Abgang sinkt: "Sparen mit Maß und Ziel" - Schwerpunktsetzung Bildung/Kinderbetreuung,
Gesundheit/Soziales - "Wirtschaftsreserve" für den Notfall
Wien (rk) - "Weiter auf hohem Niveau in die Zukunft Wiens investieren und gleichzeitig mit dem
Einstieg in eine maßvolle Konsolidierung beginnen: Das ist der finanzpolitische Wiener Weg aus der Krise",
fasste Vizebürgermeisterin Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Mag..a Renate Brauner im Rahmen des Mediengesprächs
des Bürgermeisters am 09.11. die Eckdaten des Haushaltes 2011 zusammen. Gesamtwirtschaftlich sei die Situation
nach wie vor äußerst volatil und die Auswirkungen der nach dem Zweiten Weltkrieg beispiellosen Krise
der Finanz- und Realwirtschaft auf die öffentlichen Haushalte in ihrer Dimension bislang einmalig. "Die
Krise hat auch im Wiener Stadthaushalt tiefe Spuren hinterlassen und ist etwa am Arbeitsmarkt weiterhin gegenwärtig.
Daher sind fortgesetzte Investitionen durch die Stadt und ihre Unternehmungen ein Gebot der Stunde. Das reicht
vom U-Bahn- und Straßenbahnausbau über die Infrastruktur unserer Energienetze bis hin zu den Investitionen
der Wien Holding", so Brauner. Die Einnahmensituation etwa bei den gemeinschaftlichen Bundesabgaben sei weiterhin
sehr angespannt und habe nach wie vor nicht wieder das Niveau des letzten Jahres vor der Krise - 2008 - erreicht.
Daher gelte es nun den schmalen Pfad "zwischen notwendiger Konsolidierung auf der einen und zukunftsorientierter
Investitionstätigkeit auf der anderen Seite" zu beschreiten.
Stadt reduziert Abgang 2011 um 177 Mio. Euro
"Trotz dieser äußerst schwierigen Rahmenbedingungen ist es für 2011 gelungen, den Ausgabenrahmen
auf dem Niveau von 11,43 Mrd. Euro zu stabilisieren", so Brauner. Die Einnahmen erreichen 2011 einen Wert
von 10,81 Mrd. Euro. "Mit einem prognostizierten Abgang von 621,3 Mio. Euro reduzieren wir den Abgang gegenüber
dem Vergleichswert des Jahres 2010 um 177 Mio. Euro. Damit gelingt uns 2011 der Einstieg in eine substanzielle
Minderung des Abgangs verglichen mit dem Vorjahr. Wenn sich die Wirtschaftslage 2011 gut entwickelt, wollen wir
am Ansatz "Sparen, mit Maß und Ziel" auch in den Jahren danach festhalten, um die Finanzkraft der
Stadt für wichtige Zukunftsinvestitionen zu sichern", unterstreicht Brauner. Im Budget 2011 sei deshalb
eine klare Schwerpunktsetzung vorgesehen: "Wir haben 2009 und 2010 in fast allen Bereichen im Voranschlag
im Zuge der Bekämpfung der Krise nie dagewesene Höchstwerte in der Budgetierung erreicht. Wir konzentrieren
uns ab 2011 auf klar definierte Schwerpunkte, also die Ausweitung bzw. Beibehaltung der Budgetniveaus in den Bereichen
Gesundheit, Soziales, Kinderbetreuung, Bildung und in der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Das bedeutet gleichzeitig,
dass wir in anderen Bereichen unser Niveau wieder auf Werte vor der Krise zurücknehmen und sparen", erklärt
Brauner.
