Positive Konjunkturüberraschungen wahrscheinlich – Keine Entspannung der Schuldenproblematik
Wien (rbi) - Die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI) gehen für das Jahr 2011 von einem
deutlichen Konjunkturaufschwung aus. Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research, erwartet robustes
Wachstum, das auch noch die nächsten beiden Quartale anhalten soll: „Statt von einer Rezession könnte
man in wichtigen Volkswirtschaften schon von einem nachhaltigen Aufschwung sprechen." Keine Entspannung sieht
Brezinschek hingegen in Bezug auf die Schuldenkrise öffentlicher Haushalte. „Das Thema Verschuldung wird uns
leider auch im Jahr 2011 begleiten“, erklärt Brezinschek.
An den Aktienbörsen erwartet Helge Rechberger, Leiter der Aktienmarktanalyse, günstige Zeiten: "Wir
rechnen aufgrund großzügiger Liquiditätsversorgung und verbesserter Konjunkturperspektiven mit
der stärksten Performance gleich im ersten Halbjahr." Rechberger favorisiert Sektoren wie den zyklischen
Konsum, Grundstoffe, Technologie, Gesundheit und Industrie und empfiehlt weiters den Kauf von US-Aktien.
Höchst unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone
Das spürbare Anziehen der Konjunktur in der Eurozone ist neben Exporten vor allem durch Anlage-Investitionen
getrieben. Sie sind auch Wegbereiter für eine nachhaltige Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt. Mit
dem starken Rückenwind des Konjunkturwachstums, konnten die Analysten der RBI die jährlichen realen BIP-Wachstumsprognosen
für 2011 für einige Länder deutlich anheben (Österreich: 2,5%; Deutschland: 2,5%; USA: 2,7%).
Länder hingegen, die bereits bisher sehr stark von der Verschuldungskrise betroffen waren, werden auch im
Jahr 2011 noch mit dieser Problematik beschäftigt sein. „Unzureichende Budgetkürzungen werden von den
Finanzmärkten nicht mehr akzeptiert. Die Angst, künftig an den Sanierungen mitwirken zu müssen,
drückt auf die Anleihenkurse. Gleiches gilt für den hohen Refinanzierungsbedarf von Spanien, Portugal
und Italien im ersten Quartal“, erläutert Brezinschek.
Keine Änderung der EZB-Leitzinsen, Euro schwächer
„Die EZB dürfte in der ersten Jahreshälfte 2011 keine Änderungen ihrer Zinspolitik vornehmen und
den Leitzins bei 1% belassen. Erst 2012 sehen wir dann das Leitzinsniveau deutlich nach oben gehen“, prognostiziert
Brezinschek. Da die US-Fed, bei einem aktuellen Zinstief von 0,1%, noch vor der EZB ihren Zinsanhebungszyklus beginnen
dürfte, sieht Brezinschek neben der Schuldenkrise den Euro in 2011 tendenziell schwächer. Er rechnet
im Jahresverlauf 2011mit einer spürbaren Abwertung des Euro zum Dollar.
Schweizer Franken weiterhin fest gegenüber Euro
Auch der Schweizer Franken dürfte 2011 gegenüber dem Euro weiterhin fest bleiben. „Sollte sich die Skepsis
der Anleger gegenüber dem Euro wie schon im Oktober und November 2010 vorübergehend legen, sind zwischenzeitlich
aber durchaus Euro-Franken-Niveaus von 1,32 bis 1,35 möglich. Wir raten Kreditnehmern eines Frankenkredites
darum diese Niveaus zur Konvertierung in einen Eurokredit zu nutzen“, so Brezinschek.
Raiffeisen Research Analysten raten zum Kauf von US-Aktien
Die Analysten von Raiffeisen Research erwarten, dass die großzügige Liquiditätsversorgung und die
verbesserten Konjunkturperspektiven die Entwicklung auf den Aktienmärkten stützen. Aufgrund vermehrter
Gewinnrevisionen nach oben sollten im ersten Halbjahr zweistellige Kursanstiege in den etablierten Märkten
möglich sein.
Der US-Aktienmarkt präsentiert sich besonders robust. Unternehmen des S&P 500 werden nach den jüngsten
Daten 2010 rund 41 % mehr verdienen als 2009. Für 2011 sind aktuell zwar nur mehr 13 % Gewinnwachstum zu erwarten,
aber auch dieser Zuwachs liegt ganz klar über dem langjährigen Durchschnitt. „Die Chancen stehen gut,
dass – trotz immer wieder aufkochender Belastungen aus dem Umfeld des Staatsschuldenthemas – insbesondere im ersten
Halbjahr 2011 der Weg an den Börsen weiter nach oben führt. Wir raten zu einem Kauf“, so Rechberger.
Gewinne und Konjunktur beflügeln Aktien der Eurozone
Auch die Aktienmärkte der Eurozone erwiesen sich angesichts der Probleme Irlands und der damit verbunden Sorgen
einer Ansteckung anderer Länder als überraschend stark. Rechberger stuft die Gewinnentwicklung der europäischen
Unternehmen als solide ein. „Da wir aber nicht von einer raschen Lösung der Schuldenproblematik ausgehen,
scheint es angebracht, dass man vorläufig weiterhin in den Aktienmärkten jener Länder engagiert
ist, die relativ gesehen solide Staatsfinanzen wie auch Wirtschaftswachstumsraten aufweisen“, empfiehlt Rechberger.
Rechberger favorisiert mehrheitlich von der Konjunktur profitierende Sektoren wie Grundstoffe, zyklischer Konsum,
Technologie, Gesundheit und Industrie.
Asset Allocation: Aktien vor Anleihen
Entsprechend der nach oben revidierten Wachstumsperspektiven für 2011 haben die Analysten von Raiffeisen Research
Aktien auf „übergewichten“ eingestuft. Dementsprechend sind Anleihen im ersten Quartal wegen aufwärts
gerichteten Renditetrends auch in den etablierten Märkten untergewichtet. Die temporär einsetzende Schuldenthematik
macht eine Untergewichtung von Staatsanleihen der Eurozone plausibel.
In der regionalen Verteilung bei Aktien stechen die USA und Osteuropa hervor, während in den Emerging Markets
zu Jahresbeginn wegen inflationsbedingter Zinsanhebungen mehr Vorsicht angebracht ist. „Solange die Zinspolitik
keine Änderung erfährt, ist auch bei Rohstoffen und Gold noch kein Ende der Rallye in Sicht“, erklärt
Brezinschek. |