Kärntner Wirtschaft wächst wieder   

erstellt am
30. 11. 10

Die größte regionale Konjunkturumfrage Österreichs zeigt vorsichtigen Optimismus auf niedrigem Niveau. die FPK hatte am Wirtschaftsgipfel kein Interesse.
Klagenfurt (wkk) - Bei der mittlerweile dritten Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz informierten heute die Spartensprecher der Kärntner Wirtschaftskammer die Kärntner Spitzenpolitik aus Regierung und Landtag im Minutentakt über die Entwicklung in den jeweiligen Branchen. Die größte regionale Konjunkturumfrage Österreichs bestätigt den Trend: Die Kärntner Wirtschaft blickt wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft. Investitionshemmnisse sind nach wie vor knappe Kredite, mangelnde Planbarkeit aufgrund der Politik und das angeschlagene Image Kärntens.

Der Konjunkturerwartungsindex für die Kärntner Wirtschaft beträgt für die Einschätzung der jeweils eigenen Branchen +29,9 (1Q2010: +13,1; 1Q2008: -53,4) und liegt damit deutlich besser als Anfang des Jahres oder gar Ende 2008. Dennoch wird die (österreichische) Gesamtwirtschaft durch die Kärntner UnternehmerInnen mit +52,0 (1Q2010: +25,2; 4Q2008: -68,5) noch viel positiver gesehen, ebenso die Nachfrage mit einem Indexwert von +33,3 (1Q2010: +22,4; 4Q2008: -50,8). Wenig euphorisch zeigt sich nur die Sparte Transport und Verkehr; im Bereich der Industrie ist anhand der Zusammenschau aller Indikatoren derzeit eine Seitwärtsbewegung bzw. eine gewisse Unsicherheit festzustellen.

Grundsätzlich ist der Trend für alle zentralen Indikatoren leicht steigend, der Vergleich mit den Werten des 1. Quartals 2010 zeigt eine deutliche Verbesserung der Situation, allerdings noch auf niedrigem Niveau. Generell kann von moderat positiven Erwartungen ausgegangen werden. Die Auslastung der Unternehmen liegt derzeit im Schnitt bei 67% und damit nach einem Rückgang Anfang des Jahres wieder auf dem Niveau von Ende 2008 (4Q2010: knapp 61%; 4Q2008: noch 68%).

Keine Entwarnung gibt die Umfrage für den Arbeitsmarkt: Auch eine weitere Erholung der Konjunktur würde aufgrund der immer noch niedrigen Auslastung nach wie vor nicht zu einer unmittelbar wirksamen weiteren Entspannung auf dem Arbeitsmarkt führen. Dennoch werden die Aussichten für die Entwicklung der Beschäftigung wieder in allen Branchen klar positiv gesehen. Studienautor Prof. Gottfried Haber: "Es zeichnet sich ein deutlich positiver Entwicklungstrend im Vergleich zur Talsohle der Wirtschaftskrise ab, allerdings befindet sich die Konjunktur nach wie vor auf niedrigem Niveau."

Auch Wirtschaftskammerpräsident und Gastgeber Franz Pacher teilt den vorsichtigen Optimismus: "Es gibt ein klares Bild einer Konjunkturerholung auf gedämpftem Niveau." Scharfe Kritik äußerte der Unternehmervertreter an der FPK, deren Vertreter nicht an der Konferenz teilnahmen: "Heute ist es offenbar wichtiger, den Teuerungsausgleich trotz leerer Landeskassen zu verteilen, als mit uns Unternehmern darüber zu sprechen, was wir in den nächsten Monaten gemeinsam tun müssen." Pachers Bilanz über den Kärntner Abwehrkampf gegen die Wirtschaftskrise fiel recht positiv aus: Das große Ziel, die Menschen in Beschäftigung und dadurch über die Kommunalabgaben auch die Finanzierung der Gemeinden aufrecht zu erhalten, sei erreicht worden. Pacher verwies auf den von der WK initiierten Kärnten-Gipfel von Sozialpartnern und Politik, der mit dem Konjunkturbonus für Förderungen sowie den Beratungs-, Export- und Tourismusqualitätsoffensive die richtigen Maßnahmen ergriffen habe. Nun sei es notwendig, das ausgegebene Geld durch entsprechende Reformen in der öffentlichen Verwaltung wieder hereinzubekommen, erinnerte Pacher an das aktuelle Leitmotiv der Wirtschaftskammer: "Erneuern, um zu wachsen!"

LHStv. Peter Kaiser war ebenfalls verwundert, weshalb alle vier FPK-Regierungsmitglieder "eine der effizientesten Formen der Informationsvermittlung zwischen Wirtschaft und Politik", aber auch mehr al 32.000 Betrieben und ihren 150.000 Mitarbeitern die kalte Schulter gezeigt hätten. Gesundheit, Bildung, generationengerechter Wohnbau und eine zweite Röhre des Karawankentunnels sind für ihn die wichtigsten Wachstumsfaktoren der Zukunft. Wirtschaftslandesrat Josef Martinz hob auch die "komprimierte, professionelle Gestaltung" des KIKK hervor und bedauerte, dass der Regierungspartner FPK der Wirtschaft nicht zuhören wolle. Mit der Wirtschaftskammer sei man "gemeinsam konzentriert unterwegs", um am Leitsatz "reformieren und investieren" unbeirrbar festzuhalten: "Die Bürokratie heraus, die Wirtschaft hinein." Denn man habe zwar eine Trendwende herbeigeführt, stehe aber immer noch vor riesigen Herausforderungen, erklärte Martinz.

Die Wirtschaftskammer Kärnten führt in Kooperation mit dem METIS Institut für ökonomische und politische Forschung eine wiederkehrende Konjunkturbefragung durch, die als Grundlage für die Maßnahmen und Entscheidungen der Kärntner Wirtschaftspolitik dienen soll. In der vorliegenden Konjunkturerhebung wurden 1.353 gültige Rückläufe berücksichtigt, es konnte daher eine hohe Repräsentativität der Ergebnisse - auch auf Branchenebene - erzielt werden. Die befragten Unternehmen decken über 20.000 Beschäftigte in Kärnten ab. Erhoben wurden die Daten als digitale Befragung (http://konjunkturtest.metis.ac.at/ktn) anhand einer Zufallsstichprobe unter den Mitgliedern der Wirtschaftskammer Kärnten im Oktober/November 2010.
     
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