Linz (lk) - Mit 1. Jänner 2011 hat das Bundesland Oberösterreich sowohl den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz
und als auch den Vorsitz im Bundesrat übernommen. Des weiteren hat Finanz- und Gesundheitsreferent Landeshauptmann
Dr. Josef Pühringer im ersten Halbjahr 2011 den Vorsitz der Finanz- und Gesundheitsreferent/innen inne.
Die Ausgangssituation - die Herausforderungen
Österreich hat, wie europa- und weltweit, ein schweres wirtschaftliches Jahr hinter sich. Und das, obwohl
in Österreich die weltweite Finanzkrise besser bewältigt wurde als in anderen Staaten. Immerhin ist Österreich
im dritten Quartal 2010 mit 0,9 Prozent mehr als doppelt so rasch gewachsen wie die EU mit 0,4 Prozent.
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Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und
der Präsident des Bundesrates, Bundesrat Gottfried Kneifel |
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Foto: Land OÖ/Kraml
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Österreichs Politik steht aber auch vor großen Herausforderungen. Bis zum Jahr 2014 soll die Wende in
der negativen Schuldenentwicklung eingeleitet werden, zu dem auch die Länder ihren Beitrag leisten werden.
Die Pflegefinanzierung bedarf einer raschen Lösung und die langfristige Spitalsfinanzierung muss neu diskutiert
werden. Des weiteren erwarte man sich eine breite Bildungs- und nicht nur eine Schulverwaltungsdiskussion.
"Politik ist nicht das Verlängern der Gegenwart, sondern das Planen der Zukunft." Die Bundesländer
bekennen sich daher zu Veränderungen und Reformen und lassen sich daher nicht als Reformverweigerer abstempeln
- sind aber auch keine Zentralisten. Sie werden geschlossen und gemeinsam die Interessen des Föderalismus
vertreten.
"Alle Neune" - Viele gute Gründe für den Föderalismus in Österreich
Oberösterreich wird als Vorsitzland der Landeshauptleutekonferenz und des Bundesrates nochmals klar
die Vorteile eines modernen, effizienten und bürgernahen Föderalismus in Österreich erarbeiten und
diese den Bürgern näher bringen:
- Föderalismus in Österreich bedeutet, dass jede Organisationseinheit unter Berücksichtigung des
Subsidiaritätsprinzips Eigenständigkeit und Eigenverantwortung ausübt, jedoch gleichzeitig zu einer
übergreifenden Gesamtheit zusammengeschlossen ist. Was bedeutet, dass gesellschaftliche Probleme dort gelöst
werden, auf der sie entstehen und am besten erkannt werden.
- Föderalismus ist ein dynamisches System, in dem es einen Wettbewerb und wechselseitiges Lernen zwischen
und innerhalb der verschiedenen staatlichen Ebenen gibt. Diese sind netzwerkartig miteinander verbunden. Dem kooperativen
Föderalismus kommt daher besondere Bedeutung zu. Weltweit ist eine deutliche Aufwertung dezentraler Strukturen
festzustellen. Zwar gehen auf Grund der großen Unterschiede in den Traditionen und Strukturen nicht alle
Staaten den Weg, Bundesstaaten zu gründen, es werden aber vermehrt nicht nur Verwaltungskompetenzen, sondern
auch Gesetzgebungsaufgaben übertragen.
- Die föderalen Strukturen Österreichs ermöglichen nicht nur eine Nähe der Behörden
zu den Bürgern, sondern auch eine viel bessere Beteiligung an der Verwaltung und Gesetzgebung und somit einer
echten Teilhabe für den Bürger am Gemeinwesen.
- Föderalismus ermöglicht den Ländern und ihrer Bevölkerung eigenverantwortlich und eigenständig
zu sein. Selbstbestimmtes Handeln ist innerhalb eines gesamtstaatlichen Rahmens einer rein ausführenden Tätigkeit
überlegen. Denn das fördert Innovation und Effizienz.
- Föderalismus befähigt die Länder, ihre Stärken ausspielen zu können. Sie können
aus eigener Kraft attraktive Wirtschaftsstandorte sein, ohne von der Zentrale abhängig zu sein.
- Föderalismus bringt, wie auch der internationale Vergleich zeigt, den Regionen besonders gute Entwicklungschancen,
auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
- Da Föderalismus flexibleres Handeln vorsieht als ein zentralistisches System, können Krisen im Regelfall
besser bewältigt werden. Das zeigt sich nicht nur bei Naturkatastrophen, wo der Zusammenhalt der örtlichen
Gemeinschaft und die Überschaubarkeit der Strukturen ein wesentlicher Vorteil ist, sondern auch in Wirtschaftskrisen.
- Die Länder sind hier in der Lage, flexibler auf die Erfordernisse der Wirtschaft gezielt zu reagieren
und vor allem, die klein- und mittelständische Wirtschaft zu fördern.
Das Arbeitsprogramm
Unter der Vorsitzführung des niederösterreichischen Landeshauptmanns Dr. Erwin Pröll im zweiten
Halbjahr 2010 wurde eine Reihe von wichtigen Themen vorbereitet und in die Zielgerade geführt. Jetzt heißt
es diese im ersten Halbjahr 2011 weiterzubetreiben bzw. abzuschließen:
- Stabilitätspakt
Die Länder werden - wie dem Bund bereits zugesagt - ihren Beitrag zur Stabilität der Staatsfinanzen
leisten und sich an den gesamtstaatlichen Anstrengungen zur Budgetkonsolidierung beteiligen. Verhandlungen braucht
es allerdings noch hinsichtlich des Zeitrahmens, in denen die Länder ihren Beitrag leisten können.
