Masterplan Gesundheit  

erstellt am
19. 11. 10

Österreichs Gesundheitssystem gemeinsam, zukunftssicher umgestalten!
Hauptverband lädt zur 1. Nationalen Gesundheitskonferenz Anfang 2011 - Bund, Länder und Sozialversicherung sollen Eckpfeiler und Zeitplan zur Umsetzung der Reform erarbeiten
Wien (hvb) - "Neuen Kurs setzen, um Gutes zu sichern" - unter diesem Motto schlägt der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger in seinem am 18.11. von Hauptverbands-Präsident Hans Jörg Schelling und der Vorsitzenden der Trägerkonferenz, Mag.a Ingrid Reischl gemeinsam präsentierten Masterplan Gesundheit eine tiefgreifende Neugestaltung des österreichischen Gesundheitswesens vor. "Es ist uns bewusst, dass wir dieses umfassende Reformvorhaben nicht alleine durchführen können. Daher laden wir alle Beteiligten umgehend zu Verhandlungen und einen Reformdialog ein", so Schelling und Reischl.

Nationale Gesundheitskonferenz als Startschuss Anfang 2011
Der Startschuss für die Reform soll Anfang 2011 im Rahmen einer nationalen Gesundheitskonferenz fallen. Schelling: "Bund, Länder und Sozialversicherung sollen Eckpfeiler und Zeitplan zur Umsetzung der Reform erarbeiten. Bis Herbst 2011 sollen die Reformschritte inklusive eines zehnjährigen Konsolidierungsplans erarbeitet und in einer weiteren Gesundheitsreform beschlossen werden. Die Zeit bis 2013 muss genützt werden, um die gemeinsam vereinbarten Reformschritte in den nächsten Finanzausgleich einfließen zu lassen. Bis dahin sind die notwendigen Datengrundlagen zu schaffen und nationale Gesundheitsziele zu entwickeln. Ab 2014 (dem Inkrafttreten des neuen Finanzausgleichs) ist ein Umsetzungsplan mit allen Systempartnern mit den zur Zielerreichung zu setzenden Maßnahmen zu vereinbaren.
Nach Vorschlag des Masterplan Gesundheit sollte die gemeinsame, zukunftssichere Umgestaltung die bestehenden Strukturen, verfassungsrechtliche Veränderungen mit eindeutiger und dauerhafter Klärung der Kompetenzen, die Finanzierung und die Umorientierung des Gesundheitswesens umfassen.

Nationale Gesundheitsziele und tatsächlicher Bedarf entscheiden über Strukturen
"Wir brauchen nationale Gesundheitsziele und wir müssen den Bedarf des Patienten/der Patientin kennen. Erst dann sind wir in der Lage über neue Strukturen zu entscheiden", betont Reischl. Gefordert ist der Blick über den Tellerrand, statt Besitzstandsdenken. Planung, Steuerung und Qualitätssicherung sind österreichweit durchzuführen, die Detailplanung bleibt dezentral.
Eine wesentliche Forderung des Masterplan Gesundheit lautet: Integrierte Versorgung für den Patienten/die Patientin, die zwischen allen Leistungsanbietern innerhalb einer Region abgestimmt ist. Reischl: "Wir müssen stärker auf gesellschaftliche Entwicklungen Rücksicht nehmen. Dabei geht es um die steigende Lebenserwartung und den dadurch wachsenden Anteil älterer Menschen in unserer Bevölkerung. Das bedeutet, dass sich der Fokus in der Gesundheitspolitik immer stärker von der Akutversorgung hin zur Betreuung von chronisch und mehrfacht Erkrankten verschieben wird. Es ist Zeit, den Schwerpunkt weg von der Reparaturmedizin hin zur Prävention zu verlagern."

