Länderkammer: Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern hat Priorität
Wien (pk) - Den Abschluss der Plenarsitzung des Bundesrats am 17.12. bildeten Materien des Justizministeriums,
vom strafrechtlichen Kompetenzpaket, über die Anti-Korruptionsakademie bis hin zum Schutz von Kindern.
Mit großer Zustimmung der Länderkammer wurde der Nationalratsbeschluss zum strafrechtlichen Kompetenzpaket
bestätigt. Die Bundesrätinnen und Bundesräte machten damit nicht nur den Weg für die Kronzeugenregelung
frei, die Vorlage bildet auch die Grundlage dafür, kriminell erwirtschaftetes Vermögen wirkungsvoll zugunsten
des Staatshaushalts einziehen zu können, mehr Transparenz in die Tätigkeit staatsanwaltschaftlicher Organe
zu bringen und Strukturen zur bundesweiten, spezialisierten und zentralisierten Bekämpfung von schwerer Wirtschaftskriminalität
und Korruption zu schaffen. Darüber hinaus wird die Teilnahme an Terror-Camps unter Strafe gestellt.
Außerdem ebnete man mit den Stimmen aller Fraktionen den Weg zur Ratifizierung des Übereinkommens zur
Errichtung der Anti-Korruptionsakademie in Laxenburg bei Wien als internationaler Organisation.
Desweiteren genehmigten die Mitglieder des Bundesrats einstimmig zwei internationale Übereinkommen zum Schutz
der Kinder. Dabei geht es einerseits um das Übereinkommen des Europarats zum Schutz von Kindern vor sexueller
Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, andererseits um das Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte
internationaler Kindesentführung mit der Republik Mauritius.
Einhellige Unterstützung im Kampf gegen Korruption
Die Bundesrätinnen und Bundesräte unterstützten heute vollinhaltlich die Initiativen des
Justizressorts gegen die Korruption und stimmten einhellig für das strafrechtliche Kompetenzpaket und die
Errichtung der Anti-Korruptionsakademie.
Bundesrat Edgar MAYER (V/V) würdigte das strafrechtliche Kompetenzpaket, das geschnürt wurde, um der
Wirtschaftskriminalität entschiedener entgegentreten zu können. Da diese Kriminalität das gesamte
Wirtschaftssystem bedrohe, sei es notwendig, die personellen Kapazitäten der Staatsanwaltschaft zu vergrößern
und die Transparenz ihrer Entscheidungen zu verbessern. Auch die erweiterten Möglichkeiten, Gewinne abzuschöpfen,
die durch wirtschaftskriminelle Machenschaften erzielt werden, sei zu begrüßen, um kriminelles Verhalten
weniger attraktiv zu machen. StaatsanwältInnen stünden in den Verfahren oft einer hochgerüsteten
Phalanx spezialisierter AnwältInnen gegenüber, daher seien Maßnahmen, die für mehr Waffengleichheit
sorgen, zu begrüßen. Dazu gehöre auch die Kronzeugenregelung, sagte Bundesrat Mayer und bekannte
sich auch dazu, den Handlungsspielraum internationaler TerroristInnen weiter einzuschränken. Aus Ländersicht
hob der Redner die Erhaltung von Kompetenzen der Landesgerichte dankend hervor.
Bundesrat Stefan SCHENNACH (S/W) begrüßte zunächst die Verstärkung der Anti-Korruptionsstaatsanwaltschaft
und wies darauf hin, dass der Kampf gegen die Wirtschaftskriminalität Spezialwissen voraussetze, sodass eine
juristische Ausbildung allein bei diesen StaatsanwältInnen nicht ausreiche. Bei großen und komplexen
Fällen im Bereich der Wirtschaftkriminalität befürwortete es der Redner, dafür zu sorgen, Kompetenzen
länderübergreifend zusammenzuziehen. Das geschehe und das sei aus seiner Sicht zu begrüßen,
sagte Bundesrat Schennach, der auch die Kronzeugenregelung und die Einrichtung einer Internationalen Korruptionsbekämpfungsakademie
in Wien begrüßte. Schennach unterstützte außerdem die zu erwartende Konzentration von Anti-Korruptions-Kompetenz
in Wien.
Bundesrätin Jennifer KICKERT (G/W) zeigte sich zufrieden mit dem vorliegenden Paket. Man könne sogar
von einem Meilenstein sprechen, denn man sei mit dieser Vorlage fraglos auf dem richtigen Weg. Sie werde dem Entwurf
daher zustimmen, erklärte die Bundesrätin.
Bundesministerin Claudia BANDION-ORTNER erläuterte die Inhalte der vorliegenden Entwürfe und zeigte sich
überzeugt, dass man mit diesen große Fortschritte im Kampf gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität
erzielen werde. Generell lasse man sich von den Kriterien Kompetenz und Transparenz leiten, erklärte die Ministerin.
