Verbalattacken gegen Österreichs Politik  

erstellt am
10. 11. 10

Empörung über türkischen Botschafter
Wien (
oe1.orf.at) - Der türkische Botschafter in Wien, Kadri Ecved Tezcan. kritisiert in einem Interview mit der "Presse" den Umgang Österreichs mit Zuwanderern und attackiert Innenministerin Maria Fekter (ÖVP). Als Reaktion hat Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) den Diplomaten ins Außenamt zitiert.

Nur im Urlaub würden sich die Österreicher für fremde Kulturen interessieren. Das ist der Befund von Kadri Ecved Tezcan, dem türkischen Botschafter. Ungewöhnlich scharf im Ton macht er Österreich für die mangelnde Integration mitverantwortlich. Die Türken würden in die Ecke gedrängt, so der Diplomat. In Sachen Kopftuch meint er, es stehe jedem frei, was er auf dem Kopf trägt, Österreich hätte da nichts zu sagen.

 

Faymann über Äußerungen des türkischen Botschafters empört
Cap: Unqualifizierte Attacken auf Österreicherinnen und Österreicher inakzeptabel
Wien (sk) - Bundeskanzler Werner Faymann zeigt sich über die unprofessionellen und inakzeptablen Aussagen des türkischen Botschafters empört. Mit seinen Äußerungen habe der Botschafter nicht nur die Menschen im Gastland, demokratische Institutionen, die internationalen Organisationen in Wien und die Kanzlerin unseres Nachbarlandes beleidigt, sondern auch keinen Beitrag zum guten Zusammenleben geleistet.

Bundeskanzler Faymann wird sich laufend von Außenminister Spindelegger sowohl über die Gespräche im Außenministerium mit dem türkischen Botschafter als auch auf Ebene der Außenminister informieren lassen und die weitere Vorgehensweise festlegen.

Als inakzeptabel bezeichnete heute SPÖ-Klubobmann und Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses Josef Cap die Äußerungen des türkischen Botschafters. "Ich trete dieser pauschalen Verurteilung der Österreicherinnen und Österreicher vehement entgegen. Österreich hat eine lange Tradition als Gastland und heißt diejenigen, die zu uns kommen und sich integrieren wollen, willkommen."

Darüber hinaus stellte der SPÖ-Klubobmann die Frage, ob es für einen Botschafter angemessen sei, sich in dieser Form über sein Gastland zu äußern. "Mein Ziel ist das friedliche Zusammenleben. Äußerungen wie die des türkischen Botschafters tragen nicht zu mehr Verständnis bei, sondern führen zu einer stärkeren Polarisierung, die ich ablehne."

 

Fekter: Unglaubliche Entgleisung des Türkischen Botschafters
Für einen Botschafter unwürdig, sein Gastland so zu attackieren
Wien (bmi) - Innenministerin Fekter ist über die Aussagen des Türkischen Botschafters in Österreich in der Tageszeitung "Die Presse" schwer verwundert. "Es ist eine unglaubliche Entgleisung und eines Botschafters unwürdig sein Gastland so zu attackieren", ist die Innenministerin erzürnt.

Man nehme aber zur Kenntnis, dass nun auch der Türkische Botschafter akzeptiert, dass vor allem innerhalb der türkischen Gemeinde Integrationsdefizite bestehen. Studien belegen den Aufholbedarf sehr deutlich. 2009 hatten 68% der türkischen Migrantinnen und Migranten keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung. Nur 54% der türkischen Migrantinnen und Migranten waren 2009 erwerbstätig. Bei den Türkinnen nahmen sogar nur 39% am österreichischen Erwerbsleben teil.

"Ich erkenne in den Aussagen des Botschafters keinen positiven Beitrag Integration aktiv zu gestalten", so Fekter weiter. "Gerade weil sich 70% der türkischen Migrantinnen und Migranten derzeit stärker der Türkei als Österreich zugehörig fühlen, wäre es viel mehr an der Zeit sich hier positiv einzubringen."

Der Nationale Aktionsplan für Integration, den die Bundesregierung im Jänner dieses Jahres beschlossen hat, will Defizite bei Sprache und Qualifikation von Migrantinnen und Migranten aktiv aufarbeiten und die Innenministerin erwartet sich hier diesbezüglich auch positive Beiträge aller in Österreich legal lebenden Menschen mit Migrationshintergrund. "Ich lasse mir die gute Arbeit und das Bemühen der Bundesregierung und der Verantwortlichen in den Bundesländern und Gemeinden nicht schlecht reden", so Fekter.

"Es steht einem Botschafter im Übrigen nicht zu die Kompetenzaufteilung innerhalb der Österreichischen Bundesregierung zu bewerten, die das Parlament beschlossen hat", schließt Fekter.

 

Strache: Untragbarer türkischer Botschafter muss sofort aus Wien abgezogen werden
Umgehende Entschuldigung sowohl Tezcans als auch der türkischen Regierung - Botschafter ist aktiver Gegner jedweder Integration
Wien (fpd) - Eine offizielle Entschuldigung des türkischen Botschafters sowie der türkischen Regierung fordert FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache. Außerdem will Strache, dass Botschafter Tezcan umgehend durch einen Diplomaten ersetzt wird, der diese Bezeichnung auch verdient.

