PISA-Schultest soll schlecht ausfallen  

erstellt am
23. 11. 10

Schmied sieht PISA-Verantwortung nicht bei sich
Ergebnisse erst im Dezember
Wien (oe1.orf.at) - Der PISA-Schultest ist laut Medienberichten für Österreich neuerlich nicht gerade positiv ausgefallen. Das noch unveröffentlichte Ergebnis wollte Unterrichtsministerin Schmied (SPÖ) vor dem Ministerrat noch nicht kommentieren, gleichzeitig stellte sie aber klar, sich nicht für ein allfällig schwaches Abschneiden der österreichischen Schüler verantwortlich zu fühlen.

Am 7. Dezember sollen die Ergebnisse des neuen Pisa-Tests veröffentlicht werden, und sie dürften für Österreich wieder einmal schlecht aussehen. Zwar will Unterrichtsministerin Claudia Schmied die Resultate vorerst nicht kommentieren, allerdings deutet sie an, dass nichts Gutes zu erwarten ist. Der Test werde zeigen, dass Reformen dringend notwendig sind, so die Ministerin. Zugleich weist sie jede Verantwortung für ein allfällig schwaches Abschneiden von sich.
Schlechte Noten für Österreich

Die getesteten Kinder seien nämlich Jahrgang 1993 und hätten daher noch gar nicht von den unter ihr eingeleiteten Reformprojekten profitieren können.

Die Ministerin deutete an, dass das Abschneiden tatsächlich nicht allzu glorreich gewesen sein dürfte. Der 7. Dezember - also der Tag der Präsentation der PISA-Ergebnisse - werde jedenfalls klarstellen, dass man in der Schulpolitik eine "Retro-Diskussion" nicht weiter führen dürfe, so Schmied in Richtung des Koalitionspartners ÖVP. Dass sie vorerst keine PISA-Details nennt, begründete die Unterrichtsministerin mit internationalen Vereinbarungen.
Schmied rügt Erwin Pröll

Dass Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) den PISA-Test quasi als Überprüfung ihrer Fähigkeiten als Ressortchefin darstellt, wies Schmied zurück. Man sehe an solchen Aussagen nur, dass der Landeshauptmann schwer damit umgehen könne, mit seiner Meinung bezüglich einer Verländerung der Bundeslehrer nicht durchzukommen.

 

Kaltenegger: Nicht wegdrücken, sondern Verantwortung übernehmen
Schmied seit vier Jahren zuständige Ministerin – Brauchen selbstbewusste Ministerin, die vor Problemen keine Angst hat
Wien (övp-pd) - "Jetzt ist nicht die Zeit, sich wegzudrücken, sondern die Zeit, um Verantwortung zu übernehmen", so ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger zu den Aussagen von Unterrichtsministerin Schmied vor dem Ministerrat zur bevorstehenden Veröffentlichung der PISA-Studie. "Schmied ist seit vier Jahren im Amt. Gerade jetzt brauchen wir eine selbstbewusste Ministerin, die vor Problemen keine Angst hat, sondern bereit ist, aktiv an Lösungen zu arbeiten", betont Kaltenegger angesichts kolportiert schlechter PISA-Ergebnisse, die am 7. Dezember präsentiert werden sollen.

"Ministerin Schmied kann nicht so tun, als wäre sie die vergangenen vier Jahre nicht verantwortlich gewesen. Daher wird das Ergebnis der PISA-Studie sehr wohl ein Urteil darüber abgeben, was Unterrichtsministerin Schmied in den letzten vier Jahren geleistet hat und ob sie die in den Regierungsprogrammen formulierten Ziele umgesetzt hat. Es wird auch an Schmied liegen, mit den Ergebnissen der Studie verantwortungsvoll umzugehen und Lösungskompetenz zu zeigen."

 

Bucher: Bildung soll zur politikfreien Zone werden
Faymann schiebt alles auf die lange Bank, ÖVP blockiert mit theresianischer Militärmentalität
Geinberg (bzö) - Für ein zukunftsweisendes Bildungskonzept und gegen die Einmischung der Politik sprach sich BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher im Rahmen der BZÖ-Klausur zum Thema Bildung im oberösterreichischen Geinberg aus. "Ich möchte Bildungspolitik zur politikfreien Zone erklären!" Statt auf das Ergebnis der nächsten PISA-Studie zu warten, müsste endlich eine Reform begonnen werden. Schulpflicht ist auch Pflicht des Staates!", mahnte Bucher, der auch erinnerte: "Wir brauchen nicht das billigste, sondern das beste Schulsystem!"

Nun sei wieder das große Zittern rund um die PISA-Studie ausgebrochen. "PISA ist kein Zeugnis über den Wissensstand, sondern ein Zeugnis, wie kaputt unser Bildungssystem ist", erinnerte Bucher und fragte: "Wie viele Studien brauchen wir noch, bis was geschieht?" Bildung sei ein kulturelles Instrument für Chancengleichheit, Bildung garantiere die Ausübung von Freiheit und Selbstbestimmung und sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, das Leben abzusichern. "Nur mit guter Bildung lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs garantieren und kann der Wirtschaftsraum Österreich expandieren", warnte Bucher.

