Abgeordnete analysieren Probleme der Verkehrs- und Technologiepolitik
Wien (pk) - In weiterer Folge der Plenarsitzung vom 21.12. wandten sich die Abgeordneten den Ansätzen
des Ressorts Verkehr, Innovation und Technologie zu. Der Budgetentwurf sieht dort Ausgaben von 2,7 Mrd. € vor,
was einem Konsolidierungsbeitrag von 75,5 Mio. € entspricht. Die Einnahmen sollen 2011 um fast 13 Mio. € auf 219,9
Mio. € steigen (UG 41). Für Forschung (UG 34) sieht der Entwurf der Bundesregierung für das Ressort Ausgaben
von 370,8 Mio. € vor, um fast 28 Mio. € mehr als für 2010 vor.
Abgeordneter Gerhard DEIMEK (F) forderte gleich eingangs seiner Rede in einem Entschließungsantrag den Bau
des Linzer Westrings und erinnerte an diesbezügliche Zusagen der Politik. Die Verkehrspolitik seiner Fraktion
sah er unter dem Motto "Freie Fahrt für freie Bürger". Die Erhöhung der Mineralölsteuer
lehnte er als "Scheinökologisierung" ab, besser wäre seiner Meinung nach eine Zweckbindung.
Heftig ging Deimek auch mit Radfahrern ins Gericht, die die Verkehrsregeln nicht respektieren. Die Ministerin rief
er auf, einen Gesamtverkehrsplan vorzulegen. Besorgt zeigte er sich schließlich über den hohen Schuldenstand
der ÖBB, wobei er vor einem Schicksal wie jenem der AUA warnte.
Abgeordneter Kurt GARTLEHNER (S) beschäftigte sich in seiner Wortmeldung mit dem Bereich der außeruniversitären
Forschung. Was dieses Gebiet anbelange, könne man Bundesministerin Bures nur gratulieren. Sie habe schließlich
äußerst erfolgreiche Budgetverhandlungen geführt, schloss er.
Kritik am Verkehrshaushalt übte G-Mandatarin Gabriela MOSER. Es sei nicht einzusehen, dass man überall
Einsparungen vornehme, gleichzeitig aber durch außerbudgetäre Haftungen in Millionenhöhe eine Schuldenexplosion
im Bereich Schienen- und Straßenausbau in Kauf nehme. Das Budget hielt Moser für "unsozial",
weil es Firmenwägen begünstige, die einfache Bevölkerung aber zur Kasse bitte. Es werde schließlich
immer dort der "Sparstift" angesetzt, wo es die breite Masse treffe, nicht aber dort, wo es auch sinnvoll
wäre. Durch das ÖBB-Budget habe man noch weitere Belastungen mitzutragen. Dennoch achte man nicht darauf,
dass der Regionalverkehr erhalten bleibt und die Fahrpreise nicht weiter erhöht werden. Von einer Ökologisierung
könne außerdem nicht die Rede sein, stand für Moser fest, die diesbezüglichen Maßnahmen
fielen schließlich viel zu bescheiden aus.
V-Abgeordnete Karin HAKL (V) zeigte sich davon überzeugt, dass ihre Vorrednerin den Finger in die richtigen
Wunden gelegt habe. Der derzeitige Aufsichtsratsratspräsident der ÖBB müsse seiner Funktion enthoben
werden, die Korruption in diesem Bereich sei schlimmer, als es sich G-Abgeordnete Moser überhaupt ausmalen
könne. Es gelte an einem Strang zu ziehen, um Missstände zu beseitigen und damit Mittel in Höhe
von mehreren hunderten Millionen frei zu setzen. Den Sinn des Projekts Koralmtunnel zog Hakl explizit in Zweifel.
Für Abgeordneten Christoph HAGEN (B) stand außer Frage, dass die ÖBB bereits in den neunziger Jahren
auf das falsche Konzept gesetzt hätten: Dabei wurde dem Güterverkehr Vorrang gegenüber dem Personenverkehr
eingeräumt, was – wie Experten bestätigten – eine schwer zu korrigierende Fehlentscheidung gewesen wäre.
Die SPÖ habe, was Mineralölsteuer und Vignette betreffe, ihr Wort gebrochen, indem sie die Kosten für
beides entgegen allen Beteuerungen hinaufgesetzt habe. Damit greife man beständig in die Taschen der AutofahrerInnen.
Die Bundesregierung sei, was ihre Verkehrspolitik betreffe, in vielerlei Hinsicht säumig, kritisierte Hagen.
S-Mandatar Franz KIRCHGATTERER kam auf die Bereiche Innovation und Technologie zu sprechen. Ihm zufolge habe sich
die Schwerpunktsetzung des BMVIT auch in Zeiten der Wirtschaftskrise als richtig erwiesen. Den Innovationsscheck
für KMU bezeichnete Kirchgatterer als wichtige und erfolgreiche Maßnahme.
