Bank Austria Konjunkturindikator bleibt im November auf höchstem Niveau seit September 2007
– Österreichs Wirtschaft in anhaltendem Stimmungshoch
Wien (ba) - „Schon seit mehr als drei Jahren haben die heimischen Wirtschaftsakteure die Lage nicht
mehr so positiv eingeschätzt wie heute. Insbesondere der Optimismus in der Industrie ist dank der anhaltenden
Erholung der Weltwirtschaft groß und auch die sehr gute Stimmung unter den Verbrauchern hält dank der
günstigen Arbeitsmarkttrends nun bereits seit dem Sommer an“, sagte Helmut Bernkopf, Bank Austria Vorstand
Corporate & Investment Banking anlässlich der Veröffentlichung des Bank Austria Konjunkturindikators
für den November.
Die Verbesserung des österreichischen Konjunkturklimas hält an. „Der Bank Austria Konjunkturindikator
hat im November mit 4,2 Punkten das 3-Jahreshoch des Vormonats gehalten und die Stimmung in der heimischen Wirtschaft
hellt sich nachhaltig auf“, meint Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer.
Zum Jahreswechsel 2010/2011 ist das Industrievertrauen in Österreich abermals gestiegen, da der heimische
Produktionssektor immer stärker am Aufschwung partizipiert, der von den Wachstumsmärkten in Asien und
Lateinamerika ausgeht und sich über Deutschland auf die österreichischen Zulieferbetriebe überträgt.
„Die Stimmung im heimischen Produktionssektor ist sogar erstmals seit 18 Monaten besser als im EU-Durchschnitt
und wird innerhalb der Europäischen Union nur in der Konjunkturlokomotive Deutschland, in den skandinavischen
Ländern und in den stark exportorientierten osteuropäischen Ländern Tschechien, Ungarn und Slowenien
übertroffen“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. In den gerade für die österreichische
Industrie besonders wichtigen Märkten steigt somit die Zuversicht und das strahlt positiv auf die Stimmung
in Österreich aus. Der mit den österreichischen Außenhandelsanteilen gewichtete Stimmungswert liegt
auch sehr deutlich über dem ungewichteten Durchschnitt des europäischen Industrievertrauens.
Der Aufwind in der Industrie, die anhaltende Beschäftigungsdynamik sowie der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit
haben in den vergangenen Monaten zu einem kräftigen Stimmungsaufschwung bei den heimischen Konsumenten geführt.
Trotz einer aktuell etwas beruhigten Stimmung, blicken die heimischen Verbraucher deutlich optimistischer in die
Zukunft als auf gesamteuropäischer Ebene. Die Stimmung sowohl in der österreichischen Industrie als auch
jene der Konsumenten hebt sich sehr positiv von den meisten Ländern in der Eurozone ab. Insbesondere gegenüber
den Ländern an der EU-Peripherie hat sich seit Beginn der Schuldenkrise bereits eine weite Schere geöffnet.
„Während Österreich dank der Strukturreformen der Vergangenheit und der geübten Lohnzurückhaltung
in der Lage ist, die weltwirtschaftliche Erholung zu nutzen, fallen die finanziell angeschlagenen Länder an
der Peripherie zurück. Die Divergenz innerhalb der Europäischen Union nimmt weiter zu“, so Pudschedl.
Zwar begrenzen die zu erwartenden Konsolidierungsmaßnahmen des öffentlichen Haushalts auch die Aussichten
für den privaten Konsum in Österreich, doch ist der Konsolidierungsbedarf deutlich geringer als in den
meisten anderen Ländern der Eurozone. Der private Konsum wird daher kaum gedämpft auch 2011 eine Stütze
der Konjunktur sein. Die Ökonomen der Bank Austria erwarten von den öffentlichen Haushalten im kommenden
Jahr einen im internationalen Vergleich nur leicht dämpfenden Konjunktureffekt von etwas mehr als einem halben
Prozentpunkt, der von der stark nach außen ausgerichteten österreichischen Wirtschaft selbst unter den
voraussichtlich etwas ungünstigeren globalen Rahmenbedingungen kompensiert werden kann. „Nach einem Anstieg
des BIP um 1,9 Prozent im laufenden Jahr erwarten wir für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 2 Prozent. Die
günstigen Stimmungswerte und der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator deuten zudem darauf hin, dass der
heimische Konjunkturmotor rund ins neue Jahr läuft und die Aussichten steigen, dass die österreichische
Wirtschaft 2011 positiv überrascht“, meint Bruckbauer. Österreich befindet sich 2011 jedenfalls unter
den überdurchschnittlich stark wachsenden Ländern der Eurozone.