- Pflegefinanzierung
Die beiden Themen Stabilitätspakt und Pflege sind verknüpft zu betrachten, weil ein Teil der zur Budgetsanierung
geplanten Steuererhöhungen für den Pflegefonds zweckgewidmet werden soll. Die genaue Summe steht noch
nicht fest, zwei Drittel sollen jedenfalls vom Bund, ein Drittel von Ländern und Gemeinden übernommen
werden. Der Bund ist hier entsprechend gefordert, denn er hat das Problem wesentlich mitverursacht, indem das Pflegegeld
seit 1993 nur dreimal valorisiert wurde. Vor allem die Gemeinden brauchen als Hauptzahler hier rasch Sicherheit
und können bei der Finanzierung nicht mehr länger alleine gelassen werden.
- Verwaltungsreform
Ein beachtlicher Teil der Einsparungen im Budget soll in der Verwaltung erzielt werden. Die Bundesländer
stehen zu diesen Reformen und werden auch hier ihren Beitrag dazu leisten. Diese müssen aber nicht immer plakativ
und laut vor sich gehen, sondern passieren täglich auf allen Ebenen: Strukturen werden vereinfacht, Standards
harmonisiert, Planstellen werden nicht nach besetzt. Oberösterreich hat im Juni 2010 seine eigene Verwaltungsreform
gestartet und damit klar Reformbereitschaft gezeigt.
- Breite Bildungs- anstatt oberflächlicher Schulverwaltungsdiskussion
Bildung und Schule sind die beste Lebensversicherung ist, die den Menschen mitgegeben werden kann. Daher sollte
die Diskussion um die Bildung auch breit angelegt sein. Oberösterreich werde unter seinem Vorsitz einige Ideen
einbringen.
BR Gottfried Kneifel, Präsident des Bundesrates
Neue Impulse für Österreich
Mit Wirkung von vom 1. Jänner 2011 geht turnusgemäß die Präsidentschaft im Bundesrat vom Bundesland
Niederösterreich an das Bundesland Oberösterreich. Der bisherige Präsident Martin Preineder übergibt
daher an Präsident Gottfried Kneifel symbolisch einen überdimensionalen Parlamentsschlüssel, der
von Schlossermeister Josef Eisl aus St. Wolfgang gefertigt wurde. Da Gottfried Kneifel die europäische Donauraumstrategie
zum Schwerpunktthema seiner Bundesrats-Präsidentschaft gemacht hat, findet Anfang Jänner die feierliche
Übergabe im Rahmen einer Donauschifffahrt von Ardagger/NÖ nach Enns/OÖ statt.
Kneifel: "Mein Ziel ist es, zur Modernisierung Österreichs durch kreative Impulse zur Staatsreform beizutragen.
Eine Mehrheit der Menschen wartet auf Neuorientierung und Veränderung. Im Zusammenspiel mit Landeshauptmann
Dr. Josef Pühringer, der zeitgleich Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz ist, möchte ich dafür
sorgen, dass mein Heimatbundesland und die oö. Bevölkerung davon profitieren!"
Der Bundesrat vertritt die Interessen der Bundesländer im Prozess der Bundesgesetzgebung und wird daher auch
als "Länderkammer" bezeichnet. In Österreich übt der Bundesrat die demokratische Funktion
der "Zweiten Kammer" aus. Der Bundesrat zählt derzeit 62 Mitglieder und Oberösterreich stellt
davon elf Mandatare: 6 VP, 3 SP, 1 FP sowie 1 Grüne. Seine Mitglieder werden von den Landtagen der Bundesländer
entsandt, Oberösterreich wird im Wiener Parlament derzeit von Notburga Aistleitner (VP), Hermann Brückl
(FP), Efgani Dönmez (Grüne), Michael Hammer (VP), Gottfried Kneifel (VP), Johann Kraml (SP), Ewald Lindinger
(SP), Werner Stadler (SP), Josef Steinkogler (VP), Ferdinand Tiefnig (VP) und Angelika Winzig (VP) vertreten. Die
Bundesländer wechseln sich im Vorsitz halbjährlich ab, Präsident/in wird jenes Mitglied des Bundesrates,
das von seinem Bundesland an erster Stelle gereiht wurde - Gottfried Kneifel ist derzeit Erstgereihter der oberösterreichischen
Bundesräte.
Der Bundesrat übt gemeinsam mit dem Nationalrat die Gesetzgebung des Bundes aus. Er hat ein Einspruchsrecht
gegen Gesetzesbeschlüsse des Nationalrates. Es handelt sich dabei um ein so genanntes "suspensives Veto"
mit aufschiebender Wirkung, weil der Nationalrat einen Einspruch des Bundesrates gegen einen seiner Beschlüsse
durch Wiederholung dieses Beschlusses überwinden kann (Beharrungsbeschluss). In einigen Fällen hat der
Bundesrat jedoch ein "absolutes Veto": Wenn es um Eingriffe in Bundesländerkompetenzen geht, ist
die ausdrückliche Zustimmung des Bundesrates unbedingt nötig. Der Bundesrat kann auch selbst Gesetzesanträge
stellen.
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