Finanzierung: Nur ein nachgewiesener Bedarf löst Finanzierungsströme aus
Dem tatsächlichen Bedarf der PatientInnen, nicht der Höhe des Defizits folgt auch die Finanzierung. "Wir wollen weg von der einrichtungsorientierten Abgangsdeckung hin zur bedarfsgerechten Mittelverwendung", so Schelling. Nur damit kann das Gesundheitswesen langfristig und nachhaltig abgesichert werden, was eines der Kernanliegen der Sozialversicherung ist. Denn, so Schelling weiter: "Die Menschen müssen darauf vertrauen können, dass sie auch morgen noch durch das System abgesichert sind. Zu einem späteren Zeitpunkt ist es ihnen nicht mehr möglich, private Vorsorge zu treffen."

Spitalskostenplus analog zum BIP bringt bis 2020 Kostendämpfungspotential von 5,7 Mrd. Euro
Bedarfsorientiert hat auch der Umbau des Spitalswesens zu erfolgen. Und dies umgehend, denn zwischen 1999 und 2009 wuchs unsere Wirtschaft jährlich um 3,3 Prozent, die Aufwendungen der Landesfondsspitäler jedoch um 4,4 Prozent.

Schelling: "Die Krankenkassen haben die Kostendämpfung in ihrem Bereich erfolgreich in Angriff genommen und sind klar auf Sanierungskurs. Für die Spitäler soll im Rahmen des nächsten Finanzausgleich bis 2020 ein mittelfristiger Kostenentwicklungspfad vereinbart werden, der sich an der BIP-Entwicklung orientiert. Gelingt dies, dann entspricht dies einem Kostendämpfungspotential von jedenfalls 5,7 Mrd. Euro", rechnet Schelling vor. Von diesem Kostendämpfungspotential können auch die Kosten der Gesundheitsreform sowie für Qualitätsförderung und Prävention finanziert werden. Reischl: "Wichtig wird es auch sein, alle Mittel für die Spitalsfinanzierung zu bündeln und nach festgesetzten Parametern zu verteilen."

Sanierungsvorbild Krankenkassen: Kostendämpfungspotential ohne Leistungskürzungen erschließbar
Der Sanierungskurs der Krankenkassen kann auch unter einem weiteren Aspekt als Vorbild für die Sanierung der Spitalsfinanzen dienen: Es ist möglich das Kostendämpfungspotenzial zu erschließen, ohne einen Euro am Patienten zu sparen. Unter diesem Aspekt kommt für die Sozialversicherung auch die Schließung von Spitälern nicht in Frage. Schelling: "Unsere Forderung heißt Umwandlung in ein regionales Gesundheitszentrum. Standorte sind nicht zu schließen, sondern bedarfsgerecht umzuwandeln, etwa in Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen, Tages- oder Wochenkliniken, in Aufnahme- und Erstversorgungszentren oder sonstige modern organisierte Gesundheitsangebote. Generell gilt aber, dass das im internationalen Vergleich in Österreich bestehende Überangebot an Akutbetten abzubauen ist."

Und noch eine Forderung der Sozialversicherung: Zwischen Bund und Ländern sind - ähnlich wie mit der Sozialversicherung und dem Bund - Zielvereinbarungen über einen definierten Konsolidierungspfad zu vereinbaren.

Mit Prävention und Gesundheitsförderung länger selbstbestimmt in Gesundheit leben
Der Totalumbau des Gesundheitssystems bedeutet auch, dass innerhalb des Gesundheitssystems neue Prioritäten gesetzt werden. Schelling: "Wir dürfen nicht länger hinnehmen, dass die Menschen immer älter werden, die gesunde Lebensspanne aber wesentlich darunter liegt". Mit Prävention und Gesundheitsförderung, mit Maßnahmen zum PatientInnen-Empowerment sollen chronische Krankheiten soweit als möglich vermieden werden. Neben Ausbildung, Information und Konsumentenschutz lautet hier die zentrale Forderung des Masterplans, die Formulierung nationaler Gesundheitsziele analog internationaler Beispiele.