Die Bundesregierung verordne den BürgerInnen ein Spar- und Belastungspaket, vergesse dabei aber auf sich selbst,
stand für F-Abgeordneten Christian LAUSCH fest: Trotz Rückgängen beim Personalstand des BMVIT stiegen
die Personalausgaben. Auch die Aufwendungen für Werbemaßnahmen in Höhe von 2,5 Mio. € seien, wie
Lausch ausführte, "ein falsches Zeichen". Was den Bereich des öffentlichen Verkehrs anbelange,
vergesse man außerdem auf seine Wahlversprechen. Der Redner brachte deshalb einen Entschließungsantrag
seiner Fraktion betreffend Einführung einer Österreich-Card ein.
Abgeordneter Hermann SCHULTES (V) setzte sich mit der Frage des Güterverkehrs im Donaukorridor auseinander.
Er ortete in diesem Zusammenhang Nachholbedarf bei den umweltfreundlicheren Transportwegen Schiene und Schifffahrt.
Ein naturnaher Rückbau der Donau müsse – trotz unverständlicher Proteste von Seiten der UmweltschützerInnen
– forciert werden, stand für ihn außer Frage.
Mit der Frage, wie Österreich zum Innovation Leader werden könne, setzte sich G-Mandatarin Ruperta LICHTENECKER
auseinander: Dazu brauche es mehr Mittel für die Grundlagenforschung und gut ausgebildete menschliche Ressourcen.
Im Sinne der Innovation müsse man außerdem eine Staffelung der Forschungsprämie nach Unternehmensgröße
vornehmen. Dafür spricht sich die Grüne Fraktion auch in einem von Lichtenecker eingebrachten Entschließungsantrag
aus.
Verkehrsministerin Doris BURES kam zunächst auf die Frage des Koralmtunnels zu sprechen. Sie übte in
diesem Zusammenhang scharfe Kritik am politischen Kurs von Abgeordneter Hakl, schließlich müsse man
sich auf den Rückhalt des Koalitionspartners verlassen können. Die 2,7 Mrd. €, die man in den österreichischen
Verkehr investiere, seien, wie Bures ausführte, "gut investiertes Geld". Die von Abgeordnetem Hagen
angesprochene Erhöhung des Preises der Autobahnvignette wäre nicht mehr als eine Inflationsanpassung
gewesen und damit kaum der Rede wert. Außerdem spare man auch bei sich selbst, hielt Bures F-Mandatar Lausch
entgegen. Bei den Repräsentationsausgaben habe es keine Erhöhung gegeben, auch würden frei werdende
Dienstposten nicht mehr nachbesetzt. Bei den Wachstumsfaktoren werde ihr Ressort, soweit es in seinem Kompetenzbereich
liege, auch ansetzen: Die Investitionen in Infrastruktur, Technologie und Innovation erreichten Rekordhöhen,
schloss sie.
Auch S-Mandatar Johann HELL befasste sich mit den ÖBB sowie dem Projekt Koralmtunnel und trat den diesbezüglichen
Vorwürfen entgegen. Ein Vergleich der Österreichischen Bundesbahnen mit ihrem Schweizer Pendant, wie
von Abgeordnetem Hagen angestellt, sei nicht zulässig, zumal sich die Rahmenbedingungen grundlegend unterschieden.
Für Abgeordneten Sigisbert DOLINSCHEK (B) stand außer Frage, dass es den Koralmtunnel brauche. Die Schulden
der ÖBB und der ASFINAG könne man angesichts der Budgetsituation nicht mittragen. Ihm zufolge wäre
es sinnvoller, hier anzusetzen, statt die Mineralölsteuer anzuheben. An die Stelle der überholten Pendlerpauschale
gelte es außerdem einen kilometerabhängigen Fahrtkostenzuschuss zu setzen, schloss Dolinschek.
V-Abgeordneter Johann SINGER kam auf die Bedeutung des Schuldenabbaus für kommenden Generationen zu sprechen.
Eine solche Konsolidierung gelinge auch mit dem vorliegenden Budgetentwurf, zeigte er sich überzeugt. Was
den Bereich Luftfahrt anbelange, brauche es Singer zufolge eine konkrete Strategie, um den Erwartungen von Passagieren
und Belegschaft entsprechen zu können.
Abgeordneter Mario KUNASEK (F) bekräftigte das Bekenntnis der Freiheitlichen Fraktion zum Koralmtunnel. Probleme
ortete er vor allem bei den Direktzugverbindungen: Hier gelte es Maßnahmen zu setzen, um die Attraktivität
der Schiene zu erhöhen, zeigte er sich überzeugt. Kunasek brachte deshalb einen Entschließungsantrag
seiner Fraktion betreffend Sicherstellung von regelmäßigen Direktzugverbindungen zwischen den Landeshauptstädten
ein.
