Bank Austria EinkaufsManagerIndex wieder im Aufwind – Stärkstes Auftragswachstum seit dem
Sommer sorgt für kräftige Produktionsausweitung zum Jahresausklang
Wien (bank austria) - Die österreichische Industrie lässt das Jahr 2010 sehr schwungvoll
ausklingen. "Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex hat im Dezember mit 57,5 Punkten den höchsten Wert
seit dem Sommer erreicht. Eine kräftige Zunahme der Neuaufträge, eine starke Ausweitung der Produktionsleistung,
ein hohes Beschäftigungsplus, längere Lieferzeiten sowie eine abermalige Verschlechterung der Preisumfelds
sind die Eckpunkte der günstigsten Indikatorentwicklung seit einem halben Jahr", sagt Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer.
Ein sehr starker Auftrieb zeigt im Dezember die Nachfrage nach heimischen Industrieerzeugnissen. Mit 59,3 Punkten
hat der Index der Neuaufträge den höchsten Wert seit Juni und einen der höchsten jemals gemessenen
Werte erreicht. Dafür sind die besonders stark zulegenden Bestellungen aus dem Ausland verantwortlich. "Die
anhaltend günstige Industriekonjunktur in Deutschland verschafft den österreichischen Zulieferbetrieben
besonders stark wachsende Auftragseingänge, sodass die Produktionsleistung auch im Dezember kräftig gesteigert
wurde. Seit mittlerweile 18 Monaten fährt die heimische Industrie ihre Produktionsleistung ununterbrochen
hoch", so Bruckbauer.
Bereits seit Jahresbeginn 2010 nehmen die Auftragspolster stetig zu. Im Dezember hat sich der Anstieg sogar noch
massiv erhöht. Verunsichert durch den scharfen Einbruch im Jahr 2009 haben die österreichischen Produktionsbetriebe
auf die immer stabilere Erholung der Industrie vorerst abwartend reagiert. Nach Einschätzung der Ökonomen
der Bank Austria zeigt sich mittlerweile, dass das Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Aufschwungs zunimmt. "Sowohl
im Lagermagement als auch bei der Beschäftigungspolitik treten die heimischen Industriebetriebe den günstigeren
Rahmenbedingungen nun offensiver entgegen: Die Lager und auch der Personalstand werden derzeit gezielt aufgebaut",
sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Einkaufsmenge wurde im Dezember mit der zweithöchsten
Steigerungsrate seit Beginn der Ermittlung des EinkaufsManagerIndex vor mehr als 12 Jahren ausgeweitet, was die
Vormateriallager ansteigen ließ. Die Fertigwarenlagerbestände wurden so stark wie seit über zwei
Jahren nicht mehr gesteigert. Die Beschäftigung wurde im Dezember mit der zweithöchsten Rate seit Umfragebeginn
erhöht. Bei knapp 18 Prozent der befragten Unternehmen wurden Neueinstellungen vorgenommen, während nur
rund 5 Prozent Personal abbauten.
Aufgrund der spürbaren Verteuerung von Vor- und Rohmaterialien stiegen im Dezember die durchschnittlichen
Einkaufspreise drastisch an, unter anderem zeigten die Preise für Chemikalien, Baumwolle und Metalle eine
deutliche Aufwärtstendenz. Folglich haben die Produzenten im Dezember auch die Verkaufspreise mit neuer Rekordrate
angehoben. "Die Nachfrage ist nun wieder stark genug, um kostenbedingte Steigerungen der Einkaufspreise zumindest
teilweise an die Kunden weitergeben zu können. Ein Ende der seit fast eineinhalb Jahren zu beobachtenden Verschlechterung
der Preisrelationen für die heimischen Industriebetriebe ist jedoch weiter nicht in Sicht", so Pudschedl.
Der aktuelle EinkaufsManagerIndex zeigt eindrucksvoll die Stärke der österreichischen Industrie auf,
die im Schlepptau der deutschen Wirtschaft die globale Erholung 2010 für ein eindrucksvolles Comeback nach
dem drastischen Einbruch des Jahres 2009 nutzen konnte. "Wir erwarten für 2010 einen Anstieg der Produktionsleistung
in der Verarbeitenden Industrie um real 6,5 Prozent. Damit besteht nach dem Einbruch um über 12 Prozent im
Jahr 2009 noch ein Aufholpotenzial von fast 7 Prozentpunkten um wieder zu alter Stärke aufzuschließen",
meint Bruckbauer.
Industriewachstum 2011 mit 5 Prozent erwartet
Einiges spricht dafür, dass die österreichische Industrie im Jahr 2011 diese Lücke durch
ein fortgesetztes hohes Industriewachstum zumindest fast schließen können wird. Die Auftragslage steigt
weiter kräftig und die Auftragspolster nehmen zu. Das Verhältnis zwischen den Auftragseingängen
und der Lagerhaltung, ein sehr verlässlicher Indikator für die weitere Industriekonjunktur, kommt zwar
derzeit an die Rekordwerte des Jahreswechsels 2009/2010 nicht mehr heran, deutet jedoch für die kommenden
Monate wieder auf ein sehr robustes Wachstum des Sektors hin. "Im Sektordurchschnitt erwarten wir für
2011 einen realen Anstieg der Industrieproduktion um 5 Prozent. Wenn auch einzelne Branchen wie zum Beispiel die
Stahlindustrie und einige Metall verarbeitende Zweige heute bereits auf Vorkrisenniveau operieren, wird das Produktionsniveau
von 2008 generell erst im Jahresverlauf 2012 wieder ganz erreicht werden können", meint Bruckbauer.
Die Industrie wird 2011 wieder die treibende Kraft der konjunkturellen Erholung in Österreich sein. "Obwohl
nur für rund 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich wird die Industrie 2011 dank der überdurchschnittlich
hohen Wachstumsdynamik für etwa die Hälfte des BIP-Antiegs von 2 Prozent im Jahr 2011 sorgen", zeigt
sich Bruckbauer zuversichtlich.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin, Notierungen unter
50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer sind
die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |