Wien (wifo) - Für einen Sonntagsbraten musste ein Industriearbeiter 1980 mehr als doppelt so lange
arbeiten wie heute. Für Dienstleistungen wie etwa Installateurleistungen (1 Stunde mit Helfer) mussten dagegen
im Jahr 1980 etwa 6 1/2 Stunden gearbeitet werden, heute weit über 8 Stunden. Für einen Liter Benzin
musste 1980 ein Industriearbeiter 7,5 Minuten arbeiten, heute nur noch 4,9 Minuten. Dies entspricht ungefähr
dem Gegenwert der Arbeit im Jahr 1990. Benzin war 2010 somit etwa "gleich viel wert" wie vor 20 Jahren.
Ein Vergleich der Preisentwicklung mit der Entwicklung der Einkommen kann ein grobes Bild der Veränderung
des Lebensstandards vermitteln. Als Indikator für die Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen
wird der Verbraucherpreisindex herangezogen.
Als Maßstab der Einkommensentwicklung dienen die Nettostundenverdienste von Industriearbeitern (Nettomonatsverdienste
Männer, einschließlich Sonderzahlungen, je geleistete Arbeitsstunde), da nur für diese Variable
eine Zeitreihe der Stundenlöhne bis 1980 gebildet werden kann. Die Auswirkungen der Arbeitsmarktentwicklung
der letzten zwei Jahrzehnte auf die allgemeine Kaufkraftentwicklung, wie z. B. die Zunahme der Erwerbsbeteiligung
von Frauen, des Anteils der Teilzeitbeschäftigung und der geringfügigen Beschäftigung, des Anteils
der Beschäftigten im Dienstleistungssektor sowie die durchschnittliche Verbesesrung der Qualifikation des
Faktors Arbeit, werden dadurch nicht berücksichtigt. Die dargestellten relativen Preise bezogen auf den Faktor
Arbeit können die gesamtwirtschaftliche Kaufkraftentwicklung daher nicht vollständig abbilden.
Übersicht 1 stellt die Entwicklung der Preise einer Reihe von Waren und Dienstleistungen, die im täglichen
Leben eine Rolle spielen, der Entwicklung der Nettostundenverdienste der Industriearbeiter gegenüber. Diese
Berechnung vergleicht, wie lange ein Industriearbeiter im Jahr 1980, 1990, 2000 und im Jahr 2010 arbeiten musste
(in Stunden und Minuten), um eine bestimmte Ware kaufen zu können.
Zwischen 1980 und 2010 sank der Arbeitsaufwand, der dem Preis von Textilien, technischen Gütern und einer
Reihe von Nahrungsmitteln wie Zucker oder Kaffee entsprach, stark. Der Arbeitsaufwand für qualifizierte Dienstleistungen
(Installateur , Mechaniker , Friseurleistungen), deren wichtigste Kostenkomponente Arbeitskosten sind, nahm erheblich
zu. Diese Divergenz ist in erster Linie auf den Anstieg der Lohnsteuern, der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer
und Arbeitgeber sowie der Gewinnaufschläge zurückzuführen, die in den Nettolöhnen der Industriearbeiter
definitionsgemäß nicht enthalten sind. Der Aufwand für andere Dienstleistungen wie Putzerei oder
Briefporto ging zurück.
Der Arbeitsaufwand für Treibstoffe nahm im Untersuchungszeitraum in den ersten 10 Jahren ab und blieb seither
bei rund 5 Minuten für 1 Liter Normalbenzin (nur diese Zeitreihe ist im VPI bis 1980 verfügbar) etwa
konstant geblieben. |