Innsbruck (landesmuseen) - Wissenschaftler der Tiroler Landesmuseen und des
Zoologischen Museums in Kopenhagen haben 15 neue, bislang weltweit unbekannte, Schmetterlingsarten entdeckt. Diese
und andere "flatterhafte" Errungenschaften gibt es in dem Buch "Kleinschmetterlinge Europas"
("Microlepidoptera of Europe, Apollo Books, Dänemark) nachzulesen.
Die Entdeckung neuer Tierarten zählt in Europa - ganz im Gegensatz zu tropischen Ländern - zu den seltenen
Ausnahmeerscheinungen. Umso sensationeller ist daher die von Wissenschaftlern der Tiroler Landesmuseen in Innsbruck
und des Zoologischen Museums in Kopenhagen veröffentliche Beschreibung von gleich 15 neuen Falterarten. Eine
derartig große Zahl neuer Arten wurde auf dem Kontinent seit vielen Jahren nicht mehr bekannt. Dass die Tiere
so lange unentdeckt blieben, liegt vor allem an ihrer versteckten Lebensweise und der nächtlichen Aktivität.
Darüber hinaus sind die Falter meistens eher unscheinbar gefärbt und relativ klein mit maximal 20 Millimeter
Flügelspannweite. Insgesamt beherbergt Europa nunmehr annähernd 9000 verschiedene Schmetterlinge.
PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, unterstreicht den wertvollen geleisteten Beitrag:
"Aufbauend auf einer langjährigen Grundlagenarbeit haben die Wissenschaftler der Naturwissenschaftlichen
Abteilung der Tiroler Landesmuseen zusammen mit Kollegen aus der internationalen scientific community eine phänomenale
Forschungsleistung erbracht. Sie belegt, dass neben den Universitäten vor allem die großen alten Museen,
fußend auf den unschätzbaren Beständen, wesentliche Beiträge zur permanenten wissenschaftlichen
Entwicklung beitragen. Dieses Gut gilt es unbedingt zu sichern."
In einem knapp 600 Seiten starken Buch wurden von den Autoren, dem Entomologen Peter Huemer von der Naturwissenschaftlichen
Abteilung der Tiroler Landesmuseen und Ole Karsholt vom Zoologischen Museum in Kopenhagen insgesamt 211 Arten aus
der Familie der Palpenfalter ausführlich charakterisiert. Die beiden Wissenschaftler fungieren in diesem Zusammenhang
auch als Taufpaten. Die 15 Neuentdeckungen wurden gemäß international gültigen Richtlinien offiziell
benannt und erstmals mit wissenschaftlichen Namen bezeichnet. Unter anderem kommen dabei auch zwei Österreicher
zu besonderen Ehren. Scrobipalpa deutschi wird dem Osttiroler Schmetterlingsforscher Helmut Deutsch gewidmet, Scrobipalpa
heimi, dem Fotografen der Naturwissenschaftlichen Abteilung der Tiroler Landesmuseen Stefan Heim.
Das für biologische Wissenschaften unersetzliche Typenmaterial, der Holotyp dieser neu entdeckten Schmetterlinge
wird in verschiedenen europäischen Museen aufbewahrt, darunter auch im Innsbrucker Ferdinandeum. Unter "Holotyp"
oder "Typus" versteht man das Originalexemplar eines Neufundes an dem der Name und die Beschreibung festgeschrieben
werden, vergleichbar mit dem Pariser Urmeter.
Die neuentdeckten Falter stammen hauptsächlich aus dem Mittelmeergebiet und dem Südural. Die Herkunftsländer
reichen von Russland über Griechenland und Italien bis nach Portugal. Besonders im bisher kaum bekannten Südural
sind durch mehrere internationale Forschungsexpeditionen in den letzten Jahren bemerkenswerte Neufunde gemacht.
Die Lebensweise der 15 Arten ist jedoch nur in Ausnahmefällen dokumentiert. Von den meisten gibt es nur Beschreibungen
der Fundorte und Flugzeiten. Vor allem durch neue genetische Methoden rechnen die Forscher auch weiterhin mit der
Entdeckung bisher unbekannter Schmetterlingsarten und stemmen sich somit wenn auch künstlich gegen den Trend
des globalen Artenschwundes.
"Kleinschmetterlinge Europas" ist eine wissenschaftliche Bücherreihe, die nun im 6. Band erschienen
ist. Peter Huemer, Mitarbeiter der Naturwissenschaftlichen Abteilung der Tiroler Landemuseen, ist Mitherausgeber
und Autor dieser Reihe. |