Einsparungen bei EZA und Auslandskultur im Fokus
Wien (pk) – Eine breite Themenpalette wurde am 15.12. im Budgetausschuss zum Kapitel Äußeres
abgedeckt. Im Mittelpunkt der Anfragen der Abgeordneten standen die Entwicklungshilfe, die Auslandskultur, Österreichs
internationales Engagement und die heimische Vertretungsarbeit im Ausland.
Die Freiheitlichen starteten den Fragereigen mit der Entwicklungshilfe. Konkret wollte Abgeordneter Johannes Hübner
wissen, ob die Struktur der Austrian Development Agency (ADA), die für eine EZA in der Höhe von 0,7 Prozent
des BIP ausgelegt ist, angesichts der Tatsache, dass die EZA nur knapp mehr als 0,3 Prozent des BIP betrage, in
ihrer Größe noch gerechtfertigt ist. Abgeordneter Martin Strutz thematisierte die Zahl der österreichischen
BeamtInnen in Brüssel, während Abgeordneter Harald Vilimsky wissen wollte, ob es angesichts eines einheitlichen
europäischen Wirtschaftsraums, in dem es nicht einmal mehr Duty Free-Shops gebe, noch gerechtfertigt sei,
dass europäische DiplomatInnen innerhalb der EU Steuerprivilegien genießen. Diese Frage war auch von
Hübner aufgeworfen worden, der schließlich noch vom Außenminister wissen wollte, ob er einen Anteil
von 0,5 Prozent des Gesamtbudgets für das Kapitel Äußeres für angemessen halte. Abgeordneter
Werner Neubauer sprach schließlich noch einen aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden Soldatenfriedhof in Smolensk
an.
Außenminister Michael Spindelegger merkte an, dass man bei der Struktur der ADA bereits bisher Einsparungen
vorgenommen habe und diese weiter fortsetzen werde. Die Verbindungsbüros in Podgorica und Skopje seien bereits
geschlossen worden, jene in Sarajevo, Belgrad und Tirana würden folgen. Auch seien die Dienstposten der ADA
entsprechend reduziert worden. In Brüssel seien derzeit exakt 100 österreichische BeamtInnen tätig,
die Hälfte davon ressortiere zu seinem Hause. Die Steuerbefreiung von DiplomatInnen sei "State of the
Art", man brauche besonders motivierte MitarbeiterInnen, die bereit seien, einen Posten im Ausland anzunehmen.
Hinsichtlich der Höhe seines Budgets merkte der Minister an, dies sei keine Frage von zu viel oder zu wenig,
sondern jene Summe, mit der er auskommen müsse. Der Sache mit dem Friedhof in Smolensk werde er nachgehen.
Spindelegger: Bei Strukturreformen ist man auf gutem Weg
Auch die SozialdemokratInnen begannen ihre Fragen mit dem Themenkomplex EZA. Abgeordneter Josef Cap wies darauf
hin, dass EZA vor allem für jene Perspektiven eröffnen solle, die sozial, thematisch oder wirtschaftlich
benachteiligt seien, weshalb man danach trachten sollte, die Kürzungen bei der EZA durch Umschichtungen innerhalb
des Ressorts tunlichst zu vermeiden bzw. weitestgehend abzufedern. Konkret sprach Cap dabei Bereiche aus dem Sachaufwand
des Ministeriums im Gesamtumfang von rund 50 Mio. € an, die in dieser Höhe vielleicht nicht unbedingt erforderlich
seien. Ergänzt wurde diese Ansicht von Abgeordneter Christine Muttonen, die vor allem Strukturreformen im
Ressort einforderte. Abgeordnete Petra Bayr beleuchtete das Thema EZA mit dem Fokus auf die Zusammenarbeit mit
Lateinamerika, während Abgeordnete Marianne Hagenhofer die Lage im Sudan thematisierte und darauf verwies,
dass zum wiederholten Male Vorwürfe gegen den kosovarischen Premierminister erhoben wurden, wonach dieser
in diverseste Verbrechen verstrickt gewesen sei.