Schelling abschließend: "Die Vision der Sozialversicherung lautet: länger selbstbestimmt in Gesundheit leben. Die im Masterplan Gesundheit vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erschließung der Kostendämpfungspotenziale machen genügend Mittel frei, um diese Vision in die Realität umzusetzen."

 

Wehsely: Gemeinsam geplante Maßnahmen müssen den PatientInnen nützen
"Ja" zu Stögers Einladung zum Dialog, "Nein" zu Systempartner-Eitelkeiten
Wien (pid) - "Die Einladung zum Dialog durch Gesundheitsminister Stöger Anfang des Monats war ein wichtiger erster Schritt zu Verbesserungen im österreichischen Gesundheitswesen. Von Reformen wird man dann sprechen können, wenn gemeinsam geplante Maßnahmen den PatientInnen nützen", erklärte die Wiener Gesundheits- und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely gegenüber der Rathaus-Korrespondenz. "Es bringt uns keinen Schritt weiter, wenn jeder Systempartner dem anderen über die Medien gute Ratschläge erteilt. Das ist die klassische männliche Eitelkeit des Ancien Régime." Wien habe im Gegensatz dazu bereits bei der Entwicklung des Regionalen Strukturplans Gesundheit gezeigt, wie die Erarbeitung gemeinsamer Ziele über die Systempartnergrenzen hinweg möglich sei.

"Wer auf das Gemeinwesen achtet, kann sich nicht gegen Schritte auf dem Konsolidierungspfad wenden", so Wehsely. Das Zeitfenster bis zum kommenden Finanzausgleich 2013 müsse genützt werden. "Wir brauchen gemeinsam definierte Konsolidierungsschritte, um den Ausbau neuer Versorgungsmodelle zu ermöglichen", unterstrich Wehsely. In den vergangenen Jahren sei es zu einer steten Verschiebung der Finanzlast vom Bund zu den Ländern und Gemeinden gekommen, auch zur Beseitigung dieser Problematik müssten Lösungsvorschläge auf den Tisch.

"Wien hat keinen Grund, sich einer tiefgreifenden und ergebnisoffenen Reformdebatte zu verweigern. Spezialisierung und Schwerpunktsetzung im Spitalswesen sind schon lange unsere Handlungsmaximen", stellte die Gesundheitsstadträtin klar. So werden etwa mit dem Bau des Krankenhauses Nord drei Spitäler an den neuen Standort übersiedeln, weil die zu kleinen Häuser eigenständig weder fachlich-medizinisch noch ökonomisch führbar sind.

"Wenn es gelingt, gemeinsame Leitlinien für eine bessere und faire Gesundheitsversorgung durch Spitäler, Ambulanzen und niedergelassene ÄrztInnen zu erarbeiten, dann wird Wien mit dabei sein", schloss Wehsely.

 

Spadiut: Prävention muss leitendes Prinzip im Gesundheitswesen sein
"Spitäler sollen sich zunehmend auf ihre Kernaufgabe - die stationäre Versorgung der Patienten - konzentrieren können"
Wien (bzö) - "Nachdem sich schon der Gesundheitsminister dem BZÖ-Vorschlag angeschlossen hat und die Spitäler unter Bundeshoheit führen will, ist nun auch der Hauptverband der Sozialversicherungen auf unseren langjährigen Vorschlag aufgesprungen", stellte BZÖ-Gesundheitssprecher Abg. Dr. Wolfgang Spadiut fest. "Angekündigt wurde nun genug, jetzt muss endlich eine umfassende Reform angegangen werden; dabei muss die Prävention künftig das leitende Prinzip im Gesundheitswesen sein", so Spadiut.

