Bank Austria Konjunkturindikator setzt Bergfahrt im November fort – Stimmungshoch
in der Industrie und bei den Konsumenten
Wien (ba) - „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im November auf 4,2 Punkte beschleunigt. Damit
ist der höchste Wert seit über drei Jahren erreicht“, sagt Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer.
Die heimische Wirtschaft befindet sich im Stimmungshoch. Der Optimismus unter den österreichischen Konsumenten
hat sich weiter erhöht und auch die Industrie sieht die weiteren Geschäftsaussichten günstiger als
im Vormonat. Die Stimmung unter den heimischen Konsumenten und der Industrie ist derzeit so gut, wie schon seit
drei Jahren nicht mehr. „Während die andauernde Entspannung am Arbeitsmarkt das Verbrauchervertrauen antreibt,
stützt sich die günstige Einschätzung der heimischen Industrie auf weiter verbesserte Vorgaben aus
Europa. Erstmals weht im Oktober aus allen westeuropäischen Märkten aber auch aus einigen wirtschaftlich
besonders eng verknüpften osteuropäischen Ländern wie Tschechien und der Slowakei ein unterstützender
Rückenwind nach Österreich“, so Bruckbauer weiter.
In verzögerter Reaktion auf die internationalen Vorgaben spürt die heimische Wirtschaft noch starken
Auftrieb, während sich das Erholungstempo global bereits zu verlangsamen begonnen hat. „Der kräftigen
Erholung der heimischen Wirtschaft, die im Frühjahr 2010 sehr rasant eingesetzt hat, geht daher vorerst nicht
der Atem aus. Nach dem kräftigen Anstieg des BIP im dritten Quartal 2010 um 0,9 Prozent zum Vorquartal ist
auch im Schlussquartal ein deutliches Plus zu erwarten“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die gute
Stimmung in der Industrie, das kaum vermindert wachsende Neugeschäft und die steigenden Auftragsbestände
deuten an, dass Österreichs Exportwirtschaft auch in den kommenden Monaten eine dynamische Geschäftsentwicklung
vor sich hat. Aufgrund bereits auftretender Kapazitätsengpässe ist mit einem gemächlichen Anspringen
der lange Zeit aufgeschobenen Ausrüstungsinvestitionen zu rechnen. Zudem werden die angekündigten Maßnahmen
zur Budgetkonsolidierung noch kaum die Entwicklung des privaten Konsums belasten, denn der Verbesserungstrend am
Arbeitsmarkt hält weiter an. „Auch wenn der Wachstumshöhepunkt mittlerweile überschritten ist, die
heimische Wirtschaft wird im Schlepptau der deutschen Wirtschaft im vierten Quartal 2010 mit rund 0,6 Prozent zum
Vorquartal ein hohes Tempo halten können. Im Gesamtjahr 2010 rechnen wir weiterhin mit einem Anstieg des BIP
um 1,9 Prozent“, so Pudschedl.
Allmählich wird sich die Tempoverlangsamung der weltwirtschaftlichen Erholung, die sich bereits Mitte 2010
in den Frühindikatoren angekündigt hat, auch in Österreich niederschlagen. Gründe sind nicht
nur der Lagerzyklus und die auslaufenden Stützungsprogramme, sondern vor allem der Druck, die aus dem Ruder
gelaufenen Staatsfinanzen zu sanieren – mit der Folge konjunkturdämpfender Sparprogramme. Das wird die Nachfrage
nach österreichischen Exporten im kommenden Jahr beeinträchtigen, das Ausfuhrwachstum wird sich gegenüber
2010 deutlich verringern, zumal wechselkursseitig keine Unterstützung zu erwarten ist. Zudem wird die restriktivere
Budgetpolitik in Österreich selbst die Entwicklung der Binnennachfrage, insbesondere des privaten Konsums
im kommenden Jahr belasten. Die Chance auf eine spürbare Belebung der Investitionstätigkeit ist angesichts
der Zurückhaltung der öffentlichen Hand gering, wenn auch vom privaten Sektor eine zumindest moderate
Ausweitung der Kapazitäten zu erwarten ist. Das bedeutet, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2011
insgesamt ausgewogener als im laufenden Jahr, das überwiegend von der Erholung der Exporte geprägt war,
ausfallen wird. „Der lange Atem der kräftigen deutschen Konjunktur kann die bremsenden Effekte der Weltwirtschaft
jedoch länger als wir bisher angenommen haben aufschieben und auch stärker mildern, was für die
österreichische Wirtschaft auch zu Beginn des kommenden Jahres noch ein beachtliches BIP-Plus erwarten lässt.
Unsere Wachstumserwartungen für das Gesamtjahr 2011 haben wir daher auf 2,0 Prozent angehoben“, so Bruckbauer.
Damit wird der Anstieg des BIP im kommenden Jahr sogar geringfügig höher ausfallen, als im Jahr 2010.
„Nach zwei Jahren mit Wachstumsraten um die 2 Prozent-Marke wird die österreichische Wirtschaftsleistung Ende
2011 das Vorkrisenniveau voraussichtlich knapp erreicht haben. Der scharfe wirtschaftliche Einbruch des Jahres
2009 wird damit rascher überwunden sein, als ursprünglich zu erwarten war“, meint Bruckbauer.
Trotz dieser dynamischen Erholung belasten jedoch die Ungleichgewichte bei Leistungsbilanzen und Staatshaushalte
mittelfristig das Potenzialwachstum, was sich auch an der weiterhin sehr verhaltenen Investitionsdynamik bemerkbar
macht. Auch nach 2011 gehen die Ökonomen der Bank Austria nicht von Wachstumsraten über 2 Prozent aus.
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