Stöger: Reform der Krankenanstaltenfinanzierung ist notwendig
Wien (pk) - Am späteren Nachmittag des 15.12.setzte der Budgetausschuss seine Beratungen mit
den Verhandlungen über das Kapitel Gesundheit fort. Bundesminister Alois Stöger beantwortete in diesem
Rahmen Fragen der Abgeordneten zur Zukunft des heimischen Gesundheitssystems.
Sachausgabenseitige Einsparungen im Gesundheitsressort
Der Budgetentwurf der Bundesregierung sieht für das Gesundheitsressort 2011 Ausgaben in Höhe
von 868,2 Mio. € vor. Das entspricht einer Reduktion um 125,5 Mio. € gegenüber dem Vorjahr. Eingespart wird
dabei ausschließlich sachausgabenseitig, die Personalkosten (von 38,6 Mio. €) bleiben konstant.
Zur Kostenminderung tragen vor allem die geringere Dotierung des Krankenkassenstrukturfonds und der Entfall des
Bundesbeitrags zur Unfallversicherung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern bei. Ein finanzieller Mehrbedarf
ergibt sich hingegen aus der Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung in der Krankenversicherung
und den höheren Zahlungen nach dem Kranken- und Kuranstaltengesetz infolge des prognostizierten Steueraufkommens.
Stöger: Reform der Krankenanstaltenfinanzierung weiterverfolgen
Ein klares Bekenntnis gab Stöger zur Reform der Krankenanstaltenfinanzierung ab: Diese wäre zwar bis
Ende 2013 gesichert, für die Zeit danach gelte es aber neue Wege einzuschlagen. Geht es nach Stöger,
so soll das zu implementierende neue Modell auf drei Säulen beruhen: einer einheitlichen Krankenanstaltengesetzgebung
mit Vollziehung in den Ländern, einer Konzentration von Finanzmitteln und einer Verbesserung der Transparenz
des Versorgungssystems. Dabei bekenne man sich auch weiterhin klar zum Sachleistungsprinzip, informierte der Bundesminister
F-Abgeordneten Andreas Karlsböck. Bei einer solchen Reform gehe es außerdem darum, die Flexibilität
des Systems zu erhöhen und Angebote auszuweiten, hielt Stöger in Richtung F-Mandatar Norbert Hofer fest.
Dass eine solche Umgestaltung erforderlich ist, illustriere auch der von Abgeordneter Ridi Maria Steibl (V) angesprochene
Themenbereich "Kind im Krankenhaus": Die Bundesländer zeigten hier aufgrund der finanziellen Auswirkungen
keine Bereitschaft, das Problem in Angriff zu nehmen. Dem Bund sind aufgrund der herrschenden Kompetenzlage aber
die Hände gebunden, führte Stöger aus.
Sparbudget kommt ohne Leistungseinschränkungen der Kassen aus
Erfreut zeigte sich der Bundesminister darüber, dass das vorliegende Sparbudget ohne Leistungseinschränkungen
im Gesundheitsbereich ausgekommen ist. Es sei im Gegenteil sogar gelungen, dem Krankenkassenstrukturfonds in den
kommenden vier Jahren ein Gesamtvolumen von 160 Mio. € zukommen zu lassen. Das könne man – angesichts der
eigentlich geplanten Nulldotierung – als großen Erfolg werten, unterstrich auch S-Abgeordnete Sabine Oberhauser.
Die Freude darüber, dass es zu keinen Einschränkungen bei den Leistungen der Krankenkassen kommt, konnte
G-Mandatar Kurt Grünewald nicht teilen: Ihm zufolge hätte es hier bereits vor dem Sparbudget erhebliche
Einschnitte gegeben. Die Kassen brauchten deshalb mehr Geld – eine Forderung, der sich auch sein Fraktionskollege
Karl Öllinger anschloss. Die Kritik der Grünen konnte der Gesundheitsminister nicht nachvollziehen, denn
dass es in den letzten Jahren zu einer generellen Kürzung von Krankenkassenleistungen gekommen sei, wäre
ihm, so Stöger, nicht bekannt. Detailfragen zur Situation der heimischen Krankenkassen stellten zudem F-Abgeordnete
Dagmar Belakowitsch-Jenewein und B-Mandatar Wolfgang Spadiut.