„Mit etwas günstigerem konjunkturellem Rückenwind könnte das Plandefizit 2011 von 3,2 Prozent des
BIP nicht nur unterschritten werden, sondern sich der öffentliche Haushalt sogar bereits wieder vorzeitig
im Rahmen der Maastricht-Vorgaben bewegen“, sagt Bruckbauer. Während für die Eurozone von einem Budgetdefizit
von 4,6 Prozent des BIP ausgegangen werden kann, befindet sich Österreich in einer im internationalen Vergleich
damit durchaus vorteilhaften Situation. Auch die öffentliche Gesamtverschuldung ist mit knapp unter 70 Prozent
erheblich niedriger als in der Eurozone mit geschätzten 84 Prozent des BIP und sogar niedriger als in Deutschland.
„Die im internationalen Vergleich relativ günstige Verschuldungsposition verschafft Österreich einen
Vorteil auf den Finanzmärkten und die Möglichkeit ein langsameres, die Konjunktur schonenderes Budgetkonsolidierungstempo
einzuschlagen. An der weiteren Rückführung des strukturellen Budgetdefizits führt jedoch kein Weg
vorbei“, so Bruckbauer.
Höhere Teuerung zum Jahresausklang
Mit geschätzten 2,0 Prozent im Jahresvergleich war der Preisauftrieb in Österreich im November zwar höher
als noch in den Sommermonaten, dennoch aber recht verhalten. Höhere Notierungen für landwirtschaftliche
Erzeugnisse auf den Weltmärkten verstärken zwar den Preisauftrieb für Nahrungsmittel etwas und auch
die Rohstoffpreise tendieren angesichts einer ansprechenden globalen Konjunktur nach oben. Zudem erhöht der
zum Jahresausklang etwas schwächer als im Vorjahr notierende Euro den Druck auf die Preise. Hingegen entwickeln
sich die Preise vieler Dienstleistungen und dauerhafter Konsumgüter weiterhin sehr gedämpft, was verdeutlicht,
dass eine konjunkturbedingte Inflation fehlt. „Wir gehen für die kommenden Monate von einer recht stabilen
Inflationsrate um die 2-Prozent-Marke aus. Wenn auch der Druck nach oben in hoher Abhängigkeit von externen
Preiseinflüssen tendenziell zunimmt, erwarten wir nach 1,8 Prozent im laufenden Jahr 2011 eine durchschnittliche
Teuerung von moderaten 2 Prozent“, so Bruckbauer.
Risiken
Allerdings bleibt trotz dieses großen Konjunkturoptimismus kurzfristig das Risiko einer weiteren Eskalation
der Euro-Schuldenkrise, wenn es den Verantwortlichen nicht gelingt, klare Weichen für die Zukunft zu stellen.
Weiterhin besteht eine gewisse Gefahr, dass der Euroraum durch eine auf kurzfristige Stimmungsoptimierung gerichtete
Politik gefährdet wird. "In den nächsten Monaten könnte es wichtig sein, dass die Politik auch
kurzfristige Nachteile zu Gunsten der langfristigen Vorteile einer gemeinsamen Währung hinnimmt. Dies ist
aus heutiger Sicht leider noch nicht gesichert", umschreibt Bruckbauer die Risiken für den sonst so optimistischen
Ausblick speziell für Österreich. |