Die „Alternativen Nobelpreisträger 2010” sprachen am 06.12.auf einer Pressekonferenz in Stockholm.
Nnimmo Bassey:
„In Anbetracht der Tatsache, dass 60 % der Erdölreserven der Welt bereits ausgeschöpft sind, ist es erstaunlich
zu beobachten, dass Entscheidungsträger glauben, sie könnten bis in alle Ewigkeit mit halbem Tank fahren.
Während die Welt billige Energie sucht, muss jemand dafür bezahlen. Im Bereich fossiler Energie sind
diejenigen, die den Preis für den Verbrauch anderer bezahlen, jene Gemeinschaften, auf deren Gebieten Öl
gefunden wird, die zerstörte Umwelt und natürlich die globale Atmosphäre.
Um diesen zerstörerischen und extrem ungerechten Trend umzukehren, habe ich letzte Woche zusammen mit Vandana
Shiva, ebenfalls Preisträgerin des Right Livelihood Award, und anderen eine historische Klage vor dem Verfassungsgericht
von Ecuador gegen BP und dessen Verbrechen gegen die Natur eingereicht. Es wird Zeit für die Völker der
ganzen Welt, zusammenzustehen und sich zerstörerischen Unternehmensinteressen zu widersetzen, um unseren Planet
zu verteidigen und eine gesunde Zukunft zu bauen.“
Erwin Kräutler:
„Ich akzeptiere den Right Livelihood Award im Namen all jener, die heute mit mir kämpfen – für
die indigenen Völker, für Amazonien und für Menschenrechte. Ich akzeptiere ihn auch im Namen der
Dutzenden von Menschen, die ihr Leben gegeben haben, deren Blut vergossen wurde und die brutal ermordet wurden,
weil sie sich der systematisierten Zerstörung von Amazonien widersetzten.
Dieser Preis ehrt mich in einem Moment, in dem angesichts der Entwicklungsprojekte, die Amazonien bedrohen, unser
Kampf für die indigenen Völker neue Dimensionen und größere Bedeutung erreicht.“
Narendra Bahadur, Executive Director, SAPPROS:
„Nepal weist die höchste Armutsrate in Südasien auf: zwei Drittel unserer Bevölkerung sind
arm, was zum Fortdauern der Konflikte beiträgt. Dennoch hat die nepalesische Erfahrung gezeigt, dass wir Armut
auf einen Platz in den Geschichtsbüchern verweisen können, wenn wir dem Einfallsreichtum der Armen vertrauen.
Um den Armen zu helfen, Armut zu überwinden, müssen wir ein holistisches Modell einsetzen, das Technologie,
institutionelle Entwicklung, Infrastruktur, Zugang zu Märkten und vor allem Kompetenzaufbau für das Management
lokaler Ressourcen beinhaltet. Wenn es um Entwicklung geht, müssen die Armen Subjekte werden und keine Objekte!
Die Armen sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung. Deshalb müssen wir ihnen vertrauen.”
Dr. Ruchama Marton, Gründerin und Präsidentin von Physicians for Human Rights–Israel:
„Unser hauptsächliches Anliegen bei Physicians for Human Rights-Israel besteht darin, das Unrecht
zu bekämpfen, das aus menschlichem Verhalten resultiert, und nicht so sehr die Krankheiten, die von Mikroben
verursacht werden. Als eine Menschenrechtsorganisation sind wir, per Definition, politisch. Wir erheben die Stimme
gegen Menschenrechtsvergehen durch das Regime. Wie kann man die Wunden eines Folteropfers behandeln, ohne den Finger
auf das Foltersystem zu richten? Wie kann man die Plage Diarrhö behandeln – sei es im besetzten Gazastreifen
oder in nicht anerkannten Beduinendörfern –, ohne dessen Ursachen anzugehen: eine Regierungspolitik, die Menschen
Zugang zu angemessener Wasserversorgung verweigert?
Wir bei PHR-Israel sehen diesen Preis als eine Auszeichnung für israelische und palästinensische Mediziner,
die es geschafft haben, gegenseitigen Respekt und Kooperation inmitten von Leid, Blutvergießen, Angst und
Hass aufrechtzuerhalten.“
Weitere Informationen & Preisverleihung
1980 gegründet, werden die Right Livelihood Awards, besser bekannt als “Alternativer Nobelpreis”,
dieses Jahr zum 31. Mal verliehen. Das gesamte Preisgeld beträgt 200 000 Euro und wird zwischen allen vier
Preisträgern geteilt. Dieses Jahr hatten 120 Vorschläge für Kandidaten aus 51 Ländern die Right
Livelihood Award Stiftung erreicht, darunter 69 Kandidaten aus sogenannten Entwicklungsländern. Bis heute
wurden insgesamt 141 Preisträger aus 59 Ländern ausgezeichnet. |