"Wirtschaftsreserve": Stadt für den Notfall gewappnet
Der Voranschlag 2011 basiert auf der Konjunkturprognose des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts
vom September 2010, dem eine Schätzung des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts von 1,9 Prozent für das
Jahr 2011 zu Grunde liegt. Allerdings seien die Schätzungen für 2011 mit großer Vorsicht zu behandeln,
nicht zuletzt aufgrund teils höchst unterschiedlicher Signale von international renommierten Wirtschaftsforschungsinstituten
bzw. internationaler Institutionen wie der OECD. "Wien hat daher für alle Fälle vorausschauend eine
Wirtschaftsreserve im Ausmaß von 300 Mio. Euro in Form von Budgetkreditbindungen im Budget verankert. Dadurch
wäre die Stadt im Falle eines nochmaligen scharfen Wirtschaftsabschwungs in der Lage, innerhalb kurzer Zeit
300 Mio. Euro für eine notwendige Krisenbekämpfung als Konjunkturmaßnahme bereitzustellen. Wien
ist in einer Phase erhöhter Ungewissheit beim Wirtschaftswachstum jederzeit in der Lage, antizyklisch und
mit entsprechendem Nachdruck Arbeitsplätze und Aufträge für die Wiener Klein- und Mittelbetriebe
zu sichern", so Brauner.
Entwicklung Einnahmen - Ausgaben 2010
Im Voranschlag 2011 stehen Einnahmen von 10,81 Mrd. Euro Ausgaben in Höhe von 11,43 Mrd. Euro gegenüber.
Daraus resultiert ein errechneter administrativer Abgang in Höhe von 621,3 Mio. Euro (ohne Berücksichtigung
der Wirtschaftsreserve). Der Schuldenstand Wiens erreicht krisenbedingt aufgrund geringerer Einnahmen und höherer
Ausgaben im Zuge der Konjunkturbelebung Ende 2010 ein Niveau von 2,94 Mrd. Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung Wiens
(gleichzeitig Land und Gemeinde) ist mit 1.723 Euro nach wie vor eine der geringsten Werte aller Bundesländer
und ihrer Gemeinden. "Kumuliert man die Einnahmenverluste aus den gemeinschaftlichen Ertragsanteilen, dann
zeigt sich, dass Wien durch das krisenbedingt eingebrochene Steueraufkommen etwa 1 Mrd. Euro alleine an Ertragsanteilen
zwischen 2009-2011 verloren hat. Konfrontiert mit diesen Rahmenbedingungen hat die Stadt sehr bewusst eine Neuverschuldung
in Kauf genommen und sich immer dazu bekannt - der Erfolg hat sich 2009 klar gezeigt: Während in anderen Bundesländern
das Bruttoregionalprodukt um bis zu 5 Prozent eingebrochen ist, konnten wir in Wien den Rückgang auf 2,6 Prozent
eingrenzen", betont Brauner.
Das Maastricht-Ergebnis liegt 2011 bei einem Prognose-Wert von 577 Mio. Euro. Der Unterschied zwischen administrativem
Ergebnis und Maastricht-Ergebnis ist darauf zurückzuführen, dass sich Finanztransaktionen im administrativen
Ergebnis niederschlagen, allerdings nicht im Maastricht-Ergebnis.
Investitionen steigen weiter - Nachfrage bleibt auf hohem Niveau
Der Voranschlag 2011 bringt das Halten des hohen Niveaus bzw. einen Anstieg der Investitionen in der Stadt
und ihrer Unternehmungen bzw. Betriebe. Gab die Stadt 2010 insgesamt 2,536 Mrd. Euro für Investitionen aus,
so steigen die Gesamtinvestitionen auf 2,637 Mrd. Euro. Auch behält Wien die starke Betonung der nachfragewirksamen
Ausgaben auf einem leicht verminderten Niveau von 4,287 Mrd. Euro bei - nach 4,4 Mrd. Euro im Voranschlag 2010.
