Wissenschaftler an der Universität Freiburg hat an neuer Entwicklung geforscht - Veröffentlichung
in "Science"
Freiburg (idw) - Spezialisierte Herzmuskelzellen, so genannte Schrittmacherzellen, bestimmen die
Schlagfrequenz des menschlichen Herzens und können bei Herzrhythmus-Störungen durch Implantation eines
elektrischen Schrittmachers ersetzt werden. Obwohl solche Implantate Millionen von Menschen das Leben retten, haben
sie dennoch ihre Grenzen. So erzeugen die elektrischen Pulse toxische Gase wie Wasserstoff, Sauerstoff und Chlor.
Sie müssen deshalb kurz und behutsam sein. Der Freiburger Neurobiologe, Dr. Aristides Arrenberg, Institut
für Biologie I, hat in einem internationalen und multidisziplinären Forscherteam um die beiden Professoren
Herwig Baier und Didier Stainier an der Universität von Kalifornien San Francisco an einer Studie zu einem
nicht-invasiven, optischen Herzschrittmacher mit gearbeitet. Die Ergebnisse werden heute in der Fachzeitschrift
"Science" veröffentlicht.
Die Wissenschaftler erprobten eine nicht-invasive Methode, die es ermöglicht, die Herzfrequenz präzise
zu kontrollieren. Hierbei werden transgene Proteine in die Herzzellen eingeschleust, die bei Lichteinfall die Polarisation
der Zellmembran verändern. So gelang es, das Herz im Tiermodell bei Zebrafischen durch wohl definierte Lichtpulse
langsamer oder auch schneller schlagen zu lassen. Die Entwicklung eines künstlichen, licht-geschalteten Schrittmachers
für den Menschen ist Zukunftsmusik und wird es auf Grund der guten Wirksamkeit von elektrischen Schrittmacher-
Implantaten wohl auch bleiben. Die jüngsten Ergebnisse zeigen jedoch das Potenzial, dass diese Methode bieten
könnte, falls sicherer therapeutischer Gen-Transfer in der Zukunft möglich wird. Gegenwärtig kommt
die neue Methode hauptsächlich in der biologischen Grundlagenforschung zum Einsatz.
Das Forschungsprojekt wurde durch eine Entwickung in den Neurowissenschaften möglich gemacht, in der lichtgeschaltete
Ionenkanäle und -pumpen in erregbaren Nervenzellen oder Muskelzellen produziert werden. Diese Proteine kommen
normalerweise in Mikroorganismen wie Algen und Archaebakterien vor und gelangen durch Gentechnik in Wirbeltiere,
um so die Aktivität der Zellen beeinflussen zu können. Durch Anwendung präziser optischer Methoden
kann ein Lichtstrahl so geformt werden, dass nur einzelne Zellen oder bestimmte Regionen aktiviert werden. In einem
so genannten Lichtblattmikroskop (SPIM) wurden verschiedene Muster erzeugt und aus den aufgenommenen Videos Rückschlüsse
auf die Lage der Schrittmacherzellen in den Zebrafischherzen gezogen. So konnten die Wissenschaftler die Entwicklung
des Schrittmachers über verschiedene Stadien verfolgen.
Science, 12.11.2010: Optogenetic Control of Cardiac Function Aristides B. Arrenberg, Didier Y. R. Stainier*,
Herwig Baier, Jan Huisken |