LH Durnwalder: "Benedikter war prägende Gestalt der Autonomie-Geschichte"   

erstellt am
03. 11. 10

Bozen (lpa) - "Alfons Benedikter war eine prägende Gestalt der Südtiroler Nachkriegsgeschichte, einer der Architekten der Autonomie und der Vater unseres Raumordnungs-Systems." Mit großem Bedauern hat Landeshauptmann Luis Durnwalder am 03.11. die Nachricht vom Tod Alfons Benedikters aufgenommen, der nicht zuletzt über drei Jahrzehnte lang Mitglied der Südtiroler Landesregierung war.

Auch wenn nicht immer einer Meinung, so hat Benedikter doch gemeinsam mit Silvius Magnago, dessen Stellvertreter als Landeshauptmann er fast 30 Jahre hindurch gewesen war, maßgeblich am Südtiroler-Autonomiegebäude mitgebaut. "Südtirol hatte das große Glück, in seiner schwierigsten Zeit zwei so außergewöhnliche Köpfe wie Magnago und Benedikter an der Spitze zu haben, die mit ihrem Einsatz, ihrem Verhandlungsgeschick und ihrer Beharrlichkeit die Autonomie wesentlich geprägt, die sich gleichzeitig aber auch bestens ergänzt haben", so Landeshauptmann Durnwalder.

Benedikter habe, so Durnwalder, in den Verhandlungen mit Rom immer als Hardliner gegolten, habe sich deshalb auch gegen das Paket und danach gegen die Streitbeilegung gestellt. "In den Verhandlungen mit Italien war es wichtig, auf Persönlichkeiten wie Alfons Benedikter verweisen zu können um zu zeigen, dass das Paket keine großzügige Geste Italiens Südtirol gegenüber war, sondern ein Kompromiss, dem auch die Südtiroler selbst nur schweren Herzens zustimmen konnten", so der Landeshauptmann.

Trotz seiner Paket-Gegnerschaft habe sich Benedikter bei dessen Umsetzung besonders hervorgetan und dabei in Rom an nicht weniger als 60 Ministerratssitzungen teilgenommen, bei denen es um so wichtige Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut ging, wie die Regelung der Zweisprachigkeit, des ethnischen Proporzes oder die Finanzregelung für Südtirol. Benedikter habe sich dabei als ebenso harter wie geschickter Verhandler erwiesen, betont Durnwalder, der dafür Giulio Andreotti als Zeugen anführt, der behauptet hatte, die italienischen Verhandler hätten stets schwierige Zeiten erlebt, wenn Südtirol Benedikter als Verhandlungspartner stellte: Benedikter habe Gesetze, Dekrete und Rundschreiben der Ministerien auswendig gekannt und auch nicht davor zurückgescheut, die Ministerialbeamten ruhig und kühl auf Fehler hinzuweisen, so Andreotti.

Neben der Bedeutung Benedikters für die Autonomiegeschichte erinnert Durnwalder heute auch an dessen Verdienst, früh genug den Wert einer rigiden Landschaftsschutz- und Raumordnungspolitik erkannt zu haben. "Benedikter war ein Naturschützer, noch bevor es diesen Begriff überhaupt gegeben hat, denn er hat begriffen, wie wichtig es ist, die Kultur- und Naturlandschaften vor allzu weitgehenden Eingriffen zu schützen", so der Landeshauptmann. Dank der Benedikterschen Raumordnung und des von ihm auf den Weg gebrachten ersten Landschaftsschutzgesetzes sei Südtirol das Schicksal allzu weitgehender Zersiedelung erspart geblieben. "Das ist eine Leistung, die wir nicht hoch genug einschätzen können", so Durnwalder, der heute allen Angehörigen des verstorbenen ehemaligen Landeshauptmann-Stellvertreters auch im Namen der gesamten Landesregierung sein Beileid ausgedrückt hat.

"Benedikter", so das Fazit des Landeshauptmanns, "wird als prägende Gestalt in unsere Autonomiegeschichte eingehen, ich werde ihn als fleißigen, detailverliebten Politiker und Verwalter in Erinnerung behalten, als zähen Verhandler, als gewieften Juristen, als loyalen politischen Partner und streitbaren Kontrahenten."
     
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