Vienna International Film Festival 21.10-03.11.2010   

erstellt am
02. 11. 10

  Dr. Malgorzata Glac berichtet
täglich von der VIENNALE 2010
Bericht: 29.10. bis 01. 11.

Wien (öj) - In "Attenberg" (GR 2010) greift die Regisseurin Athina Rachel Tsangari das ihrer Meinung nach im Kino seit langem vernachlässigte Motiv der Vater-Tochter Beziehung aus der klassischen griechischen Tragödie auf. Marina ist eine 23jährige junge Frau, die sich intensiv mit der eigenen Sexualität beschäftigt. Ihr Vater ist krebskrank und erwartet von seiner Tochter, dass sie seinen Tod so natürlich hinnimmt, wie er es tut und vor allem, dass sie mit anderen "zusammenlebt". Doch das ist wohl die schwierigste Aufgabe für Marina, denn außer der besten Freundin Bella, hat sie nicht wirklich jemanden auf der Welt.

Das Motiv wurde jedoch dieses Jahr von mehreren Regisseuren bearbeitet. Auch Sofia Coppola erzählt in "Somewhere" (USA 2010) eine Relation zwischen Vater und Tochter. Hier ist es die Geschichte des Star-Schauspielers Johnny Marco, der sich nach vielen Jahren klar wird, dass er in all den Jahren nicht für seine 11jährige Tochter da war.

Auch Denis Côté beschäftigt sich in "Curling" (Kanada 2010) mit der Beziehung zwischen einem alleinerziehenden Vater und seiner 12-jährigen Tochter, die er, um sie zu schützen, zu Hause einsperrt und nicht einmal zu Schule schickt. Côté lässt diese Geschichte so offen, wie alle seine Filme. Dadurch überlässt er viel mehr Raum für eigene Interpretationen dem Zuschauer, wie er während des Publikumsgesprächs sagte.

"Carancho" (Argentinien/F/Chile 2010, Pablo Trapero) nennt man Juristen, die aus verschiedenen Gründen ihre Lizenz verloren haben und an arrangierten Verkehrsunfällen Geld machen. Sosa ist so ein Carancho, der allen Anschein nach versucht, mit diesen dunklen Geschäften seine Schulden bei der Mafia abzubezahlen. Doch er verliebt sich in Luján, einer jungen Notruf-Ärztin, die versucht, sich mit Drogen fit zu halten. Durch einen Zufall wird sie in die Geschäfte des Carancho ebenfalls hineingezogen.

Mike Leigh ist dieses Jahr zum ersten Mal Gast der Viennale. Im Gartenbaukino stellte er seinen neuen Film "Another Year" (GB 2010) vor. Leigh sagte während des Publikumsgesprächs, er versuche in seinen Filmen nicht so sehr die britische Gesellschaft zu porträtieren, wie den Blick auf universelle zwischenmenschliche Beziehungen zu richten.

In "Another Year" zeichnet er ein Jahr aus dem Leben Tom und Gerris Familie. Das schon etwas ältere und sehr glückliche Ehepaar versucht, den Menschen in ihrer Umgebung zu helfen. Es ist eine hoffnungserfüllte Geschichte von Menschen, die in schwierigen Lebensmomenten auf andere Menschen zählen können.

In der Halloween-Nacht fand in der Viennale-Zentrale auf dem Badeschiff Teil 2 von "FilmemacherInnen an den Plattentellern" statt. Ihre Lieblingsmusik legten Siegfried A. Fruhauf, Radu Muntean, Ana Eliseu, Joana Frazão und Johannes Hammel auf.
     
Informationen: http://www.viennale.at    
     
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