Spindelegger merkte bezüglich des Sachaufwandes an, dieser Posten erschiene nur höher, weil er sich aus
mehreren, früher getrennt angeführten, Posten zusammensetze. Real sei es auch hier zu einer Reduktion
gekommen, weshalb es in diesem Bereich keinen Spielraum für Umschichtungen hin zur EZA gebe. Bei den Strukturreformen
sah das Regierungsmitglied sein Haus auf einen guten Weg, werde doch auch hier nachhaltig eingespart. Der Minister
verwies darauf, man habe die Initiative zur Vermittlung im Sudan deshalb übertragen bekommen, weil man keine
ehemalige Kolonialmacht sei und keine politischen oder ökonomischen Interessen dort verfolge. Primär
gehe es darum, in einer prekären Situation eine friedliche Entwicklung zu sichern. Die Vorwürfe gegen
Hashim Thaci seien nicht neu, sie gehörten jedoch untersucht.
EZA: Keine Kürzungen bei konkreten Projekten
Die Grünen zeigten sich über die geplanten Kürzungen bei der EZA besorgt und sahen Österreich
von einer "internationalen Blamage" bedroht, wie Abgeordneter Alexander Van der Bellen formulierte. Abgeordnete
Judith Schwentner fragte, wie in diesem Lichte das Ziel von O,7 Prozent des BIP für die EZA erreicht werden
solle. Abgeordneter Wolfgang Zinggl sprach sodann die Auslandskultur an. Die dort geplanten Kürzungen seien
für Österreich kein Ruhmesblatt, hielt er fest. Dies umso mehr, als auch noch bei den kulturellen Aktivitäten
gekürzt werden solle, sodass die Gefahr bestehe, dass Österreichs Präsentation im Ausland sich in
kultureller Hinsicht auf Klischees und Event-Partys á la Red Bull beschränke.
Spindelegger meinte, bei der EZA gebe es keine Kürzungen bei konkreten Projekten, vielmehr spare man bei drei
Sektoren ein. Einerseits werde die Struktur zurückgefahren, andererseits erfolge eine interne Verlagerung
und drittens würden Budgethilfen für Regierungen reduziert. Gleichwohl sei es unrealistisch, das Ziel
von 0,7 % des BIP bis 2015 zu erreichen, weshalb man neue Perspektiven erarbeiten müsse. Hinsichtlich der
Auslandskulturpolitik sei man bemüht, die Kürzungen durch Sponsorengelder auszugleichen. Derzeit werde
jeder Euro in der Auslandskultur durch 45 Cent Sponsorengelder ergänzt. Im Übrigen bediene man hier keine
Klischees, viel mehr zeichne die österreichische Kultur eine große Bandbreite aus, die man in den Veranstaltungen
entsprechend abbilde.
Initiative zur Wahrung der Religionsfreiheit
Die ÖVP legte den Schwerpunkt ihrer Wortmeldungen auf das internationale Engagement Österreichs. Abgeordneter
Wolfgang Schüssel hob eingangs hervor, dass bei der EZA kein Geld von konkreten Projekten abgezogen werde,
was von entsprechender Wichtigkeit sei. Er erkundigte sich zudem nach dem Fortgang der österreichischen Initiative
zur Religionsfreiheit und nach der Donauraumstrategie. Ebenfalls ventilierte er Maßnahmen gegen so genannte
Cyber-Wars. Abgeordneter Franz Glaser meinte, bei der EZA sei es erforderlich, die nötigen Einsparungen anderweitig
zu kompensieren, damit man die Ziele in der EZA, wenn auch später, dennoch erreiche. Abgeordneter Wolfgang
Großruck wies darauf hin, dass die internationalen Organisationen in Wien für eine Wertschöpfung
von 400 Mio. € sorgten, was entsprechend zu würdigen sei. Zudem interessierte ihn ein Ausblick auf die aktuelle
Lage am Westbalkan. Abgeordnete Katharina Cortolezis-Schlager befasste sich mit der Rolle der österreichischen
Kulturforen. Abgeordnete Ursula Plassnik nahm schließlich noch die Menschenrechtslage im Iran in den Blick.
Minister Spindelegger berichtete, dass die Initiative zur Religionsfreiheit am Montag Thema im Rat gewesen sei.
