Publikation in „Physical Review Letters“
Wien (öaw) - Eine neue Methode zur Herstellung von Antiwasserstoff haben Wissenschaftler im
Rahmen des ASACUSA Experiments am Teilchenforschungszentrum CERN (Genf) erfolgreich getestet. Dabei konnte Antiwasserstoff,
das einfachste nur aus Antimaterie bestehende Atom, mit Hilfe einer neuartigen, „Cusp trap“ genannten Apparatur,
erzeugt werden. Im Gegensatz zu den von anderen Gruppen verwendeten Methoden hat die „Cusp trap“ den Vorteil, einen
fokussierten Strahl von Antiwasserstoff erzeugen zu können. Die Resultate werden von einer internationalen
Gruppe von Wissenschaftlern aus Japan, Italien und Österreich unter Beteiligung des Stefan-Meyer-Instituts
für subatomare Physik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der aktuellen Ausgabe
der renommierten Fachzeitschrift "Physical Review Letters" veröffentlicht.
„Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Techniken, die auf dem Einfangen von Antiwasserstoff beruhen, lassen wir
die Antiwasserstoffatome aus der Falle herausfliegen", erklärt Eberhard Widmann, Direktor des Stefan-Meyer-Instituts
für subatomare Physik der ÖAW. Das stark inhomogene Magnetfeld der „Cusp trap“ fokussiert die herausfliegenden
Atome und erzeugt so einen gerichteten Strahl. Auf diese Art und Weise können 10 bis 20mal höhere Strahlintensitäten
erzeugt werden als mit konventionellen Methoden.
„Um Antiwasserstoffatome beispielsweise mit Lasern zu untersuchen, muss man sie auf einen kleinen Ort konzentrieren,
was sehr schwierig ist", sagt Bertalan Juhasz vom Stefan-Meyer-Institut, einer der Autoren der Veröffentlichung.
„Im aktuellen Experiment dagegen wird Antiwasserstoff mit Mikrowellen erforscht, wofür ein Strahl von Atomen
sehr gut geeignet ist."
Antiwasserstoff
Antiwasserstoff besteht aus einem Antiproton und einem Positron und ist das genaue Gegenteil von gewöhnlichem
Wasserstoff. Während Wasserstoff im Weltall allgegenwärtig ist, scheint Antiwasserstoff sowie jegliche
andere Art von Antimaterie nicht vorhanden zu sein. Diese offensichtliche Materie-Antimaterie-Asymmetrie ist sehr
schwer verständlich, weil nach den gängigen Theorien beim Urknall gleichviel Materie wie Antimaterie
erzeugt wurde. Wissenschaftler untersuchen deshalb die Eigenschaften von Antiwasserstoff sehr genau, um mögliche
Unterschiede zu Wasserstoff zu entdecken, die einen Hinweis auf das Verbleiben der Antimaterie liefern könnten.
Das nächste Ziel des ASACUSA-Experiments ist es, die Zahl der erzeugten Antiwasserstoffatome zu erhöhen
und die Mikrowellenapparatur in Betrieb zu nehmen. Damit wollen die Wissenschaftler einem genauen Vergleich der
Eigenschaften von Wasserstoff und Antiwasserstoff näher kommen. |