Brüssel (ec.europe) - Am 22.11. wurde die „EU-Strategie der inneren Sicherheit“ verabschiedet,
die 41 Maßnahmen zur Bewältigung der dringlichsten Herausforderungen für die Sicherheit in Europa
vorsieht. Unter anderem sollen im Rahmen eines gemeinsamen Programms kriminelle und terroristische Netzwerke geschwächt,
Bürger, Wirtschaft und Gesellschaft vor Cyberkriminalität geschützt, die Sicherheit durch eine intelligente
Grenzverwaltung erhöht und die Krisenreaktion und Widerstandsfähigkeit gegen Krisen verbessert werden.
„Der EU-Strategie der inneren Sicherheit lag bisher stets eine fragmentierte, jeweils nur auf einen Bereich konzentrierte
Herangehensweise zugrunde. Jetzt wollen wir die Sicherheitsbedrohungen und Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam
angehen. Terrorismus, organisiertes Verbrechen, grenzüberschreitende Kriminalität und Cyberkriminalität,
Krisen und Katastrophen verlangen von uns, dass wir unsere Anstrengungen bündeln und zusammenarbeiten, um
die Bürger, die Wirtschaft und die Gesellschaft in der ganzen EU besser zu schützen. Diese Strategie
beschreibt, welche Bedrohungen auf uns zukommen und was wir dagegen tun müssen. Ich hoffe, alle Beteiligten
werden ihre Verantwortung übernehmen und diese Maßnahmen umsetzen helfen, damit die EU sicherer wird”,
so Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Inneres.
Autodiebstahl, Einbrüche, Drogenhandel und Kreditkartenbetrug sind oft lokale Erscheinungen weltweiter krimineller
Netzwerke, die über Grenzen hinweg und im Cyberspace zugange sind. Kriminelle bedienen sich zunehmend des
Internets für kleinere Straftaten und für groß angelegte Angriffe. Über die Außengrenzen
der EU werden Drogen, nachgeahmte Waren, Waffen und Menschen geschmuggelt, kriminelle Netzwerke entziehen den Staatskassen
Einnahmen in riesigem Ausmaß. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds erreichen die
Profite allein aus der Finanzkriminalität Summen, die bis zu 5 % des BIP entsprechen. Krisen und Naturkatastrophen,
wie Erdbeben oder Überschwemmungen, und auch durch menschliches Versagen oder mutwillig verursachte Katastrophen
können zu Elend, wirtschaftlichem Schaden und Umweltschäden führen. Gleichzeitig finden Terroristen
immer neue Wege, um unserer Gesellschaft zu schaden, und richten sich mit extremistischer Gewaltpropaganda gezielt
an besonders dafür empfängliche Personen.
Die Kommission schlägt nunmehr konkrete Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen vor.
Vorgesehen ist beispielsweise ein Legislativvorschlag für die Beschlagnahmung von Vermögen aus Straftaten.
Ferner soll die EU dafür sorgen, dass die Bevölkerung besser in die Maßnahmen gegen Radikalisierung
und Rekrutierung von Terroristen eingebunden wird, und Methoden für einen besseren Schutz der Verkehrsinfrastruktur
vor Terroranschlägen vor allem für den Landverkehr ermitteln. Um Fachkenntnisse in Sachen Ermittlung
und Verhütung von Cyberkriminalität zusammenzubringen, wird ein europäisches Zentrum für Cyberkriminalität
vorgeschlagen. Darüber hinaus sind verschiedene Maßnahmen für eine bessere Grenzverwaltung und
zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und Katastrophen sowie zur Reaktion darauf geplant.
In der EU-Strategie der inneren Sicherheit sind folgende fünf strategische Ziele mit einschlägigen Maßnahmen
genannt:
1. Schwächung internationaler krimineller Netzwerke, die unsere Gesellschaft bedrohen
- mehrere Vorschläge für eine sofortige und wirksame Beschlagnahme und Einziehung von durch Straftaten
erworbenem Vermögen (2011)
- Vorschlag zur Nutzung von EU-Fluggastdaten (2011)
- Vorschlag zur Überwachung und Unterstützung der Mitgliedstaaten bei der Korruptionsbekämpfung
(2011)
2. Maßnahmen gegen Terrorismus, Radikalisierung und Rekrutierung von Terroristen
- Konzept für die Extraktion und Auswertung von Finanztransaktionsdaten in der EU, „EU TFTP“ (2011)
- Schaffung eines EU-Aufklärungsnetzwerks gegen Radikalisierung und Unterstützung von Organisationen
der Zivilgesellschaft, die extremistische Gewaltpropaganda exponieren, übersetzen und widerlegen (2011)
- Besserer Schutz der Verkehrssysteme in der EU (2011)
3. Besserer Schutz der Bürger und Unternehmen im Cyberspace
- Errichtung eines EU-Zentrums für Cyberkriminalität (2013)
- Schaffung eines Netzes von Computer-Notfallteams (2012)
- Aufbau eines Europäischen Informations- und Warnsystems (EISAS) (2013)
4. Erhöhung der Sicherheit an den Außengrenzen
- Einführung eines europäischen Grenzüberwachungssystems EUROSUR (2011)
- Bessere Ermittlung von Schlupflöchern an den Außengrenzen (2011)
- Gemeinsame Berichte über Menschenhandel, Schleusertum und Warenschmuggel als Grundlage für gemeinsame
Operationen (2011)
5. Verbesserung der Widerstandsfähigkeit Europas gegenüber Krisen und Katastrophen
- Vorschlag zur Umsetzung der Solidaritätsklausel (2011)
- Vorschlag für europäische Notfallabwehrkapazitäten (2011)
- Entwicklung einer Risikomanagementstrategie, bei der die Bedrohungs- und Risikobewertungen in die Entscheidungsprozesse
mit einfließen (2014)
Die Kommission wird dem Europäischen Parlament und dem Rat jährlich Bericht erstatten und die Tätigkeit
des Ständigen Ausschusses für die operative Zusammenarbeit im Bereich der inneren Sicherheit (COSI) unterstützen,
der maßgeblich zur wirksamen Umsetzung der Strategie beitragen wird.
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