"Bei den Investitionen zu sparen, wäre Gift für die noch immer wenig robuste Konjunktur. Und auch
bei den nachfragewirksamen Ausgaben liegt Wien nach wie vor mit 463 Mio. Euro ganz deutlich über dem veranschlagten
Niveau des letzten Jahres vor der Krise", so Brauner. Die nachfragewirksamen Ausgaben seien gleichzeitig ein
guter Indikator, da sich anhand ihrer Entwicklung die schwierige Balance auf dem schmalen Grad der fortgesetzten
Konjunkturstützung und einer beginnenden Konsolidierung ablesen lasse. Bei der Nachfrage sei nun wieder das
verstärkte Engagement der Wirtschaft und ihrer Finanzpartner gefragt. Zu nachfragewirksamen Ausgaben einer
Kommune gehören z.B. Ausgaben im Nahverkehr, Gebäudesanierungen, laufende Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten
für Straßen und Leitungen oder auch der Ankauf von Maschinen und Fahrzeugen. Ein großer Teil der
Mittel fließt 2011 wiederum in das beschäftigungsintensive Bau- und Baunebengewerbe, wobei hier die
Ausgaben mit 1,657 Mrd. Euro noch immer um 42 Mio. Euro über dem Wert des Krisenjahres 2009 mit 1,615 Mrd.
Euro liegen.
Fast 1,7 Mrd. Euro für Bildung und Kinderbetreuung
Der Zukunftsschwerpunkt des Budgets 2011 liegt eindeutig im Bereich Bildung und Kinderbetreuung. Nach einem
Ausgabenvolumen von über 1,4 Mrd. Euro 2009 und fast 1,6 Mrd. Euro 2010 steigt dieser Ausgabeposten nunmehr
auf 1,66 Mrd. Euro. "Diese Zahl demonstriert eindrucksvoll, dass Länder und Städte ganz konkrete
Leistungen für die Zukunft unseres Staates und unserer Volkswirtschaft erbringen. Wer meint, mehr Betreuung
und mehr Bildung für alle sei mit weniger Mitteln zu haben, der irrt gewaltig. Wien hat in den letzten 10
Jahren das Budget in der Kinderbetreuung mehr als verdoppelt - auf nunmehr 562 Mio. Euro im Voranschlag für
2011", so Brauner. "Ich wiederhole mich: Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist der Gratis-Kindergarten
die größte Mittelstandsförderung in der Geschichte dieser Stadt." Die Ausgaben für Schulen
und Bildung werden 2011 wiederum einen Wert von 1,11 Mrd. Euro erreichen, inklusive der vierten Tranche des Wiener
Schulsanierungspakets.
Kommunale Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaftsförderung
Auch 2011 setzt Wien seine österreichweit einzigartige ergänzende städtische Arbeitsmarktpolitik
auf hohem Niveau fort, in Form der Unterstützungen und Beratungsleistungen durch den Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds (waff). Ein wichtiger Schwerpunkt der Wiener Arbeitsmarktpolitik bleibt auch in Zukunft die
Wiener Ausbildungsgarantie für Jugendliche. "4.500 junge Menschen erhalten in überbetrieblichen
Lehrwerkstätten eine gute Ausbildung für ihre persönliche Zukunft. Und auch 2011 bleibt es dabei:
Jede betriebliche Lehrstelle wird aus öffentlichen Mitteln unterstützt", hält Brauner fest.
Für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen der Stadt Wien stehen 2011 etwa 58 Mio. Euro zur Verfügung.
Der waff kann ca. 28.000 WienerInnen, die ab 2011 seine Angebote in Anspruch nehmen, beim Wiedererlangen eines
neuen Jobs oder beim Weiterkommen im Beruf helfen.
