Ernst Johann Schwarz, Münire Inam, Stefan Apfl und Isabelle Engels für sozial engagierten
Journalismus ausgezeichnet, 1. Online-Hauptpreis geht an dastandard.at
Wien (pew) - Mit dem Prälat Leopold Ungar Preis wurden am 10.11. die beiden ORF-Report JournalistInnen
Ernst Johann Schwarz und Münire Inam in der Kategorie TV ausgezeichnet. Der Falter-Journalist Stefan Apfl
ist der Print-Preisträger, in der Kategorie Hörfunk hat Isabelle Engels (Ö1) überzeugt. Heuer
vergibt die Jury erstmals in der Kategorie Online einen Gesamtpreis an das Projekt "dastandard.at". Für
den renommierten Medienpreis haben heuer insgesamt 90 JournalistInnen ihre Beiträge eingereicht, davon 34
in der Kategorie TV, 24 in der Kategorie Print, 25 in der Sparte Hörfunk und sieben in der Kategorie Online.
Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar bereits zum siebten Mal von der Caritas
der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist heuer erstmals
mit 20.000 Euro dotiert.
"Mit dem Preis zeichnen wir herausragende Leistungen von Journalistinnen und Journalisten aus, die den Mut
haben, sich auf soziale Themen einzulassen, Bruchstellen in der Gesellschaft aufzuzeigen und den Weg einer engagierten,
anwaltschaftlichen und unbequemen Berichterstattung einschlagen - speziell auch wenn es um Unrecht geht. Diese
Journalistinnen und Journalisten leisten mit ihrer Arbeit einen wesentlich Beitrag zu einer offenen und ehrlichen
Auseinandersetzung mit sozialen Themen", so Caritasdirektor Dr. Michael Landau.
"Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten mit Rückgrat. Gerade in der Auseinandersetzung mit sozialen
Themenfeldern zeigt sich die Qualität eines Journalisten, einer Journalistin,", so Dr. Georg Kraft-Kinz,
Generaldirektor-Stellvertreter der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Als Obmann des Vereins "Wirtschaft für
Integration" freue er sich aber besonders über den innovativen und kreativen Umgang mit dem Thema "Integration",
der in diesem Jahr mit dem Fernsehbeitrag "Österreich ohne Ausländer" ausgezeichnet wird. "Da
geht es nicht um vordergründige Betroffenheit, da geht es um Bewegung im Denken die durch die journalistische
Darstellung herausgefordert wird!" Für Kraft-Kinz "ein absoluter Höhepunkt im Medienjahr 2010."
Ernst Johann Schwarz und Münire Inam führen in ihrem prämierten Report-Beitrag "Österreich
ohne Ausländer" mit den dramaturgischen Mitteln des Fernsehens "Ausländer raus"-Rufe und
"Migranten-Stopp"-Ansagen der Wahlkampf-Populisten ad absurdum. "Hervorzuheben ist der kreative
Kunstgriff eines "Was wäre wenn"-Spiels, in dem Pfarrer, Kabarettisten und VerantwortungsträgerInnen
vom Krankenhaus über die Bauwirtschaft bis zum Fußball "mitspielen" und authentische Aussagen
über ein Österreich ohne AusländerInnen machen. Dadurch wird die Fiktion vorübergehend zur
Realität und die Misere, in die Österreich geraten würde, noch glaubwürdiger vor Augen geführt",
so die Jurybegründung.
Der Falter-Journalist Stefan Apfl überzeugte in der Kategorie Print mit zwei Reportagen - "In einem Land
vor unserer Zeit" über die Alltagswirklichkeit im Kosovo und "Leopoldine und Emir" über
die Mühen der Integration am Beispiel des Islamischen Zentrums in Wien-Floridsdorf. Er kultiviert das Genre
der Reportage, die das öffentliche Interesse an aktuellen Konflikten nützt, um den Blick zu weiten, Hintergründe
auszuleuchten und den widerstreitenden Argumenten auch konkrete Gesichter und Biografien zu geben. Apfl arbeitet
damit leidenschaftlich gegen die Kurzatmigkeit der schnellen Nachricht und Meinungsbildung, so die Jurybegründung,
und gibt dem Zeitungsjournalismus seinen unersetzlichen Wert zurück: Aufklärung im besten Sinn - engagiert,
aber ohne jeden Anhauch von Polemik und Einseitigkeit, heißt es in der Begründung. Er versteht seine
Arbeit abseits von schwülstigem Betroffenheitsjournalismus und enthüllt so durch die nüchterne Schilderung
von Fakten menschenrechtliche Skandale.
Isabelle Engels ist in ihrem Feature "Die Kinder vom Schwedenstift" in der Ö1-Serie "Hörbilder"
scheinbar Unmögliches gelungen: Ein Radio-Porträt über Menschen, die sich akustisch nur durch Schreien
und andere Laute ausdrücken können. "Die Kinder vom Schwedenstift" nimmt sich mit hoher gestalterischer
Professionalität eines selten behandelten Themas an und lassen ein tief berührendes Bild komplexer menschlicher
Beziehungen in extremen Umständen entstehen, urteilte die Jury. Das "Schwedenstift" ist Pflegeheim
für schwerstbehinderte Kinder und junge Erwachsene in Niederösterreich. Mit großer Sensibilität
und ohne falsches Pathos erzählt das Hörbild über verschiedene Beziehungen - zu Eltern und Geschwister,
Betreuerinnen und Betreuer oder "Eltern auf Zeit" im Rahmen einer Partnerschaft. Engels zeigt, welch
große Fähigkeit die Kinder haben, Beziehungen zu ihren Mitmenschen aufzubauen, obwohl das auf den ersten
Blick angesichts des Grades ihrer Behinderungen schwer möglich erscheint.
In der Kategorie Online, die heuer zum ersten Mal prämiert wurde, ging die Auszeichnung an die Redaktion von
dastandard.at. Online bietet dastandard.at ein bemerkenswert qualitätvolles Angebot, das sich dem Thema "Migration
in Österreich" in allen Facetten des täglichen Lebens widmet - und das zudem die journalistische
Kompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund bündelt und fördert. Die eingereichten Beiträge
beleuchten eine Welt, die für die überwiegende Mehrheit der Österreicher zugleich ganz nah und doch
ferne ist. Dabei nehmen es junge JournalistInnen nicht länger hin, dass andere über sie schreiben, sondern
berichten selbst und das in einer modernen Form. Sie haben sich in kürzester Zeit als ein Sprachrohr jener
etabliert, die in diesem Land diskreditiert und diskriminiert werden, so die Jurygründung.
Anerkennungspreise für hervorragende journalistische Leistungen wurden in der Kategorie Hörfunk an Georgia
Schulze (Ö1), Elisabeth Putz gemeinsam mit Iris Nindl (Ö1) und in der Kategorie Print an Edith Meinhart
(Profil) vergeben. In der Kategorie TV wurden Zoran Dobric (ORF Thema), Markus Mörth (ORF Kreuz & Quer)
und Danielle Proskar (ORF Kreuz & Quer) ausgezeichnet.
Der Medienpreis ist für die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien ein besonders wichtiger Teil der Partnerschaft
mit der Caritas der Erzdiözese Wien, die auch in der Unterstützung des Mobilen Hospiz Teams oder in der
Kardinal Franz König Patenschaft für die Gruft ihren Ausdruck findet. |