Tezcan habe sich als türkischer Nationalist entpuppt, der mit dem abendländischen Wertesystem ganz offensichtlich nichts am Hut habe. Allein seine Aussage, dass die Österreicher in der Kopftuchfrage nichts zu sagen hätten, zeige seine verwerfliche und arrogante Geisteshaltung, kritisierte Strache. Ebenso bezeichnend sei es, dass er türkische Lehrer nach Österreich importieren wolle, um die Kinder in Türkisch zu unterrichten. Dies beweise, dass der Botschafter ein Gegner jedweder Integration sei und diese aktiv hintertreiben wolle. Türkische Nationalisten und Islamisten in Österreich würden sich durch solche Aussagen ermutigt fühlen.

Grundsätzlich habe ein Botschafter nach einer solchen Entgleisung umgehend zurückzutreten, so Strache. Tezcan sei untragbar geworden. Eine derartige Österreich-Beschimpfung könne keinesfalls geduldet werden.

 

Bucher fordert Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen
"Herrengehabe" des türkischen Botschafters untragbar - Abberufung gefordert
Wien (bzö) - BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher Bucher fordert angesichts der Österreich-Beschimpfung durch den türkischen Botschafter Kadri Ecved Tezcan in einer Pressekonferenz den sofortigen Abbruch der Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei und die Abberufung des Diplomaten. "Dieses türkische Herrengehabe hat in einer europäischen Wertegemeinschaft nichts verloren. Die Türkei zeigt hier deutlich ihr wahres Gesicht und was der EU blüht, wenn die Türkei aufgenommen wird", so Bucher.

Selbstverständlich gebe es in Österreich Defizite, aber ein Botschafter der internationale Organisationen aufrufe, sein Gastland zu verlassen, sei am Bosporus besser aufgehoben wie in Wien. Bucher erinnert Kadri Ecved Tezcan beim Thema Integration auch daran, dass gerade einmal die Hälfte der türkischen Migranten in Österreich einer Erwerbstätigkeit nachgehen und mehr als zwei Drittel nur einen Pflichtschulabschluss haben. "Hier türkische Lehrer für Österreich zu fordern, um in Österreich die Migrantenkinder auf türkisch zu unterrichten sei keineswegs die Integration die sich Österreich vorstelle. "Österreich braucht keine Zurufe von einem, höflich formuliert, diplomatisch nicht gerade geschickten Diplomaten. Ein Botschafter der so reagiert, ist einfach nicht tragbar", so Bucher.

 

 Van der Bellen: Türkischer Botschafter hat Finger auf viele wunde Punkte gelegt
Grüne laden Tezcan zu öffentlicher Debatte ins Parlament
Wien (grüne) - Alexander Van der Bellen, außenpolitischer Sprecher der Grünen, reagiert verwundert über die heftigen Reaktionen, die das Interview des türkischen Botschafters Kadri Ecved Tezcan in der "Presse" ausgelöst hat: "Botschafter Tezcan hat den Finger in erfrischend undiplomatischer Weise auf viele wunde Punkte im Umgang mit türkischen bzw. türkischstämmigen Menschen in Österreich gelegt, wobei er auch seine Landsleute nicht geschont hat. Wenn ich auch nicht alle seine Aussagen unterschreiben würde, so decken sich viele der angesprochenen Kritikpunkte mit meinen Positionen. So sollte Innenministerin Fekter wirklich nicht für Integrationsfragen zuständig sein. Diese Meinung teilt sich Botschafter Tezcan übrigens mit Kardinal Schönborn und Bischof Bünker."

Weiters hält der außenpolitische Sprecher der Grünen die "Einberufung des Botschafters durch Außenminister Spindelegger und sein Beschwerdetelefonat beim türkischen Außenminister Gül für eine völlig überzogene Reaktion. Auf eine inhaltliche Debatte mit diplomatischen Rüge zu reagieren ist völlig unangemessen". Aber immerhin, so Van der Bellen ironisch, "hat Botschafter Tezcan damit erreicht, was ihm bisher nicht gelungen ist, nämlich einen persönlichen Gesprächstermin beim Außenminister zu bekommen." Van der Bellen hält es im Sinne einer "konstruktiven Integrationsdebatte für notwendig, von hysterischen Reaktionen abzusehen, auf der argumentativen Ebene zu bleiben und endlich einen ernsthaften Diskussionsprozess über die Integration der in Österreich lebenden TürkInnen zu starten."

"Meine Kollegin Alev Korun und ich werden daher Botschafter Tezcan einladen, in einer öffentlichen Veranstaltung im Parlament über seine Aussagen zu diskutieren. Öffentlicher Diskurs muss die Antwort auf öffentlich ausgeführte Argumente sein, nicht diplomatische Sanktionen", so Van der Bellen.
 
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