Die Herausforderungen für 2011
Wien (ak) - „Zwar sind die Prognosen für das kommende Jahr günstig und die österreichische
Wirtschaft wird voraussichtlich weiter wachsen. Aber wir müssen uns weiterhin anstrengen“, sagt AK Präsident
Herbert Tumpel und fordert, dass vor allem auch den Zukunftsfragen große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Das
Konsolidierungspaket der Bundesregierung zeigt in die richtige Richtung, da es Investitionen in wichtige Bereiche
wie Forschung und Energieeffizienz und vor allem Bildung enthält. Zusätzlich zu den geplanten Offensivmaßnahmen
der Regierung fordert der AK Präsident Investitionen in den Ausbau der Kinderbetreuung und in die Bereiche
Gesundheit und Pflege. Dass endlich große Vermögen und der Finanzsektor in die Pflicht genommen wurden,
kann für Tumpel ebenfalls nur ein erster Schritt sein: „Um tatsächlich Verteilungsgerechtigkeit herzustellen,
müssen wir weitergehen und eine gerechte Steuerreform angehen.“ Tumpel verweist darauf, dass es einen dauerhaften
Aufschwung nur geben kann, wenn die Einkommen steigen, die Kaufkraft gestärkt wird und sich die Situation
am Arbeitsmarkt weiter verbessert: „Eine erfolgreiche Konsolidierung kann es nur geben, wenn sie Rücksicht
auf Beschäftigung und Wachstum nimmt.“
Auch im Dezember wird es zu einem Rückgang der Zahl der Arbeitssuchenden kommen. Trotzdem zeigt sich die Entwicklung
auf dem Arbeitsmarkt nicht für alle gleich günstig. „Wir haben Gruppen, bei denen massiv Handlungsbedarf
besteht“, sagt Tumpel, „dazu zählen gerade die älteren ArbeitnehmerInnen und ArbeitnehmerInnen, für
deren Qualifikationen es keine Arbeitsplätze gibt.“ Tumpel fordert in diesem Zusammenhang einen Umstieg in
der aktiven Arbeitsmarktpolitik zu mehr echten Schulungsmaßnahmen und weg von den Aktivierungsmaßnahmen.
Ältere Arbeitssuchende und die sogenannten Langzeitbeschäftigungslosen haben häufig auch gesundheitliche
Probleme. Darauf müssen AMS, AUVA, Gebietskrankenkassen, die Pensionsversicherungsanstalt und die Krankenversicherungen
bei der Betreuung und Unterstützung stärker eingehen und die mit dem neuen Arbeit-und-Gesundheit-Gesetz
geschaffenen Möglichkeiten aktiv nutzen.
Lehren aus der Krise ziehen
Wichtig ist, dass aus der Krise auch die richtigen Lehren gezogen werden. Es ist insbesondere Zeit für
umfassende Regulierungen der Finanzmärkte, für eine Stärkung der Konsumentenrechte im Finanzsektor
und die Beseitigung der Ungleichgewichte im europäischen Wettbewerb. Die Einbeziehung großer Vermögen
und des Finanzsektors in die Budgetkonsolidierung ist nur ein erster Schritt. Aus Sicht des AK Präsidenten
muss der Weg zu mehr Verteilungsgerechtigkeit konsequent weitergegangen werden. Tumpel verlangt eine nachhaltige
Strukturrefom im Steuersystem, damit Einkommen aus Arbeit stärker entlastet werden. Die Reform soll noch diese
Legislaturperiode auf Schiene gebracht werden.
Chancengleichheit durch Bildungsreform
Mehr Chancengleichheit auf eine bessere Ausbildung für alle, besonders für jene, die bereits
von Haus aus einen erschwerten Zugang zur Bildung haben. Tumpel fordert daher den Ausbau der schulischen Ganztagsbetreuung
in guter Qualität, damit die Förderung der SchülerInnen nicht von den finanziellen und zeitlichen
Ressourcen der Eltern abhängt. Die zu frühe Selektion der SchülerInnen soll durch eine gemeinsame
Mittelschule verhindert werden. Als weitere offene Punkte sieht Tumpel im Bildungsbereich die Gewährleistung
einer ausreichenden Dotierung des Bildungssystems, eine qualitativ hochwertige Ausbildung der Lehrenden, die bessere
Durchlässigkeit im System und Unterstützung beim Nachholen von Bildungsabschlüssen. Tumpel fordert
darüber hinaus die Erhaltung des freien Hochschulzugangs und die Entwicklung eines gerechteren Stipendiensystems.
Frühförderung ermöglichen
Die Förderung des Bundes zum Ausbau der Kinderbetreuung muss schon 2011 unbedingt fortgesetzt werden.
Die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie belegen einmal mehr, wie wichtig Frühförderung ist. Die
bisherige Förderung des Ausbaus der Kinderbetreuungsplätze war erfolgreich: Die Zahl der Plätze
hat sich fast verdoppelt, bei den Krippenplätzen sogar vervierfacht. Investitionen in den Ausbau der Kinderbetreuung
rechnen sich auch für das Budget. Eine AK Studie zeigt, dass sie sich bereits nach wenigen Jahren rechnen
und sich dauerhaft ein Budgetplus im Ausmaß zwischen 78 und 86 Millionen Euro ergibt. Hier zu sparen, wäre
nicht nur frauen- und familienpolitisch, sondern auch ökonomisch falsch.
Pflege- und Gesundheitsreform
Es ist Aufgabe der Gesellschaft auch in Zukunft die Finanzierung der durch die demografische Alterung
bedingten Mehrausgaben in der Pflege sicher zu stellen. Insbesondere müssen die Sozialen Dienste ausgebaut,
Länder und Gemeinden dabei finanziell unterstützt werden. Tumpel begrüßt die Ankündigung
des Sozialministers rasch einen Pflegefonds einzurichten. Erfüllen die Länder bestimmte Mindeststandards
in der Pflege, sollen Geldmittel aus dem Fonds zur Finanzierung neuer Pflegeprojekte sowie zur generellen finanziellen
Unterstützung zur Tragung der Alterungskosten im Bereich der Pflege herangezogen werden können. Im Gesundheitssystem
erwartet sich Tumpel verstärkt Maßnahmen zur Prävention und eine gemeinsame Gesundheitspolitik,
die – wie vom Gesundheitsminister geplant - ein koordiniertes Zusammenwirken von Spitälern, Gruppenpraxen
und niedergelassenen ArztInnen zum Wohl von Patientinnen und Patienten bringt. Bessere Planbarkeit und Koordination
im Spitalsbereich sollen die Versorgung sicherstellen und gleichzeitig die Kostensteigerungen dämpfen. |