Den von Abgeordneter Ursula Haubner (B) angesprochenen Wegfall des Bundesbeitrags zur Unfallversicherung der Sozialversicherungsanstalt
der Bauern begründete Stöger damit, dass ein solcher Zuschuss im Rahmen eines Sparbudgets nicht mehr
aufgebracht werden kann. Über Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Sozialversicherungsanstalt der
Bauern wolle man in näherer Zukunft sprechen.
Ernährungssicherheitsbeitrag bringt Mehrkosten für Unternehmen
Kritischen Fragen der Abgeordneten Dagmar Belakowitsch-Jenewein (F), Andreas Karlsböck (F) und Wolfgang
Pirklhuber (G) hatte sich Gesundheitsminister Stöger in Hinblick auf die geplante Einführung eines Gesundheits-
und Ernährungssicherheitsbeitrags zu stellen, mit dem die Finanzierung der AGES sichergestellt werden soll.
Bis 2011 würden die Kosten für diese Institution vom Bund getragen, mit 2012 wolle man bei der Finanzierung
auf genannten Ernährungssicherheitsbeitrag zurückgreifen. Das sei gerechtfertigt, weil die Unternehmen
von einer sicheren Lebensmittelkette profitierten.
Auch Arzneimittelsicherheit sei ein wichtiges Anliegen seines Ressorts, stellte Stöger fest. Dabei komme vor
allem auch dem Bereich der Kinderarzneimittel großes Augenmerk zu, informierte er S-Abgeordnete Renate Csörgits.
Psychotherapie, ambulante Versorgung und Pflege als Zukunftsfragen
Was den Bereich Pflege anbelangt, will Stöger eine Reduktion der Akut- zugunsten der Pflegebetten anstreben.
Auch gelte es Rehabilitationsmaßnahmen vernünftig und zum Wohle des Patienten einzusetzen, betonte er.
Den von V-Mandatar Oswald Klikovits angesprochenen Bereich der ambulanten Versorgung will Stöger weiter ausbauen.
Dabei müsse man vor allem die Position der AllgemeinmedizinerInnen stärken, zeigte er sich überzeugt.
Dabei komme auch der Implementierung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA), die F-Abgeordneter Martin Strutz
und S-Mandatar Johann Hechtl thematisiert hatten, besondere Bedeutung zu. Diese werde, so Stöger, unstrittig
weiterentwickelt: Bereits mit April 2011 sollen erste Pilotprojekte gestartet werden.
Die zunehmend häufiger werdende Verschreibung von Psychopharmaka an Jugendliche, die G-Mandatar Kurt Grünewald
und F-Abgeordneter Andreas Karlsböck problematisiert hatten, führte Stöger u. a. auf eine Mangelversorgung
mit psychotherapeutischen Angeboten in einigen Gebieten Österreichs zurück. Ihm zufolge gelte es aber
auch, die Rahmenbedingungen, die zu solchen Erkrankungen führten, zu verändern: Man setze daher auch
auf betriebliche Gesundheitsförderung. Den Hauptverband der Sozialversicherungsträger sah Stöger
insofern gefordert, als es Gesamtverträge für den Bereich Psychotherapie abzuschließen gelte.
Die Nationalen Gesundheitsziele und –aktionspläne, die Abgeordneter Erwin Rasinger (V) und Ursula Haubner
(B) angesprochen hatten, würden mit Nachdruck verfolgt und umgesetzt, hielt Stöger fest. Ein besonderer
Schwerpunkt liege dabei auf dem Bereich Kindergesundheit. Darüber hinaus komme dem Nationalen Aktionsplan
Ernährung Priorität zu.
Detailfragen zu den Themenbereichen E-Health, ÄrztInnenausbildung, Frauengesundheit, Palliativmedizin, Langzeitrezepte,
Zivildienst und Pandemievorsorge wurden von den Abgeordneten Johann Hechtl (S), Johann Hell (S), Ursula Haubner
(B), Gertrude Aubauer (V), Franz- Joseph Huainigg (V), August Wöginger (V), Karl Öllinger (G) und Norbert
Hofer (F) gestellt. |