Den Bereichen Forschung, Wissenschaft und Technologie widmete sich S-Mandatar Elmar MAYER. Hier habe man ein durchaus
ansehnliches Budget erzielen können, was für die Zukunft Österreichs von großer Bedeutung
sei. Mayer kam außerdem auf ÖBB und ASFINAG zu sprechen: Auch hier gelte es der Ministerin zu danken,
nicht Kritik zu üben, schloss er.
Auch V-Abgeordneter Johann RÄDLER zeigte sich davon überzeugt, dass man ein ausgewogenes Budget erreicht
habe. Die Kritik der Grünen an wichtigen Infrastrukturprojekten konnte der Redner nicht nachvollziehen.
Abgeordneter Gerald GROSZ (B) votierte abermals für den Bau des Koralmtunnels, den er als zukunftsweisendes
Projekt bezeichnete. Zudem brachte er einen Entschließungsantrag zur Nahverkehrsförderung ein.
Abgeordneter Anton HEINZL (S) bekannte sich zum Koralm- und zum Semmering-Basistunnel sowie zur neuen Südbahn,
die im Interesse der dortigen Bevölkerung lägen. Er gratulierte der Ministerin, bringe dieses Budget
doch trotz der Notwendigkeit des Sparens sinnvolle Innovationen, Österreich entwickle seine Verkehrsinfrastruktur
vorbildlich weiter, schloss Heinzl.
Abgeordneter Bernhard VOCK (F) beklagte, den Nebenbahnen werde zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Man habe ein ernstes
Problem, wenn es abseits der Hauptlinien keine weitere öffentliche Verbindung gebe, und genau deshalb müsse
auf dem Gebiet der Nebenbahnen mehr gemacht werden, schloss der Redner. Die Politiker der Monarchie seien weitblickend
gewesen und hätten das Land mit Nebenbahnen ausgestattet, es sei kurzsichtig, diese jetzt einzustellen.
Abgeordneter Johannes SCHMUCKENSCHLAGER (V) bemängelte die Vorgangsweise der ÖBB, den Ticketverkauf im
Zug eingestellt zu haben. Auch die Rail-Cargo Austria mache eine falsche Bahnpolitik, indem sie Transporte von
der Schiene wieder auf die Straße verlagere. Eine zukunftsorientierte Bahnpolitik müsse anders aussehen,
konstatierte der Mandatar.
Abgeordneter Erich TADLER (oK) sagte, der Bevölkerung reiche der Reformstau, es gebe bereits zivilen Ungehorsam
dagegen. Doch die Zeit der Blockadepolitik sei abgelaufen, was sich spätestens bei den nächsten Wahlen
zeigen werde. Schon lange stehe eine echte Reform an, insbesondere bei Ländern und Gemeinden, und daher brauche
es dringend einen entsprechenden Politikwechsel.
Abgeordnete Rosa LOHFEYER (S) erklärte, die Lehrwerkstätten der ÖBB seien vorbildlich bei der Ausbildung
junger Menschen und erläuterte diese These anhand konkreter Beispiele. Die ÖBB seien mit dieser Vorgangsweise
beispielhaft, die diesbezüglichen Investitionen seien daher überaus sinnvoll.
Abgeordneter Harald WALSER (G) verwies auf die desaströsen Entwicklungen in manchen Unternehmungen wie etwa
beim Flughafen Wien und brachte einen Entschließungsantrag ein, wonach Verträge künftig bei Vertrauensverlust
auflösbar sein sollen.
Abgeordneter Franz ESSL (V) vertrat die Ansicht, das vorliegende Budget stelle einen ansprechenden Kompromiss dar,
um die Finanzen zu stabilisieren und die Zukunft des Landes zu sichern. Wichtige Infrastrukturprojekte könnten
damit durchgeführt werden, sodass die richtigen Weichenstellungen vorgenommen wurden.
Abgeordnete Carmen GARTELGRUBER (F) befasste sich mit dem Brenner-Basistunnel und stellte die Frage, wann mit dem
Bau dieses Tunnels begonnen werden könne, zumal die Zusage Italiens nun vorliege. Von besonderer Wichtigkeit
wäre eine unterirdische Bauweise der Zulaufstrecken zu diesem Tunnel, meinte die Rednerin.
Nachdem die S-Abgeordneten Peter STAUBER, Josef AUER, Wilhelm HABERZETTL und Dietmar KECK Details zum verkehrspolitischen
Teil des Budgets beleuchtet hatten – die Palette reichte vom Koralmtunnel über die Umweltfreundlichkeit der
Verkehrsnetze und die Bahninfrastruktur bis zur Infrastrukturoffensive -, erklärte Abgeordneter Wolfgang GROSSRUCK
(V), der Westring sei in Oberösterreich perspektivisch unumgänglich. Zudem trat er für eine Möglichkeit
der Vignettenbenützung bei Wechselkennzeichen ein und plädierte für eine Hebung der Fahrgastrechte
innerhalb der EU.
Bundesministerin Doris BURES wünschte abschließend allen ein frohes Weihnachtsfest und erklärte,
sie freue sich auf eine gute Zusammenarbeit im kommenden Jahr. |