Bandion-Ortner kündigt Gesetzentwurf gegen Grooming an
Von allen Rednerinnen und Rednern wurde die Notwendigkeit unterstrichen, verstärkt gegen den Missbrauch
von Kindern vorzugehen. Sie thematisierten dabei auch die Gefahren des Internet. Dementsprechend wurden das Europaratsabkommen
und das Abkommen mit Mauritius einhellig begrüßt.
Bundesrätin Bettina RAUSCH (V/N) meinte, da diese Form von Kriminalität keine Grenze kenne, müsse
sie auch national und sogar supranational bekämpft werden. Das Abkommen sei hoch notwendig und müsse
daher unbedingt begrüßt werden. Im letzten Jahr waren in Österreich mindestens 512 Kinder Opfer
sexueller Gewalt, was zeige, wie dringend erforderlich entsprechende Gegenmaßnahmen seien. Die Vorlage sei
daher ein wichtiger und richtiger Schritt, dem weitere folgen müssten.
Bundesrätin Muna DUZDAR (S/W) pflichtete ihrer Vorrednerin bei und unterstrich die Notwendigkeit, sexuelle
Gewalt gegen Kinder entschlossen zu bekämpfen. Zugleich trat sie dafür ein, die Kinderrechtskonvention
in Österreich in den Verfassungsrang zu heben. Daran schloss die Rednerin allgemeine Gedanken zum Thema Gewalt
gegen und Ausbeutung von Kindern an.
Bundesrat Hermann BRÜCKL (F/O) erklärte, man müsse alles unternehmen, um den Schutz unserer Kinder
zu gewährleisten, denn sexuelle Gewalt gegen Kinder zähle zu den schlimmsten Verbrechen, die möglich
seien, bedeute diese doch nichts anderes als die Ermordung der Seele eines jungen Menschen.
Bundesrätin Jennifer KICKERT (G/W) bekräftigte die Aussagen ihrer VorrednerInnen und trat gleichfalls
für die Annahme der in Rede stehenden Entwürfe ein. Dazu regte sie an, die ermittelnden Behörden
sowohl personell als auch generell besser als bislang zu unterstützen.
Bundesrat Ferdinand TIEFNIG (V/O) fiel in den allgemeinen Tenor ein und begrüßte gleichfalls den in
Aussicht genommenen Entwurf. Sexuelle Ausbeutung von Kindern müsse mit aller Vehemenz bekämpft werden,
betonte der Redner, der abschließend jenen dankte, die sich für die betroffenen Opfer engagierten.
Bundesrätin Inge POSCH-GRUSKA (S/B) ging auf den Spezialbereich Kinderpornographie im Internet ein und wiederholte
die Forderung, diese Form der Kriminalität entschlossen zu bekämpfen. Die Vorlage wurde von der Rednerin
explizit begrüßt.
Bundesrätin Elisabeth KERSCHBAUM (G/N) resümierte die stattgefundene Debatte und trat gleichfalls für
die Annahme der Vorlagen ein. Die Kinderpornographie sei mittlerweile ein beachtlicher Wirtschaftszweig geworden,
und umso notwendiger sei es, gegen diese vorzugehen. Vor allem tue entsprechende Aufklärungsarbeit Not.
Bundesministerin Claudia BANDION-ORTNER erläuterte die Inhalte der Verhandlungsgegenstände und meinte,
der Kampf gegen Kindesmissbrauch gehöre zu ihren absoluten Prioritäten. Österreich nehme in diesem
Kampf eine Vorreiterrolle ein, und es sei erfreulich, dass andere Staaten Österreich nun folgten. Man werde
diesen Kampf entschlossen fortsetzen, und schon demnächst werde man einen Gesetzesentwurf gegen Grooming einbringen,
kündigte die Ministerin an. Hinsichtlich der Kinderrechtskonvention werde es im Jänner Gespräche
geben, sie sei dafür, dass in dieser Angelegenheit Fortschritte erzielt würden.
Die Vorlagen passierten das Bundesratsplenum einhellig.
Wahlen für den Ständigen gemeinsamen Ausschuss des Nationalrats und des Bundesrats im Sinne des
§9 Finanz-Verfassungsgesetz
Der Bundesrat kürte einstimmig folgende BundesrätInnen zu Mitgliedern des Ständigen Gemeinsamen
Ausschusses : Georg Keuschnigg, Gottfried Kneifel, Edgar Mayer, Josef Saller, Georg Hammerl und Sonja Zwazl (sämtlich
V), Wolfgang Beer, Ana Blatnik, Manfred Gruber, Inge Posch-Gruska und Johann Schweigkofler (sämtlich S) sowie
Cornelia Michalke und Peter Mitterer (beide F).
Wahl der VizepräsidentInnen für das nächste Halbjahr
Bundesrätin Susanne Neuwirth und Bundesrat Harald Himmer wurden zu VizepräsidentInnen, die Bundesräte
Anna Blatnik, Josef Saller, Ewald Lindinger und Martina Diesner-Wais zu Schriftführern und die BunderätInnen
Ferdinand Tiefnig, Karl Boden und Cornelia Michalke zu Ordnern für das erste Halbjahr 2011 gewählt. |