WKÖ-Hinterleitner und market-Beutelmeyer: "Jeder dritte Raucher hat Gastronomiebesuche
eingeschränkt" - Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern auf Rekordhoch
Wien (pwk) - Seit sechs Monaten ist das Nichtraucherschutzgesetz in den heimischen Gaststätten zur
Gänze in Kraft. Die Gastronomie zog darüber Bilanz und das Ergebnis einer repräsentativen Befragung
des market Instituts ist eindeutig: Nahezu drei Viertel (74 Prozent) der Österreicherinnen und Österreicher
sind mit den Maßnahmen zum Nichtraucherschutz zufrieden. Zwei Drittel der Bevölkerung ziehen den österreichischen
Weg einem totalen Rauchverbot in der Gastronomie vor. Darüber hinaus hat sich das einhellige Nein gegen ein
österreichisches oder europaweiteres Rauchverbot in der Bevölkerung weiter verstärkt. 65 Prozent
der Österreicher wären mit einem generellen Rauchverbot nicht einverstanden.
Die Gastronomie sieht jedoch nicht nur positive Seiten der bestehenden Regelung: "Das Rauchen ist vor allem
in Betrieben, in denen keine Speisen konsumiert werden, wie Bars, Pubs oder Diskotheken, ein wesentlicher Bestandteil.
Nichtraucherräume werden nur zum Teil genutzt. Wenn sie leer stehen, wirkt sich das negativ auf die Ertragssituation
der Betriebe aus", betont Helmut Hinterleitner, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der WKÖ.
Werner Beutelmeyer, Geschäftsführer market Institut, präsentierte die repräsentative Studie:
"Gegenüber unserer Untersuchung vor 1,5 Jahren haben sich einige spannende Trendverschiebungen dargestellt.
Die Gastronomie hat den eiskalten Gegenwind der Wirtschaftskrise gespürt. Vor allem Raucher bleiben öfters
zu Hause: Jeder dritte Raucher gibt an, den Gastronomiebesuch gegenüber dem Vorjahr eingeschränkt zu
haben. Offensichtlich wirkt sich das Nichtraucherschutzgesetz auf die Frequenz der Gasthaus- und Restaurantbesuche
aus und führt zu Rückzugstendenzen bei rauchenden Männern und Frauen. Da der Anteil der Raucher
insgesamt unverändert geblieben ist, wird vermutlich im privaten Bereich mehr geraucht."
Der Trend, dass ein Fünftel der Österreicher weniger oft in Gastronomiebetrieben anzutreffen sind, setzte
sich 2010 fort. Waren es 2009 noch deutlich mehr Männer als Frauen, die von rückläufigem Gastronomiebesuch
berichteten, so ist 2010 bei den Frauen ein gleich hoher Rückgang zu verzeichnen. "Das tut der Gastronomie
weh", so Beutelmeyer. Hinterleitner fügt hinzu: "Dies deckt sich auch mit den Erfahrungswerten aus
der Branche: Hier geben 56 Prozent der Gastronomiebetriebe an, dass sie die Auswirkungen der Wirtschaftskrise nach
wie vor spüren, nur 17 Prozent fühlten sich von der Wirtschaftskrise generell nicht betroffen."
"Das Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern hat sich durch das neue Gesetz signifikant verbessert. Hier
ist fast kein Spielraum nach oben mehr drinnen", resümiert Beutelmeyer: "Nahezu drei Viertel (74
Prozent) der Bevölkerung finden das derzeitige Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern im eigenen Stammlokal
zufriedenstellend bzw. eher zufriedenstellend - das sind um 11 Prozent mehr Zufriedene als im Jahr 2009. Besonders
erfreulich: Der Gastronomie ist es gelungen, das Miteinander für 50 Prozent der Gäste ganz zufriedenstellend
zu gestalten - 2009 waren dies nur 31 Prozent. Der Prozentsatz derer, die überhaupt nicht zufrieden sind,
hat sich von 21 Prozent auf 6 Prozent verringert - vor allem die Jüngeren äußern deutlich weniger
starke Unzufriedenheit als noch im Vorjahr."
Die Bevölkerung hat die Anstrengungen und Investitionen der heimischen Gastronomen wahrgenommen: "71
Prozent haben die Raumtrennung, 61 Prozent die Kennzeichnung von Raucher- und Nichtraucherbereichen wahrgenommen.
Jeder Fünfte hat ein verstärktes Angebot an Nichtraucherbetrieben bemerkt. Für diese Wahrnehmung
gibt es keinen Unterschied zwischen Rauchern und Nichtrauchern", so der Geschäftsführer vom market
Institut.
Von den 70.000 Gastronomiebetrieben sind insgesamt 10.200 Betriebe, für die sich grundsätzlich die Frage
eines allfälligen Umbaus zur Herstellung eines abgetrennten Raucherraums gestellt hat, betroffen. Hinterleitner:
"Der überwiegende Teil der Gastronomen hat sich für Glaswände als bauliche Abtrennung eines
Raucherraumes entschieden. Durchschnittlich wurden zwischen 5.000 und 10.000 Euro investiert. Rauchverbote in der
Gastronomie sind kein probates Mittel zur Raucherprävention. Für Österreichs Gaststätten hat
Rechtssicherheit beim Nichtraucherschutz zu bestehen. Wir sind beim Nichtraucherschutz auf dem richtigen Weg. Nicht
die Wenigen, die laut schreien, sind die Mehrheit. Sondern die große Mehrheit der Bevölkerung, die mit
der Regelung zufrieden ist, wie die Studie gezeigt hat." |