Für die Schulverwaltung seien klare Zuständigkeiten und Regeln aufzustellen, die Bildungskompetenz müsse beim Bund sein. Vom Ministerium aus sollte es dann neun Landesbildungsdirektionen geben. Entscheiden sei, dass Lehrkräfte nur nach ihren wirklichen Fähigkeiten und nicht nach dem Parteibuch eingestellt werden. "Bildung ist nicht eine politische Spielwiese der Landeshauptleute", so Bucher. Wer zahlt, schafft an! Es sei nicht einzusehen, dass sich Landeshauptleute politische Vorteile suchen, ohne zu zahlen. Denn sie seien versucht, dieses politische System zu missbrauchen.

Den Entscheidungsträgern warf Bucher vor: "Sie haben nicht den Mut, was zu tun! Kanzler Faymann schiebt alles auf die lange Bank, statt ein zukunftsorientiertes Konzept auf die Beine zu stellen. Die ÖVP ist schon seit 24 Jahren säumig und gestaltet die Bildungsbedürfnisse junger Menschen nicht zeitgemäß. Sie sind immer Blockierer und auf der Bremse gestanden mit ihrer theresianischen Militärmentalität."

"Wir haben ein klares Konzept mit einer gemeinsamen Schule der sechs- bis 15-Jährigen", so Bucher. In dieser Zeit darf es keine Trennung der Schulformen, keine Differenzierung geben. "Wir brauchen nicht das billigste sondern das beste Schulsystem, wenn wir in Zukunft konkurrenzfähig bleiben wollen", verlangte Bucher und erinnerte: "Schulpflicht ist auch Pflicht des Staates!" Deshalb werde das BZÖ dafür sorgen, dass der Staat die Verantwortung übernimmt, den Jungen Bildung mitzugeben. Dementsprechend sei "Bildung ein Grundrecht und keine Finanzierungspflicht der Eltern durch Nachhilfe."

Lehrer sollen in Zukunft sichtbare Arbeit leisten - und die Schule nicht mit nachhause nehmen, sondern in der Schule lassen - dazu brauche es auch einen eigenen Arbeitsplatz. Da Lehrer 70 freie Tage pro Jahr haben, sollten sie nach Buchers Vorstellung für Kinder, die Nachholbedarf haben, solidarisch zwei Wochen zur Verfügung stellen. Allerdings müsse sich Leistung wieder lohnen "für Schüler und Lehrer". Statt dem antiquierten Besoldungsrecht brauchen Lehrer auch Motivation für Mehrleistung. "Neben dem Grundgehalt und Funktionskomponente - etwa als Klassenvorstand - muss eine Leistungskomponente für besonderes Engagement eingeführt werden", so Bucher. Mit diesem Modell würden junge Einsteiger in den Lehrberuf ein höheres Gehalt erhalten können.

Weiters forderte Bucher neben der Zentralmatura mit einheitlichem Prüfungsstandard eine Hochbegabtenförderung; Begabte sollten eigene Förderklassen besuchen oder Sprünge machen können - "gefördert und gefordert" müsse das System sein. Zusätzlich sollte ein Fach "Wirtschaft und Sozialkunde" eingeführt werden, "denn wir werden ständig mit Wirtschaftsfragen konfrontiert; und Geldanlegern geht man dann nicht so leicht in die Falle", erklärte Bucher.

Im Sinne einer verbesserten Ausbildung ist für Bucher eine verstärkte Förderung für Kinder mit Migrationshintergrund unerlässlich; ebenso, wie ein Beschränkung auf maximal 30 Prozent Schüler mit nicht deutscher Muttersprache pro Klasse. Zudem solle pro Schule ein Integrationsbeauftragter eingesetzt werden, damit auch Eltern stärker in den schulischen Prozess eingebunden werden und mit der deutschen Sprache enger in Kontakt kommen.

Eine besonders wirtschaftsnahe Forderung ist für Bucher die Trennung Lehrer und Prüfer: Der Lehrer sollte zum Coach der Schüler werden. Dem Bewegungsdefizit will das BZÖ mit täglichen Bewegungseinheiten an den Schulen zu Leibe rücken. "Sonst wird die Belastung für das Gesundheitssystem immer größer", warnt Bucher, der sich auch die Förderung von Zusammenschlüssen von Schulen und Sportvereinen vorstellen kann.

 

 Walser: Ergebnis verfehlter Regierungspolitik der letzten 20 Jahre
Mit Stundenkürzungen ist keine Verbesserung der Ergebnisse zu erzielen
Wien (grüne) - Die Vorabmeldungen zur diesjährigen PISA-Studie verheißen nichts Gutes. Österreich ist offenbar im Ranking noch einmal zurückgefallen. "Das Ergebnis ist eine Abrechnung mit der Regierungspolitik der letzten 20 Jahre. Ich erinnere etwa an die verantwortungslosen Unterrichtsstunden-Kürzungen unter Ministerin Elisabeth Gehrer. Die offenbar miserablen Ergebnisse zu einer alleinigen Abrechnung mit Unterrichtsministerin Schmied zu nützen, wäre allzu billig", kommentiert Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, die ersten durchgesickerten Ergebnisse der PISA-Studie. "Festzuhalten ist aber, dass es Unterrichtsministerin Schmied nicht gelungen ist, die Bildungsblockade der ÖVP zu überwinden und die längst notwendigen und überfälligen Reformschritte zu setzen", so Walser.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

 
zurück