes Interesse stoßen.
Zur Koordination der Termine für die Rahmenveranstaltungen wird seitens der Kulturdirektion des Landes noch
rechtzeitig ein Ansprechpartner / eine Ansprechpartnerin bekannt gegeben.
Auch Marketing und Tourismus funktionieren grenzüberschreitend
Im Zentrum aller Marketingbemühungen und aller touristischen Bemühungen steht die Absicht, dass
der Gast diese grenzüberschreitende Landesausstellung als eine Einheit wahrnehmen soll.
Das Kultur- und das Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich haben daher den Oberösterreich Tourismus
wieder beauftragt, in Abstimmung mit den örtlichen Tourismusbüros und den touristischen Partnern auf
bayerischer Seite ein Rahmenkonzept für die touristische Vermarktung und Bewerbung vorzulegen, um das touristische
Potenzial dieser Großveranstaltung nachhaltig ausschöpfen zu können.
Daher laufen bereits jetzt die Vorarbeiten für eine ganze Reihe von Projekten an, die seitens des OÖ.
Tourismus koordiniert und begleitet werden.
Ein besonderer Schwerpunkt in der touristischen Vermarktung der Landesausstellung 2012 wird zum Beispiel dem Radtourismus
gewidmet sein. Neben Investitionen in die Radwege-Infrastruktur in der grenzüberschreitenden Landesausstellungs-Region,
die zwischen Burghausen, Braunau und Mattighofen eine Radverbindung etablieren sollen, bedeutet das in weiterer
Folge auch die Entwicklung radtouristischer Angebotspakete.
Diese können dann im Rahmen der Bewerbung der Landesausstellung gezielt vermarktet werden. Dadurch ergibt
sich ein nachhaltiger touristischer Effekt, der über die Dauer der Ausstellung selbst hinausreicht.
Gleichzeitig ist eine Qualitätsoffensive für die touristischen Anbieter der Region in Vorbereitung.
In verschiedenen Workshop-Modulen werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter touristischer Informations-Einrichtungen
aber auch von Hotellerie und Gastronomie auf die Inhalte der Ausstellung vorbereitet.
So ist sichergestellt, dass der interessierte Gast an allen Punkten der touristischen Dienstleistungskette mit
verlässlicher Information versorgt wird. Darauf aufbauend befindet sich eine Wirtekooperation in der Gründungsphase,
welche die Themen der Landesausstellung grenzüberschreitend gastronomisch umsetzen soll.
Der OÖ. Tourismus wird die Landesausstellung 2012 in bewährter Weise zudem in der Vermarktung intensiv
begleiten. Neben Werbemitteln für Gruppen- und Individualreisende sind gemeinsame Auftritte bei touristischen
Fach- und Publikumsmessen in Planung.
Dazu wird es ein gemeinsames, zwischen Bayern und Oberösterreich abgestimmtes Corporate Design für die
Ausstellung geben, das grenzüberschreitend allen touristischen Werbemaßnahmen zu Grunde liegt.
Auch im Bereich des Ticketings (z.B. Kombiticket) sollen Synergien genutzt und grenzüberschreitende Maßnahmen
etabliert werden, so dass der Besuch der Ausstellung für unsere Gäste so kundenfreundlich als möglich
gemacht wird.
In diese Richtung zielt zum Beispiel auch ein gemeinsames Call-Center für Kundenanfragen und eine gemeinsame
Homepage.
Alle Marketing-maßnahmen werden auch von der Europäischen Union aus Mitteln des INTERREG-Programms mit
rund je 350.000 Euro auf bayerischer und auf oberösterreichischer Seite gefördert.
Die weiteren Schritte der Umsetzung
- Laufende Berichterstattung in der Bürgermeisterkonferenz
- Etablierung einer regionalen Steuerungsgruppe zur Ausstellungsumsetzung (November)
- Abschluss der Bau- und Adaptierungsplanung / Beginn der Umbauarbeiten (Herbst 2010)
- Erstellung eines mit den bayerischen Partnern abgestimmten Grobkonzepts und grobe Verortung der Themen (Jahreswechsel
2010 / 2011)
- Ausschreibung eines Kreativwettbewerbs zur Findung des Corporate Designs für die Landesausstellung (Spätherbst
2010)
- Ausarbeiten des mit den bayerischen Partnern abgestimmten Detailkonzepts für die Ausstellung (Frühjahr
bis Sommer 2011)
- Sukzessive Planung der Gestaltung der Ausstellung (Frühjahr bis Sommer 2011)
- Beginn der Implementierung der Ausstellung (Spätherbst 2011)
- Eröffnung der Ausstellung (Frühjahr 2012)
|