Nach den zusätzlichen Konjunkturpaketen in den Krisenjahren wird die Wirtschaftsförderung im engeren
Sinn 2011 auf das Niveau vor der Krise ausgerichtet. Sie erreicht im kommenden Jahr eine Gesamtsumme von 172,29
Mio. Euro nach 193,36 Mio. Euro im Voranschlag 2010 und liegt damit immer noch über den Werten in Zeiten der
Hochkonjunktur (Voranschlag 2008: 164,9 Mio. Euro) Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Rückgrat der Wiener
Wirtschaft - den kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU). Unterstützt werden besonders Innovationsprojekte
von GründerInnen und UnternehmerInnen aus allen Branchen im Produktions- und im Dienstleistungssektor. Die
maßgeschneiderten Förderprogramme der Stadt über die Wirtschaftsagentur Wien und ihrer Tochtergesellschaften
departure und ZIT tragen gerade bei KMU zu betrieblichen Innovationen und Modernisierungen bei, erhöhen die
Wettbewerbsfähigkeit und unterstützen damit das Unternehmens- und Beschäftigtenwachstum in Wien
als Drehscheibe zwischen Ost und West.
2,9 Mrd. Euro für Soziales und Gesundheit
Wurden im Voranschlag 2009 1,06 Mrd. Euro für Soziales vorgesehen, waren es laut Voranschlag 2010
1,14 Mrd. Euro und sind es für 2011 nunmehr 1,201 Mrd. Euro. Brauner: "Wien unterscheidet sich von anderen
Metropolen gerade dadurch, dass wir niemanden zurücklassen und ein belastbares soziales Netz bereithalten
- die Wirtschafskrise sollte auch dem letzten Kritiker gezeigt haben, wie wichtig das ist. Wir schauen ganz genau
darauf, dass die Sozialleistungen bei den Richtigen ankommen, nämlich denen, die es wirklich brauchen."
Die Ausgaben des Fonds Soziales Wien steigen 2011 auf 705,07 Mio. Euro an, die Allgemeine Sozialhilfe erreicht
einen Wert von 397,7 Mio. Euro, für das Landespflegegeld sind Ausgaben in Höhe von 69,56 Mio. Euro eingeplant.
Im Sozialbereich wird 2011 das Wiener Geriatriekonzept weiter vorangetrieben. Die Pflegewohnhäuser Innerfavoriten,
Simmering, Meidling, Baumgarten und Liesing sowie das Innovative Wohn- und Pflegehaus Döbling werden errichtet
und teils auch fertig gestellt. Damit wird die Zahl der Pflegeplätze in Wien bis 2015 auf 10.000 erhöht.
Einen Schwerpunkt bildet auch 2011 die Wiener Mindestsicherung.
Im Gesundheitsbereich erreichen die Ausgaben einen Wert von 1,72 Mrd. Euro nach 1,67 Mrd. Euro im Voranschlag 2010.
Die zentralen Projekte im Gesundheitsbereich 2011: Im Kaiser-Franz-Josef-Spital entsteht der Wirtschaftshof, der
neben Wirtschafts- und Werkstättenbereichen auch eine Apothekenpartnerschaft und ein Sterilisationsgut-Aufbereitungszentrum
für den Süden Wiens umfasst. Mit der Standortverlegung des Gottfried von Preyer’schen Kinderspitals in
das Kaiser-Franz-Josef-Spital wird ein Mutter-Kind- und OP-Zentrum errichtet - mit Gynäkologie, Geburtshilfe,
einer chirurgischen Abteilung und vielen anderen Neuerungen. Zentral im Gesundheitsbereich ist auch die Weiterführung
der Bauarbeiten für das neue Krankenhaus Nord.
Entwicklung des Personalstands
Der Personalstand der Stadt Wien inklusive Unternehmungen, Wiener Wohnen und Wien Kanal beträgt im
nächsten Jahr 58.392 und steigt damit mit einem Plus von 0,36 Prozent leicht an. 2010 betrug der Wert 58.183.
"Die Ausweitung des Personalstandes ist auf die Bemühungen der Stadt im Bereich der Verstärkung
der Personalsituation in den Wiener Kindergärten zurückzuführen", stellt Brauner fest. Auch
der Voranschlag 2011 und seine 180 Ansätze wurden wie schon seit vielen Jahren üblich eingehend nach
den Grundsätzen des Gender Budgeting hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit in der Budgetierung durchleuchtet. |