Ganz erfreut zeigte sich der BZÖ-Gesundheitssprecher auch, dass der Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes, Hans Jörg Schelling, die Vorsorge ausbauen möchte. "Für uns ist die Prävention das leitende Prinzip im Gesundheitswesen, das muss nun auch der Gesundheitsminister umsetzen. Prävention statt Reparaturmedizin war schon das Motto einer BZÖ-Klausur vor knapp zwei Jahren. Für Präventivmedizin werden nämlich nur rund 1,9 Prozent des gesamten Gesundheitsbudgets eingesetzt. Mit zusätzlichen Investitionen in diesem Bereich könnte man sich Kosten für spätere teure Behandlungen ersparen", erklärte Spadiut. "Gerade der Erhalt der natürlich gegebenen Gesundheit ist von enormer Wichtigkeit. Schon in den Schulen müssen die Jugendlichen für mehr Sport begeistert werden".

Der BZÖ-Gesundheitssprecher verlangte auch die Zusammenlegung der 22 Krankenkassen unter Bundeshoheit zu einer "Sozialversicherung Austria" und die Öffnung der Spitalsambulanzen außerhalb der Dienstzeiten für niedergelassene Ärzte.

Die Spitäler sollen sich zunehmend auf ihre Kernaufgabe - die stationäre Versorgung der Patienten - konzentrieren können, verlangte Spadiut. Die ambulante Behandlung sollte im Zusammenspiel mit niedergelassenen Fachärzten und Allgemeinmedizinern erfolgen. Als dringend nötig sieht Spadiut aber auch die Zusammenlegung der maroden Krankenkassen. Er will eine einzige sparsame Einrichtung mit flacher Hierarchie unter der Einbeziehung aller Spitäler mit der Finanzierung aus einer Hand. Dabei könnten auch endlich die Bundesländergrenzen fallen. Neben dem schlanken Verwaltungsaufwand ist für Spadiut auch ein zentraler Einkauf und damit verbunden geringere Kosten für Material und Medikamente ein zwingendes Argument für die Zusammenlegung aller Spitäler und Kassen in einer Hand.

 

 Leitl begrüßt Masterplan Gesundheit
"Seriöser Reformansatz" soll jetzt von allen diskutiert und umgesetzt werden - Kostendämpfung bei gleicher Behandlungsqualität
Wien (pwk) - "Der Masterplan Gesundheit, den der Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans Jörg Schelling, jetzt vorgestellt hat, ist ein sehr wichtiger, wesentlicher Beitrag für eine Neukonzeption des österreichischen Gesundheitssystems." Für Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, liegt mit den Vorschlägen des Hauptverbandes nun erstmals ein positives, konstruktives und gesamthaftes Konzept vor, welches - patientenorientiert - die verschiedenen Ebenen der Gesundheitsversorgung berücksichtigt und zusammenfasst. Zugleich hat es Schwerpunkte etwa in Prävention, Gesundheitsförderung und Pflege, betont der WK-Chef die integrative Ausrichtung des Masterplans. Herzstück des Konsolidierungsprozesses soll daher auch Finanzierung und Steuerung aus einer Hand sein. Bisher leidet das österreichische Gesundheitssystem vor allem an einer Zersplitterung der Aufgaben, der Zuständigkeiten und der Finanzierung.

Leitl glaubt, dass mit den vorgestellten Maßnahmen Kostendämpfungen bei gleicher Behandlungsqualität für den Patienten im Gesundheitssystem möglich sind. Die Beseitigung von Ineffizienzen ist umso dringlicher, als die bevorstehende Überalterung unserer Gesellschaft deutlich mehr Mittel für Pflege und Gesundheitsvorsorge benötigt als bisher. Dazu kommen auch große Finanzprobleme im Spitalsbereich.

