Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 3. Quartal
2010
Wien (oenb) - Bei weiterhin unverändertem EZB-Leitzinssatz führten steigende Zwischenbankzinssätze
im dritten Quartal 2010 in Österreich bei neu vereinbarten Kreditzinssätzen mit privaten Haushalten und
Unternehmen durchwegs zu höheren Zinssätzen. Dennoch blieb der Zinsvorteil gegenüber den Durchschnittswerten
des Euroraums für Österreichs Kunden erhalten.
Bei den Einlagenzinssätzen blieben die neu vereinbarten Zinssätze unter dem Schnitt des Euroraums, wobei
dieser allerdings durch vergleichsweise sehr hohe Zinssätze in einigen südlichen Ländern nach oben
beeinflusst wurde.
Im dritten Quartal 2010 waren ohne zinspolitische Impulse der Europäischen Zentralbank (der EZB-Leitzins
blieb auf 1,00%) die ansteigenden Zwischenbankzinssätze (der 3-Monats-EURIBOR stieg um 0,15 Prozentpunkte
auf 0,88%) ein wesentlicher Grund für Anstiege bei den Kundenzinssätzen der Banken.
Im Kreditgeschäft gab es die stärksten Anstiege bei neu vergebenen Konsumkrediten an private Haushalte,
welche sich um 0,19 Prozentpunkte auf 4,81% im Vergleich zum Vorquartalverteuerten, damit aber nach wie vor deutlich
unter dem durchschnittlich im Euroraum vergebenen Zinssatz von 6,55% lagen. Bei Wohnbaukrediten gab es in Österreich
im Neugeschäft im Gegensatz zum Euroraum nur einen sehr geringfügigen Anstieg und mit 2,68% betrug der
Zinsvorteil im September 2010 gegenüber dem Euroraum bereits 0,71 Prozentpunkte verglichen mit lediglich
0,21 Prozentpunkten im September 2009. Über den aushaftenden Gesamtbestand gab es im dritten Quartal bei Krediten
an Haushalte dank des Auslaufens von höher verzinsten Altkrediten sogar leichte Reduktionen zu verzeichnen
(-0,09 Prozentpunkte bei Wohnbaukrediten bzw -0,08 Prozentpunkte bei Konsumkrediten).
Auch bei Unternehmenskrediten gab es im dritten Quartal Verteuerungen zu beobachten. Der Durchschnittszinssatz
für neu vergebene Großkredite (über 1 Mio Euro) lag mit 1,87% um 0,07 Prozentpunkte über dem
Vergleichswert im Juni 2010, wobei es anschließend im Juli und August zwischenzeitlich sogar noch stärkere
Anstiege gegeben hatte. Weniger Veränderungen gab es im dritten Quartal bei Unternehmenskrediten bis 1 Mio
Euro zu beobachten, die letztendlich um 0,05 Prozentpunkte auf 2,43% stiegen. In beiden Kategorien zeigte sich
jedenfalls im dritten Quartal der weiterhin deutliche Zinsvorteil für Österreichs Unternehmen im Vergleich
zum Euroraumdurchschnitt von 1,01 Prozentpunkte bei bis zu 1 Mio Euro bzw. von 0,46 Prozentpunkte bei Krediten
über 1 Mio Euro. Auch hinsichtlich des aushaftenden Gesamtbestandes der Kredite ist festzustellen, dass österreichische
Unternehmen mit durchschnittlich 2,72% deutlich günstigere Zinskonditionen vorfanden als der Durchschnitt
im Euroraum (3,35%).
Bei neu vergebenen Einlagen an private Haushalte waren bei kurzen Laufzeiten (bis 1 Jahr) bzw. langen Laufzeiten
(über 2 Jahre) nach den historischen Tiefstständen der letzten Monate im Quartalsvergleich nunmehr wieder
Anstiege (im Schnitt um 0,06 bzw. 0,07 Prozentpunkte) zu verzeichnen. Dennoch lagen die Zinssätze besonders
bei kürzeren Laufzeiten deutlich unter den Euroraumvergleichswerten. Bei Laufzeit von bis zu 1 Jahr wurde
die 1-Prozentmarke im September 2010 mit 1,03% in Österreich nur knapp überschritten, während im
Euroraum im Schnitt ein Zinssatz von 2,25% zu verzeichnen war. Allerdings muss hier betont werden, dass die Durchschnittszinssätze
des Euroraums durch extrem hohe Zinssätze in einigen südlichen Ländern stark nach oben beeinflusst
wurden. Geringer war der Zinsnachteil für Österreichs Kunden bei Bindungsfristen von mehr als 2
Jahren. Hier betrug der Durchschnittszinssatz im September 2010 in Österreich 2,05% verglichen mit 2,28% im
Euroraum. |