Laut den Fortschrittsberichten der EU-Kommission haben einige Kandidatenländer große
Schritte in Richtung EU-Reife gemacht
Wien (pwk) - "Nach fünf Jahren intensiver Beitrittsverhandlungen nähert sich Kroatien der
Zielgeraden", betont Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, anlässlich
der am 09.11. vorgelegten Fortschrittsberichte der EU-Kommission zum Stand der Erweiterung auf dem Westbalkan und
der Türkei. Auch andere Länder des Westbalkans haben im letzten Jahr große Schritte in Richtung
EU gemacht. Die Kommission hat auch empfohlen, Montenegro den Status eines Beitrittskandidaten zu verleihen sowie
Beitrittsverhandlungen zu starten. Für Albanien empfiehlt die Kommission bei ausreichenden Fortschritten ebenfalls
die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen.
"Für die gesamte Region muss die europäische Perspektive weiter vorangetrieben werden. Dies ist
aus politischer und wirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung für ganz Europa", ist Christoph
Leitl überzeugt. "Politische Stabilität ist eine wesentliche Voraussetzung für wirtschaftliche
Stabilität. Konflikte vor der Haustüre machen Österreich und ganz Europa unattraktiv für Handel
und Investitionen." Friede, Demokratie, Stabilität und Wohlstand liegen daher auch im ureigensten Interesse
der Wirtschaft. Durch den Annäherungsprozess der Westbalkan-Länder an die EU werden diese Faktoren bedeutend
gestärkt und gefördert.
"Auch Kroatien muss aber seine Reformbemühungen weiter verfolgen und verstärken. Rechtssicherheit
ist für alle Wirtschaftsbeteiligten von größter Bedeutung", betont der WKÖ-Präsident.
Rechtlich ist Kroatien erst dann beitrittsreif, wenn alle Kapitel geschlossen sind. In wirtschaftlicher Hinsicht
dürfte das Land bereits sehr weit fortgeschritten sein. Politische Hürden dürfen den wirtschaftlichen
Reformprozess nicht hemmen. Die Wirtschaftskammer tritt dafür ein, Kroatien so bald wie möglich in die
EU aufzunehmen: "Das ist gut für Kroatien, und das ist gut für die österreichische Wirtschaft",
so Leitl. Denn obwohl die österreichische Wirtschaft in Kroatien schon gut vertreten ist, wollen viele - vor
allem und kleinere und mittlere Unternehmen - dessen Beitritt abwarten, bevor sie mit größeren Investitionen
aktiv werden.
Der österreichische Handelsbilanzüberschuss mit Kroatien in Höhe von 837 Mio. Euro zählte 2008
zu den höchsten im globalen österreichischen Außenhandel. Auch im Krisenjahr 2009 wurde ein Überschuss
von 655 Mio. Euro erwirtschaftet. Allein im Zeitraum Jänner bis August 2010 wurden 399 Mio. Euro erzielt.
Sollte Kroatien alle weiteren Benchmarks rechtzeitig erreichen, könnten die technischen Beitrittsverhandlungen
in den nächsten Monaten abgeschlossen werden.
Österreich zählt zu den bedeutendsten Investoren in den Ländern des Westbalkans und ist der größte
Investor in Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Serbien. |