Der WK-Präsident erwartet nun, dass "der seriöse Reformansatz" von allen Beteiligten bei der für Anfang 2011 geplanten Gesundheitskonferenz ernsthaft diskutiert und gemeinsame Ergebnisse dann auch umgesetzt werden. Mit einer soliden Erneuerungsstrategie sei vieles umsetzbar, was vorher als kaum realisierbar gegolten hat, verweist Leitl auf die nun erzielten positiven Betriebsergebnisse in den Gebietskrankenkassen: "Hier wurden tiefrote Zahlen mit Hilfe vieler Reformschritte und einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund, Hauptverband und Kassen in schwarze verwandelt."

 

 Achitz: Weniger Reparatur- und mehr Vorsorgemedizin
ÖGB nimmt Einladung des Hauptverbandes zum Gesundheits-Reformdialog gerne an
Wien (ögb) - "Die Krankenkassen haben erfolgreich gespart, ohne die Leistungen für die Patientinnen und Patienten zu kürzen. Jetzt müssen alle Beteiligten gemeinsam dazu beitragen, dass unser Gesundheitssystem auch für die Zukunft gesichert werden kann", begrüßt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, den Masterplan Gesundheit. Die Einladung des Hauptverbandes zum Reformdialog mit Versicherungen, Ländern und allen anderen Akteuren des Gesundheitssystems wird der ÖGB gerne annehmen, damit das Gesundheitssystem auch für die Zukunft gesichert werden kann.

Vorsorgen statt reparieren hat sich der Masterplan Gesundheit zum Ziel gesetzt. "Wenn wir drauf schauen, dass weniger Menschen krank werden, werden uns auch die Kosten des Gesundheitssystems nicht davonlaufen", sagt Achitz. Wenn die Menschen mehr Eigenverantwortung an den Tag legen sollen, dann müssen wir vorher dafür sorgen, dass sie auch das nötige Wissen über Gesundheitsvorsorge haben. "Am wichtigsten ist die Prävention in den Betrieben, denn am Arbeitsplatz kommt man an sehr viele Menschen heran, besonders auch an diejenigen, an denen sonstige Informations- und Aufklärungsarbeit vorbei geht", sagt Achitz. Beschäftigte, die wenig verdienen, haben ein deutlich größeres Krankheitsrisiko, ebenso Menschen mit geringerer Ausbildung. Achitz: "Und die erreicht man nicht mit Infomaterial und Kampagnen, sondern nur mit Gesundheits-Maßnahmen in den Betrieben."

Trotz Sparen: Zusätzliche Finanzierung andenken
Mehr als ein Drittel der österreichischen Gesundheitsausgaben entfallen auf die Spitäler. "Hier müssen wir dafür sorgen, dass die Kosten nicht explodieren, denn sonst ist auch der bisher so erfolgreiche Sanierungskurs der Krankenkassen in Gefahr", warnt Achitz. Die diesbezüglichen Pläne von Gesundheitsminister Alois Stöger unterstützt Achitz ausdrücklich. Wenn man den hohen Standards der Medizin für alle, die es nötig haben, erhalten will, dann wird das System insgesamt aber nicht billiger werden als jetzt - trotz bereits erfolgter und noch ausstehender Sparmaßnahmen.

Weniger für die Gesundheit auszugeben als derzeit - das ist unrealistisch, wenn die PatientInnen nicht darunter leiden sollen. "Das Gesundheitssystem braucht zusätzliches Geld. Man müsste etwa die Höchstbeitragsgrundlage aufheben, also von allen Einkommen den gleichen Prozentsatz in das Gesundheitssystem fließen lassen. Wichtig ist, dass nicht nur Arbeitseinkommen die Sozialversicherung finanzieren, sondern endlich auch die Wertschöpfung berücksichtigt wird", so Achitz.

 

 AK fordert rasche Umsetzung
AK begrüßt vorgelegten Plan: Grundlage zur Erarbeitung einer umfassenden Reform des Gesundheitssystems
Wien (ak) - Die vorgelegten Vorschläge sind eine gute Grundlage, um eine umfassende Reform des Gesundheitswesens erarbeiten zu können, die AK ist bereit, dazu einen Beitrag zu leisten. Von entscheidender Bedeutung für eine umfassende Gesundheitsreform ist die Kompetenzverteilung im Gesundheitswesen. Bund und Länder müssten hier zu einer effizienten Aufgabenteilung finden.

