OeNB-Direktor Ittner präsentiert anlässlich der traditionellen Weltspartagspressekonferenz
das aktuelle Finanzverhalten der Österreicher
Wien (oenb) - Private Haushalte investierten im ersten Halbjahr 2010 einerseits generell weniger
in Finanzanlagen und wählten andererseits überdies verstärkt Alternativen zu Bankprodukten. Dazu
zählten insbesondere Bargeld, Anleihen und Lebensversicherungen.
Unter dem Eindruck eines nach wie vor geringen Zinsniveaus und sich erholender Aktienkurse waren im ersten Halbjahr
2010 folgende Tendenzen erkennbar: Zum Einen haben private Haushalte ihre Ersparnisbildung gedämpft, um den
Konsum stabil zu halten: Die Sparquote fiel von 11,1% im Jahr 2009 auf 9,6% im ersten Halbjahr 2010. Zum Anderen
fiel – Hand in Hand mit dem geringeren Sparen – die Finanzvermögensbildung schwächer und je Quartal sehr
selektiv aus. Private Haushalte veranlagten im ersten Halbjahr 2010 5,7 Mrd EUR (das sind 114 EUR im Durchschnitt
pro Monat für jeden Österreicher). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 9,6 Mrd EUR gewesen.
Wie der Direktor der Hauptabteilung Statistik Turner weiter ausführte, waren die konstanten Faktoren im Vermögensaufbau
die Ausweitung der Bargeldhaltung (+610 Mio EUR) sowie eine langfristig orientierte Erhöhung der Lebensversicherungs-
und Pensionskassenansprüche (2,1 Mrd EUR).
Ein differenziertes Bild zeigt sich bei den übrigen Finanzveranlagungen: Private Haushalte nahmen insbesondere
im ersten Quartal 2010 große Umschichtungen in ihren Portefeuilles vor. Bankeinlagen wurden in diesem Zusammenhang
in den ersten drei Monaten per saldo um 1 Mrd EUR stark abgebaut. Diese Entwicklung beeinflusste auch den Halbjahreswert
massiv, denn der Anteil der neu veranlagten Bankeinlagen an der Geldvermögensbildung lag mit 900 Mio EUR bei
nur 16%.
Ebenfalls sehr unterschiedlich war das Kaufverhalten bei Wertpapieren im ersten Halbjahr: Während im ersten
Quartal 2010 Anleihen, Aktien und Investmentzertifikate netto um 1,3 Mrd EUR gekauft wurden, fanden im zweiten
Quartal minimale Verkäufe statt. Getrieben wurde diese gegenläufige Bewegung durch Bankanleihen und Investmentzertifikate.
Insgesamt bedeutet dies für Banken als traditionell erste Adresse im Vermögensaufbau der privaten Haushalte,
dass sie seit 2009 weniger der neu veranlagten Finanzmittel an sich ziehen konnten. Im ersten Halbjahr wurden nur
mehr 10% der gesamten 5,7 Mrd EUR in Bankprodukte (Einlagen, Anleihen und Aktien) investiert.
Das Finanzvermögen der privaten Haushalte stieg im ersten Semester nicht nur durch Neuveranlagungen, sondern
auch durch positive Kursentwicklungen auf den Kapitalmärkten um 1,4 Mrd EUR. Insgesamt erhöhte sich das
Vermögen zwischen Dezember 2009 und Juni 2010 um 7,1 Mrd EUR auf 447 Mrd EUR (+1,6%). Davon entfielen 34%
auf Spareinlagen einschließlich Bauspareinlagen. Letztere entwickelten sich allerdings in den vergangenen
Jahren weit weniger „dynamisch“ als die sonstigen Spareinlagen.
Private Haushalte verschuldeten sich im ersten Halbjahr 2010 nur mittels Wohnbaukrediten (380 Mio EUR), während
im nahezu gleichen Ausmaß Konsum- und sonstige Kredite netto getilgt wurden. Damit setzt sich der seit 2008
feststellbare Trend einer deutlichen Verlangsamung der Kreditaufnahmen durch private Haushalte fort.
Private Haushalte hatten zum Ultimo 2010 Kreditschulden in Höhe von 156,3 Mrd EUR, davon 25% in Fremdwährungen
denominiert (38 Mrd EUR). Kreditschulden in Höhe von 134 Mrd EUR waren bei inländischen Banken ausstehend.
Wichtigste Kategorie innerhalb der Verbindlichkeiten waren mit 65% (101 Mrd EUR) Wohnbaufinanzierungen. |