Bank Austria EinkaufsManagerIndex im November leicht gesunken, doch kräftiges
Wachstum setzt sich fort
Wien (ba) - Die günstige Industriekonjunktur setzt sich fort. "Der Bank Austria Einkaufsmanagerindex
ist zwar im November geringfügig auf 55,2 Punkte gegenüber 56 im Vormonat gesunken, doch damit ist weiterhin
ein überdurchschnittlich kräftiges Wachstumstempo der österreichischen Industrie angezeigt",
meint Bank Austria Chefökomom Stefan Bruckbauer. Der Index notiert nun bereits seit zwölf Monaten ununterbrochen
über dem Schwellenwert von 50 Punkten, ab dem eine Expansion im Sektor im Vergleich zum Vormonat signalisiert
wird. Der aktuelle Indikator ist zwar spürbar hinter die Rekordwerte des Sommers zurückgefallen, liegt
aber weiterhin erheblich über dem langjährigen Durchschnitt. "Die aktuelle Umfrage unter Österreichs
Industriebetrieben zeigt eine anhaltend kräftige Aufwärtstendenz, getrieben durch robuste Auftragszuwächse.
Zunehmende Auftragspolster und steigende Lieferzeiten weisen auf Kapazitätsengpässe hin, neue Jobs werden
daher geschaffen. Stark steigende Kosten im Einkauf belasten allerdings die günstigen Rahmenbedingungen",
so Bruckbauer.
"Das Tempo der Produktionsausweitung hat im November etwas nachgelassen, bleibt aber hoch. Dafür ist
die robuste Aufwärtsentwicklung des Neugeschäfts verantwortlich, wobei das kräftige Nachfragewachstum
nach österreichischen Erzeugnissen aus dem Ausland gegenüber dem Vormonat sogar noch leicht zugelegt
hat", sagt Bruckbauer. Insbesondere der starke Erholungskurs der deutschen Wirtschaft verschafft der heimischen
Industrie enormen Rückenwind, sodass sich die Auftragspolster seit mittlerweile einem Jahr ohne Unterbrechung
erhöhen.
Der im November beschleunigte Anstieg der Auftragsbestände ist ein deutliches Indiz dafür, dass die heimische
Industrie dank der anhaltenden Nachfrageerholung mehr und mehr an Kapazitätsgrenzen stösst. Auch die
Verlängerung der Lieferzeiten bedingt durch Engpässe bei zahlreichen Rohstoffen und manchen Vorprodukten
zeigt, dass die Anpassung der Produktionsbedingungen an die deutlich wachsende Nachfrage noch etwas vorsichtig
erfolgt. In der österreichische Industrie vollzieht sich jedoch bereits ein kräftiger Beschäftigungsaufbau.
"Seit mittlerweile acht Monaten werden neue Jobs in der Verarbeitenden Industrie geschaffen. Nach dem Rückgang
im Krisenverlauf um über 7 Prozent ist die Beschäftigung im Sektor seit dem Tiefststand um den Jahreswechsel
2009/2010 um etwas mehr als 1 Prozent gestiegen", so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Diesem Beschäftigungsanstieg
steht eine Produktionszunahme seit dem Tiefpunkt von sogar rund 10 Prozent real gegenüber. Dieses Missverhältnis
erklärt sich nicht nur durch die verhaltenere Anpassung der Beschäftigung an den Produktionseinbruch
von rund 18 Prozent real in der Krise, sondern auch durch die Entwicklung des Arbeitsstundenvolumens. Die geleisteten
Arbeitsstunden sind während der Krise als Folge der Kurzarbeitsregelungen rasant gesunken und zwar mit bis
zu 12 Prozent erheblich stärker als die Beschäftigung. Seit dem Tiefpunkt haben die geleisteten Arbeitsstunden
bereits wieder um über 6 Prozent zugenommen, denn nur noch wenige Beschäftigte befinden sich in Kurzarbeit.
In den kommenden Monaten ist daher davon auszugehen, dass sich Beschäftigung und geleistete Arbeitsstunden
in der Industrie wieder relativ paralell zueinander entwickeln und dabei dem Produktionstrend weitgehend folgen
werden.
Der derzeit günstige Aktionsrahmen für die heimische Industrie wird immer stärker von der Aufwärtsentwicklung
der Einkaufspreise belastet. "Wegen der Verteuerung zahlreicher Vormaterialien und Rohstoffe beschleunigte
sich der Anstieg der Einkaufspreise gegenüber dem Vormonat deutlich. Aufgrund des starken Wettbewerbs war
es jedoch nicht möglich die höheren Kosten vollständig auf die Verkaufspreise überzuwälzen,
folglich haben sich die Preiskonditionen für die heimsichen Industriebetriebe abermals verschlechtert, das
fünfzehnte Monat in Folge", hält Pudschedl fest.
Der hohe Novemberwert des Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt, dass sich die Industriekonjunktur weiterhin
sehr günstig entwickelt. Der Rückgang zum Vormonat weist darauf hin, dass der verläufige Höhepunkt
der Dynamik jedoch bereits überschritten zu sein scheint. "Der Aufwärtstrend im Sektor wird in den
kommenden Monaten etwas an Schwung verlieren. 2011 wird das Wachstum der Industrie aufgrund der nachlassenden globalen
Erholung etwas hinter dem Anstieg um rund 6 Prozent im laufenden Jahr zurückbleiben", erwartet Bruckbauer.
"Nach der erheblichen Auflockerung 2010 wird sich die Stahlindustrie mit überdurchschnittlichem Wachstum
bereits 2011 vom vergangenen Krisenjahr erholen können. Kaum langsamer, nur zeitlich etwas verzögert,
wird im kommenden Jahr die Metallwarenerzeugung und der Maschinenbau abschneiden", so Bruckbauer. Der Ausblick
für die Elektroindustrie ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria dagegen bedingt durch
die hohe Abhängigkeit dieser Branche von der Baukonjunktur vergleichsweise verhalten.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen
unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer
sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |