Neuer Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa betont den „missionarischen“ Grundauftrag der Kirche
und die „vielen Hoffnungsorte“ in der Diözese, wo gute Arbeit geleistet wird=
Wien (pew) - „Die Erzdiözese Wien ist zukunftsfähig durch die vielen engagierten Menschen,
die zu ihr gehören“: Dies betonte der neue Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa in einem Interview mit der Katholikenzeitung
„Der Sonntag“. Krasa verwies auf die Pfarren „mit den vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden, die viel Freizeit investieren,
um Dinge auf die Beine zu stellen“. Das gehe dann hinein in die Zentrale der Diözese zu den „vielen guten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ganzem Herzblut bei der Sache sind“.
„Grundauftrag der Kirche“ sei die Mission, unterstrich der neue Generalvikar. Die ganze Tätigkeit Jesu münde
in das Wort: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet die Frohbotschaft“. Bei der 3. Diözesanversammlung
von „Apostelgeschichte 2010“ sei von der Pastoraltheologin Regina Polak der „Blick nach außen“ eingefordert
worden. Krasa: „Also die ganz einfache Fragestellung: Wozu sind wir da, wozu gibt es uns?“
Das gelte auch für die Pfarren, so der neue Generalvikar im „Sonntag“-Interview: „Die Pfarren sind dazu da,
dass die Botschaft Christi weitergesagt wird und dass das Handeln Christi in dieser Welt spürbar wird, auf
die unterschiedlichste Art und Weise“. Zum Beispiel könnten die Menschen durch die Caritasarbeit mit dem heilenden
Handeln Christi in Berührung kommen: „Wo es in einer Pfarre eine lebendige Caritasarbeit gibt, die in die
Pfarre integriert ist, dort lebt diese Pfarre“. Das Lebendige könne aber sehr unterschiedlich sein. Gerade
in der anonymen Großstadt geschehe viele gute Arbeit der Pfarren einfach dadurch, „dass Menschen miteinander
vernetzt werden, die so sonst nie zusammenkommen würden“. Es werde aber auch Kindern und Jugendlichen ein
Stück Zuhause geboten, es gebe Gottesdienstfeiern, wo die Menschen spüren, dass da Gottes Geist am Werk
ist.
Neben der „Mission“ ist die „Jüngerschulung“ ein Teil des Drei-Punkte-Plans von Kardinal Christoph Schönborn
für die Zukunft der Erzdiözese Wien. Generalvikar Krasa dazu: „Es braucht Menschen, die von einer Sache
überzeugt sind und so überzeugt sind, dass sie diese Sache weiter tragen. Solche Menschen haben wir,
ich denke da an die vielen Ehrenamtlichen“.
Den dritten Punkt – die Strukturfragen – sieht Krasa eher gelassen: „Ich denke, dass Strukturfragen immer Dauerthemen
sind. Die Frage ist, ob sie lähmend sind oder als lähmend empfunden werden. Es geht um die Frage: Wie
modifiziere ich Strukturen so, dass ich das, was ich tun soll, so gut wie möglich tun kann“. Da sich die Zeit,
die Demografie, die Stadt ständig ändern, sei diese Frage immer neu zu stellen.
Im Rückblick auf seine Zeit als Regens (Leiter) des Priesterseminars sagte Krasa, er habe die Freude gehabt,
„mit sehr vielen kompetenten Menschen in der Zentrale zusammenarbeiten zu dürfen, mit vielen guten Priestern
in den Pfarren, wo ich die Priesterseminaristen hingeschickt habe“. Persönlich habe er auf den ersten Impuls
der Berufung zum Priestertum mit einem Jahr Verzögerung reagiert und Theologie damals noch als Laie studiert.
Dann habe es drei massive „Nachschulungen“ gegeben: Die Mitarbeit in einer römischen Pfarre, die Geduld des
damaligen Regens , Prälat Josef Toth, der die nötige Balance zwischen „Freiheit geben“ und trotzdem „Linie
vorgeben“ verkörperte, und schließlich die erste Stelle als Kaplan in der Pfarre Hernals beim damaligen
Pfarrer Johann Koller.
Bereits vor Wochenfrist hatte Krasa in einem „Standard“-Interview betont, dass die Kirche zwar in einer Krise sei,
aber in keiner Existenzkrise: „So wie ich die Kirche in unserer Diözese kennengelernt habe, gibt es da viele
Hoffnungsorte, wo so gute Arbeit geleistet wird, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das alles den Bach hinuntergeht“.
Seine Aufgabe als Generalvikar sehe er „eher im Hintergrund“, stellte Krasa zugleich im „Standard“ fest: „Ich werde
versuchen, für die strukturellen Rahmenbedingungen zu sorgen, dass Kirche leben kann“. Ganz grundsätzlich
gehe es aber darum, zu lernen, wie die Kirche ihre Botschaften besser anbringt. Die Kirche von heute müsse
„up to date“ sein, was die Kommunikationsfähigkeit betrifft. Sie müsse „in dieser Welt leben und mit
dieser Welt kommunizieren“. Krasa: „Auf der anderen Seite ist die Botschaft, die die Kirche zu vermitteln hat,
jetzt nicht die neueste Werbebotschaft des Jahres. Aber sie ist deswegen nicht gestrig“. Die Kirche müsse
nicht unbedingt „modern“ sein, aber sie müsse „heutig“ sein.
Zum „Charme der Kirche“ gehöre auch ein „Widerspruch zum Zeitgeist“, so der neue Generalvikar. Er verwies
auf die vielen jungen Menschen, die bei der Kirche sind: „Das sind keine seltsam verschrobenen, schrulligen Menschen,
sondern aufgeschlossene, intelligente junge Leute“. |