Wien (rk) - Siegfried Ramler und Maximilian Schell wurden am 18.11. mit dem "Goldenen Rathausmann"
geehrt. Das Leben beider ist eng mit den Nürnberger Prozessen verbunden, die am 20. November vor nunmehr 65
Jahren ihren Anfang nahmen. Vizebürgermeister Michael Ludwig, der die Auszeichnung vornahm, würdigte
die Geehrten hinsichtlich ihres Engagements und der Weitergabe wesentlicher Erfahrungen als Zeitzeugen. "Mit
der Auszeichnung soll auch zum Ausdruck gebracht werden, dass sich Wien nach wie vor mit dieser Zeit und deren
Aufarbeitung auseinandersetzt", so Ludwig.
Der 1924 in Wien geborene Siegfried Ramler konnte 1938 mit einem Kindertransport nach England flüchten. Gegen
Ende des Krieges schloss er sich freiwillig den alliierten Truppen an. Ramler war als einer der ersten Simultandolmetscher
im Team der amerikanischen Anklage maßgeblich an der Aufklärung der Taten des 3. Reiches bei den Nürnberger
Prozessen beteiligt. Er befindet sich derzeit für eine Vortragsserie in Wien. Ramler zeigte sich nostalgisch
wieder in seiner Geburtsstadt zu sein. Der Preis sei "ein Zeichen für die Menschenrechte, die durch die
Nürnberger Prozesse vorangetrieben wurden".
Auch die Familie von Maximilian Schell verließ Wien 1938 nach dem Anschluss und wanderte in die Schweiz aus.
1962 erhielt der Schauspieler, Regisseur und Produzent für seine Darstellung des Nazi-Verteidigers Hans Rolfe
in dem Film "Das Urteil von Nürnberg" den Golden Globe und auch den Oscar als bester männlicher
Hauptdarsteller. Spätestens diese Rolle, verbunden mit den Auszeichnungen machten den heute 79-Jährigen
zum internationalen Star. Schell betonte in seiner Dankesrede: "Die Zeit damals war grauenhaft. Menschenrechte
wurden mir Füßen getreten. Leider gibt es noch genügend Länder wo das heute noch der Fall
ist." |