Während für die Versorgung im niedergelassenen Bereich derzeit die Sozialversicherung und die Länder zuständig sind, teilen sich Bund (Grundsatzgesetzgebung) und Länder (Gesetzgebung und Vollziehung) die Versorgungkompetenzen im Spitalssektor. Das führt zu letztlich zu einem vom Bedarf losgelösten Ausbau des Spitalssektors durch die Länder. Wesentlich sinnvoller ist eine Zentralisierung der Planung beim Bund. Selbstverständlich müssen den Ländern dabei Mitwirkungsrechte im Planungsprozess eingeräumt werden.

Insbesondere die Aufwertung der Prävention und Gesundheitsförderung und eine umfas-sende Qualitätssicherung ("Qualitätsoffensive") sind Reformansätze, die von der Arbeiterkammer seit Jahren gefordert werden. In einer Zeit, in der die psychischen Erkrankun-gen zunehmen, sollte vor allem die betriebliche Gesundheitsförderung einen größeren Stellenwert als bisher erhalten. Für eine "Präventionsoffensive" ist ein umfassendes Präventionskonzept zu erarbeiten und die gesetzlichen Grundlagen für dessen Umsetzung zu schaffen.

Für die Arbeiterkammer steht der Patient im Mittelpunkt des Gesundheitssystems, sein Zugang zu Gesundheitsleistungen muss verbessert werden. Das bedeutet unter anderem längere Öffnungszeiten, geringere Wartezeiten für Operationen oder eine integrierte Versorgung durch den Ausbau von Kassenambulatorien und multifunktionellen Gesundheits- oder Versorgungszentren anstatt von Einzelpraxen. Darüber hinaus sollte die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Gesundheitssystems einer Überprüfung unterzogen werden.

Für die AK muss das Gesundheitssystem bedarfsgerecht sein und auf der Grundlage eines Pflichtversicherungssystems stehen. Ein Wettbewerb bei Beiträgen kommt nicht in Frage. Ein stärkerer Wettbewerb der Leistungsanbieter um Verträge mit den Kassen ist indes zu unterstützen. Die Kassen sind Nachfrager nach Gesundheitsleistungen und müssen als "Treuhänder der Versicherten" alle Effizienzpotenziale, also gerade auch jene im Vertragspartnerwesen, auszuschöpfen.

 

 Korosec: Dialog-Angebot des Hauptverbandes jetzt annehmen!
60plus: 79% haben Angst vor Leistungskürzung, 68% davor sich Pflege nicht leisten zu können, 68% unterstützen "Bonus-Malus-System"
Wien (seniorenbund) - "Der Präsident des Hauptverbandes, Hans Jörg Schelling hat Recht: So rasch als möglich muss nun der Dialog über die Neustrukturierung unseres Gesundheitssystems begonnen werden. Denn die soeben erst fertig gestellte Studie "Generation 60plus 2010" (GfK-Austria im Auftrag des Seniorenbundes) liefet ein bestürzendes Ergebnis: 79 Prozent der über 60jährigen haben Angst, dass künftige Einsparungen im Gesundheitssystem Leistungskürzungen für ältere Patienten bringen würden! Beweisen wir ihnen gemeinsam das Gegenteil! Wir unterstützen Schelling daher in seinen Bemühungen und erwarten dringend, dass der zuständige Minister schon im Jänner alle System-Partner an den Verhandlungstisch holt", erklärt LAbg. Ingrid Korosec, Bundesobmann-Stellvertreterin des Österreichischen Seniorenbundes, Landesvorsitzende des Wiener Seniorenbundes und ÖVP-Gesundheitssprecherin in Wien.

