Nowotny: "Der Euro hat in der Krise über den Euroraum hinaus als Schutzschild gewirkt"   

erstellt am
15. 11. 10

Wien (oenb) - Von der Wirtschafts- und Währungsunion profitiere nicht nur der Euroraum, sondern die gesamte Region, also ganz Europa. Der Euroraum und die Länder Zentral, Ost- und Südosteuropas (CESEE) müssen nun jedoch ihre Verwundbarkeit verringern und Ungleichgewichte abbauen, um mittelfristig wieder den alten Wachstumspfad zu erreichen. Im heurigen Jahr werden nahezu alle CESEE-Volkswirtschaften wachsen. So Ewald Nowotny, OeNB-Gouverneur und Mitglied des EZB-Rats, zur Eröffnung der diesjährigen Conference on European Economic Integration (CEEI) der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zum Thema „Catching-Up Strategies after the Crisis“.

„Jetzt, wo Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, besteht die große Herausforderung für die Region darin, die Verwundbarkeit der Volkswirtschaften zu verringern und den Wachstumspfad wieder an das Vor-Krisen-Niveau heranzuführen“, so Nowotny. Angesichts der gestiegenen Risikoaversion traditioneller Investoren müssen alternative Wachstumsquellen erschlossen werden. Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der Länder müssen durch strukturelle Reformen und Infrastrukturinvestitionen abgesichert werden.

„Dazu gehört auch eine durchdachte Regulierung der Finanzmärkte. Im Krisenfall kann eine starke Finanzmarktverflechtung zu einer raschen Übertragung von Vertrauensverlusten führen“, erläuterte Nowotny. Das schmälere die positiven Wachstumseffekte der Finanzmarktintegration und deren Beitrag zum überregionalen Risikoausgleich. Dies betrifft vor allem jene Länder, deren wirtschaftspolitischer Aktionsradius aufgrund einer Teilnahme am Euroraum oder einer engen Wechselkursanbindung an den Euro eingeschränkt ist.

Ebenso wichtig sei es, den fiskalpolitischen Spielraum zu wahren. Auch wenn die osteuropäischen Länder weiterhin einen deutlich geringeren Schuldenstand aufweisen als der Euroraum, muss jede Möglichkeit genützt werden, bei den Staatsfinanzen wieder einen nachhaltigen Kurs einzuschlagen, ohne dabei das Wachstum zu gefährden. Nur so kann verhindert werden, dass die weitgehend bewältigte Finanzkrise – wie in einigen westeuropäischen Ländern – nahtlos in eine Verschuldungskrise übergeht.

Für Österreichs Wachstumsaussichten ist die Entwicklung Osteuropas aufgrund der engen Handels- und Investitionsbeziehungen wichtig. Trotz Finanzkrise konnte Österreichs Wirtschaft ihre Marktanteile dort weiter ausbauen. Nowotny: „Auch das große Engagement des österreichischen Bankensektors in der Region wurde durch die Krise nicht nachhaltig beeinträchtigt“.

Auf der heute und morgen stattfindenden Konferenz der OeNB werden hochrangige Vertreter ost- und westeuropäischer Notenbanken, internationaler Organisationen und Institutionen diese und ähnliche Fragen erörtern.
     
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