Neue Technologie riecht sofort winzigste Sprengstoffspuren
Innsbruck (universität) - Vor Paketbomben, wie sie momentan weltweit auftauchen, ist eine frühzeitige
Warnung möglich. Forscher aus Österreich haben dafür einen „Sprengstoff-Schnüffler“ entwickelt.
Diese neue, hochsensible Technologie kann winzigste Konzentrationen explosiver Stoffe in der Luft sofort aufspüren.
Damit können jene Sicherheitslücken, die derzeit weltweit wieder für Terrorangst sorgen, geschlossen
werden. Das erklären die Wissenschaftler des Instituts für Ionenphysik und Angewandte Physik sowie des
Spin-off-Unternehmens Ionicon Analytik in Innsbruck.
„Der neue Gefahren-Spion reagiert bereits auf einzelne Moleküle gefährlicher Substanzen in der Luft,
die von solchen Paketen ausgehen. Er kann Sprengmittel, wie das zuletzt in den Paketbomben in London und Dubai
gefundene stabile und hochexplosive zur Nitrogylzerin-Familie zählende Pentaerythrityltetranitrat (PETN) in
Echtzeit, das heißt sofort, detektieren“, sagt der Physiker Prof. Tilmann Märk von der Universität
Innsbruck und Geschäftsführer der Ionicon Analytik GmbH.
Das Innenleben des neuen „Schnüfflers“ basiert auf Protonen-Tausch- Reaktions- Massenspektrometrie (PTR-MS).
Die Masse von Teilchen wird bei diesem Verfahren im Verhältnis zu ihrer elektrischen Ladung bestimmt. Einzelne,
in der analysierten Luft enthaltene Substanzen können so schnell und einfach nachgewiesen und auch sicher
identifiziert werden. „Eines unter 10.000 Milliarden Teilchen in der Luft ist für den Nachweis und die Erkennung
eines bedenklichen Stoffes ausreichend. Das gilt auch für chemische Kampfstoffe und weitere gefährliche
Substanzen oder Drogen. Sicherheitsbehörden könnten durch den Einsatz solcher Schnüffler sofort
wegen Terrorgefahr Alarm schlagen“, betont Märk.
Das neue Gerät ist extremst empfindlich und im mobilen Einsatz äußerst präzise. Eingesetzt
wurde es bisher in militärischen Einrichtungen, der Umweltforschung und der Lebensmittelkontrolle. Die Analyse
ist so ausgefeilt, dass auch Stoffe ähnlicher Struktur und Zusammensetzung unterschieden werden können.
Der Anzahl der untersuchten Stoffe sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Dies zeigen auch die Ergebnisse umfangreicher
internationaler Tests, die die österreichischen Wissenschaftler in Kooperation mit Einrichtungen, die Sprengmittel
oder chemische Kampfstoffe verwenden dürfen, durchgeführt haben. Das Institut für Ionenphysik und
Angewandte Physik in Innsbruck arbeitet bei diesen Entwicklungen mit den Universitäten New York (USA), Prof.
Kurt Becker und Birmingham (Großbritannien), Prof. Chris Mayhew zusammen.
Als Spin-off-Unternehmen der Universität Innsbruck ist das Unternehmen Ionicon-Analytik in Innsbruck als Weltmarktführer
technologisch ausgefeilter PTR-MS Analyseinstrumente etabliert. Mit Grundlagenforschungen für die hochsensible
neue Technologie, die jetzt auch direkt für unsere Sicherheit unter anderem auf Flughäfen einsetzbar
ist, begannen die Wissenschaftler des Institutes für Ionen- und Angewandte Physik der Universität Innsbruck
unter damaliger Leitung von Prof. Werner Lindinger und Prof. Tilmann Märk bereits in den 1980er Jahren. Damals
ging es um grundlegende Eigenschaften von Elektronen und Ionen und deren kollektives Verhalten in Plasmen. |