"Besonders zu unterstützen ist dabei die Vorgangsweise des Hauptverbandes: Während andere den System-Partnern vage formulierte Ideen über die Medien ausrichten, lädt der Hauptverband zum Dialog und unterbreitet gemeinsam mit der Einladung ein ausgewogenes und vor allem umsetzbares Konzept. Erfrischend ist auch die realistische Einschätzung der Situation: Weil man weiß, dass die nötige Verfassungsänderung lange Vorarbeiten benötigt und auf einigen Widerstand stoßen könnte, legt man umsetzbare Zwischenschritte vor. Bei einem so umfassenden Thema wird allerdings am Ende des Tages die Qualität der Umsetzung und die Einbindung der Patienten entscheidend für den Erfolg sein", hält Korosec fest.

Und Korosec nimmt konkret zu den Inhalten Stellung:

  • Erst über die Ziele einig sein und dann planen? Ja! Und eigentlich traurig, dass dies nicht längst selbstverständlich ist.
  • Bundeseinheitliche Planung und unabhängige Kontrolle der Zielerreichung? Sicher ein wichtiger Beitrag zur Effizienzsteigerung.
  • Alle Geldmittel in einen Topf? Unsere langjährige Forderung wäre endlich erfüllt!
  • Den Bundesländern dennoch die Verwaltung und Durchführung vor Ort überlassen? Sicher ein wichtiger Beitrag zur Patienten-Nähe.
  • Abbau von Akutbetten und teilweise Umwandlung in mehr Pflege- und Reha-Betten? Ja, bitte! Wie viele Experten müssen das denn noch einfordern, damit etwas geschieht? - Engste Zusammenarbeit von niedergelassenem Bereich und Spitälern? Längst überfällig!
  • Einen Teil der eingesparten Mittel in Gesundheitsvorsorge investieren? Hervorragender Plan und unsererseits besonders zu begrüßen!"


68% der Senioren für Bonus-Malus-System bei Gesundheitsvorsorge
"Schelling hat auch mit seiner Einstellung zur zunehmenden Zahl der Senioren Recht, wenn er sagt, es ginge darum, ein länger gesünderes Leben zu ermöglichen. Und die Senioren unterstützen seinen Vorschlag, ein Bonus-Malus-System hinsichtlich der geleisteten Eigenvorsorge vorzusehen. In der aktuellen Studie "Generation 60plus 2010" von GfK Austria sagen nämlich 68 Prozent der Befragten, sie wären für ein solches System. Die älteren Patienten selbst muss er also davon gar nicht mehr überzeugen", erklärt Korosec weiter.

WHO legt fest: Gesundheit = Prävention + Kuration + Rehabilitation + Pflege + Palliativversorgung
"Seit 40 Jahren weiß die WHO, dass ein wirklich funktionierendes Gesundheitssystem die oben genannten 5 Bereiche gleichwertig verknüpfen muss. Auch das ist bei den Gesprächen zu den Zielsetzungen jetzt zu beachten. Pflege muss langfristig aus dem System der Sozialhilfe herausgelöst werden. Und auch da gibt es bestürzende Ergebnisse aus der aktuellen GfK-Studie: denn 69 Prozent der 60plus haben Angst, sich die Pflege nicht leisten zu können, wenn sie diese benötigen", erklärt Korosec, die sich im Zuge der aktuellen Budget-Erstellung vehement gegen die geplanten Änderungen bei der Pflegegeldeinstufung zur Wehr setzt.

"Wir haben eine große Verantwortung: Wir müssen sicherstellen, dass unser Gesundheitssystem finanzierbar bleibt, wir müssen erreichen, dass die Geldmittel transparent und zum Wohle der Patienten eingesetzt werden. Nur so können wir den Menschen die vorhandenen Ängste nehmen. Jetzt ist die Zeit zu handeln", appelliert Korosec abschließend an die Verantwortungsträger.

     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

 
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