Diese werde von vielen Staaten unterstützt, da man erkenne, wie brisant dieses Thema geworden ist. Als Beispiel
nannte der Minister den Irak, wo vor der US-Intervention 1,4 Mio. ChristInnen gelebt haben, während es nun
nur noch 300.000 seien. Nach detaillierten Ausführungen zur Donauraumstrategie bekannte sich der Minister
dazu, das Problem von Cyber-Wars in der EU zu diskutieren. Am Westbalkan gebe es derzeit unterschiedliche Entwicklungen.
Während sich Kroation, Serbien und Montenegro auf einem guten Weg befänden, gebe es bei Makedonien und
Bosnien noch eine nennenswerte Problemlage. Österreich werde jedenfalls als Partner sehr geschätzt und
als Motor des Europäisierungsprozesses am Westbalkan wahrgenommen. Schließlich verwies Spindelegger
darauf, dass Sponsoren für die Kulturforen eine bedeutende Rolle spielten, so habe es 600.000 € direkte und
1,2 Mio. € indirekte Subventionen gegeben. Generell betonte das Regierungsmitglied die Notwendigkeit, sich auch
weiterhin aktiv für die Menschenrechte einzusetzen.
Vertretungen im Ausland: Flächendeckendes Netz wird aufrechterhalten
Naturgemäß ging auch das BZÖ auf die EZA ein. Für Abgeordneten Herbert Scheibner ist die EZA
erforderlich, um den Menschen vor Ort eine Chance zu bieten, denn nur so könne man transnationale Wanderungsströme
unterbinden. Dazu erscheine es geboten, die zur Verfügung stehenden Gelder effizienter einzusetzen, etwa durch
eine Bündelung der dafür vorgesehenen Organisationen und Strukturen. Hinsichtlich der heimischen Vertretungsbehörden
meinte Scheibner, es sei besser, Konsulate zu schließen, statt sich aus einem Land gänzlich zurückzuziehen,
wobei sich jedoch die Frage stelle, ob es wirklich noch erforderlich sei, in jedem einzelnen EU-Staat diplomatisch
vertreten zu sein. Schließlich befasste sich Scheibner noch mit der heimischen Sicherheitspolitik, der europäischen
Nahost-Linie und mit dem Sportklub des Außenamts.
Spindelegger betonte nochmals die Absicht, die Gelder für die EZA noch effizienter einsetzen zu wollen, wozu
man im Sinne der geforderten Konzentration eine regionale Schwerpunktsetzung in Angriff nehme. Hinsichtlich der
Vertretungsbehörden beabsichtige man die Botschaften in Simbabwe und Kolumbien, sowie die Konsulate in Zürich
und Krakau zu schließen, respektive jenes in Frankfurt am Main gar nicht erst zu eröffnen. Wichtig sei
jedoch, ein flächendeckendes Netz an Vertretungen aufrecht zu erhalten, wobei man künftig auch verstärkt
die Möglichkeit von Honorarkonsulaten in Betracht ziehen wolle. Die Linie der EU zur Nahostfrage sei eindeutig
festgeschrieben: Man sei für die Zweistaatenlösung und verurteile die völkerrechtswidrige Fortsetzung
des Siedlungsbaus durch Israel. Hinsichtlich der Landesverteidigung regte der Ressortchef an, man solle sich auf
ein Rahmenwerk verständigen, auf dessen Basis man darüber diskutieren könne, wohin sich die heimische
Sicherheitspolitik entwickeln solle. Die Auslandseinsätze des Bundesheers sollten jedoch seiner Ansicht nach
beibehalten werden. Abschließend verteidigte Spindelegger die Unterstützung seines Ressorts für
den Sportklub Außenamt, da es einem Dienstgeber angelegen sein sollte, wenn sich seine Mitarbeiter in der
Freizeit sportlich betätigten.
Im Kapitel Äußeres waren 2010 insgesamt Ausgaben von 74,0 Mio. € für das Personal und 366,9 Mio.
€ für Sachausgaben vorgesehen, denen Einnahmen im Ausmaß von 3,7 Mio. € gegenüberstanden. Für
2011 sind nun bei gleichbleibenden Einnahmen Personalausgaben von 74,2 Mio. € und Sachausgaben von 352,9 Mio. €
vorgesehen, woraus sich insgesamt eine Einsparung von 13,8 Mio. € ergibt. |