Tumpel: Unternehmen müssen jetzt in die Verantwortung genommen werden
Wien (ak) - Der erstmals erhobene AK-Unternehmensmonitor 2010 zeigt anhand der veröffentlichten
Jahresabschlüsse, dass die Unternehmen auf sehr gute Bilanzdaten für das Jahr 2009 bauen können:
Es gilt satte Eigenkapitalrenditen zu feiern und auf großzügige Dividenden anzustoßen, während
viele Beschäftigte mit Kurzarbeit, Kündigungen sowie Lohn- und Gehaltseinbußen konfrontiert waren.
Fazit: Durch die Krise hat sich die Verteilungsschieflage zwischen UnternehmerInnen und Beschäftigten deutlich
verfestigt. Nicht nur das: Im Jahr 2009 zahlen die Gewinnunternehmen nur 17,5 Prozent an effektiven Steuern, das
ist ein absoluter Tiefpunkt, auch im internationalen Vergleich. „Steuern zahlen ist gesellschaftliche Verantwortung,
Steuerschlupflöcher müssen endlich geschlossen werden“ so AK-Präsident Herbert Tumpel. Die Arbeiterkammer
fordert außerdem maßvolle Ausschüttungen und einen fairen Anteil an den künftigen Produktivitätszuwächsen.
Zum ersten Mal veröffentlichen die Arbeiterkammern NÖ, OÖ und Wien im Dezember 2010 die Ergebnisse
des AK-Unternehmensmonitors (2005 bis 2009): Dieses neu entwickelte Analyseinstrument nimmt ab jetzt alljährlich
die Performance der heimischen Unternehmen sowie der einzelnen Sektoren (Dienstleistung, Energie, Handel und Sachgütererzeugung)
unter die Lupe. Der Unternehmensmonitor stellt die Mikroebene und damit die einzelnen Unternehmen in den Mittelpunkt:
Es konnten die Jahresabschlussdaten von jährlich bis zu 1.500 mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften
in die Untersuchung einbezogen werden. Anhand von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen werden die Unternehmen sowie
die einzelnen Sektoren analysiert und vom AK-Rating mit der entsprechenden Schulnote beurteilt.
Hervorragende Eigenkapitalrentabilitäten (AK-Rating: Note 1)
Die KapitaleignerInnen haben auch in Krisenzeiten hervorragend verdient. In den letzten Jahren wurden fantastische
Eigenkapitalrenditen von bis zu 15 Prozent lukriert. Bedingt durch Zinssenkungen haben die ÖsterreicherInnen
nur magere Zinsen auf das Ersparte erhalten, die AnteilseignerInnen konnten hingegen sogar im Krisenjahr 2009 eine
Rentabilität bezogen auf das eingesetzte Kapital von im Schnitt 10 Prozent erzielen. Spitzenreiter ist die
Sachgüterindustrie mit fast 16 Prozent und damit einer ausgezeichneten Eigenkapitalrentabilität.
Eigenkapitalausstattung als sicherer Hafen (AK-Rating: Note 1)
Zudem können sich die heimischen Unternehmen durchwegs auf eine sehr robuste Eigenkapitalausstattung
verlassen: Im Jahr 2009 liegt die durchschnittliche Eigenkapitalquote mit 43,0 Prozent immer noch in einem sehr
guten Bereich und stellt damit einen verlässlichen Krisenpolster dar. Die vergleichsweise beste Eigenkapitalquote
weist der heimische Energiesektor mit 54,5 Prozent auf.
Unternehmen zeigen sich in der Krise investitionsbereit (AK-Rating: Note 2)
Von einem Feuerwerk an Investitionen kann zwar nicht die Rede sein, aber die Investitionsbereitschaft der
untersuchten Unternehmen ist immerhin über die letzten Jahre als zufriedenstellend zu bewerten. 2009 kann
eine Investitionsneigung der Sachanlagen von guten 144,1 Prozent gemessen werden. Damit wird deutlich mehr investiert
als die Wertabnutzung der Anlagen (Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge, usw.) ausmacht. Außerdem hat die leichte
Erholung nach der „Katerstimmung“ auf den Finanzmärkten zur Folge, dass der Investitionsfokus wieder stärker
auf den Erwerb von Wertpapiere und Beteiligungen gesetzt wird. Die Investitionsbereitschaft im Dienstleistungssektor
war 2009 am stärksten ausgeprägt.
Inakzeptabler Steuerbeitrag der Unternehmen (AK-Rating: Note 4)
Den positiven Entwicklungen zum Trotz blieb die Steuerleistung der Unternehmen auf niedrigem Niveau. Es
gibt eine große Kluft zwischen den Steuern, die Unternehmen laut Gesetz zahlen müssten, und den tatsächlich
geleisteten Steuern. Gerade im Krisenjahr 2009 war die Steuerleistung der Gewinnunternehmen mit einer effektiven
Steuerquote von 17,5 Prozent am niedrigsten, dies ist auch im internationalen Vergleich ein magerer Steuerbeitrag.
Den absolut geringsten Steuerbeitrag nach Sektoren weist der Dienstleistungssektor mit inakzeptablen 12,5 Prozent
auf.
Krisenfeste Dividende (AK-Rating: Note 4).
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen außerdem, dass die Ausschüttungen der heimischen Unternehmen
gemessen an den Löhnen und Gehältern in den letzten fünf Jahren massiv gestiegen sind: 2008 hat
dieses Verhältnis mit mehr als 40 Prozent den bisherigen Höhepunkt erreicht. Umso erstaunlicher erscheint,
dass dieses hohe Niveau auch im Krisenjahr 2009 (39,7 Prozent) beibehalten wurde. Zum Ausschüttungskaiser
im Jahr 2009 hat sich die heimische Energiewirtschaft gekrönt: 74,7 Prozent der Lohn- und Gehaltssumme gingen
an die EigentümerInnen. |