Nationalratspräsidentin würdigt Washingtoner Abkommen
Wien (pk) - "Als Bürgerin und als Kuratoriumsvorsitzende des Entschädigungsfonds bin
ich froh über die Fortschritte, die in den zehn Jahren seit Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens erzielt
werden konnten", sagte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am 17.01. Dieser Vertrag stelle einen
wichtigen Schritt in Richtung Übernahme historischer Verantwortung durch die Republik Österreich und
ihre BürgerInnen dar.
Per 31. Dezember 2010 sind 202 Millionen US-Dollar oder 96 Prozent der Fondsmittel ausgezahlt worden. Diese Summe
umfasst rund 19.000 Schlusszahlungen, so Prammer.
In etwa 20.700 Anträgen waren Forderungen in der Höhe von rund 1,5 Mrd. US-Dollar angemeldet worden.
Die endgültigen Auszahlungsquoten wurden vom Kuratorium Mitte 2009 festgelegt: Sie betragen 10,56 Prozent
im Forderungsverfahren, 20,74 Prozent für Versicherungen und 17,16 Prozent im Billigkeitsverfahren. Im Forderungsverfahren
konnten Ansprüche für Betriebe, Liegenschaften, Kapital und bewegliches Vermögen geltend gemacht
werden; im Billigkeitsverfahren konnten berufs- und ausbildungsbezogene sowie sonstige Verluste nach erleichterten
Beweisstandards beantragt werden. Die Schiedsinstanz für Naturalrestitution wird aufgrund offener Fristen
voraussichtlich bis Ende 2013 bestehen bleiben.
Am 17. Jänner 2001 wurde das Washingtoner Abkommen besiegelt, mit dem langjährige Restitutionsverhandlungen
mit jüdischen Organisationen abgeschlossen wurden. In der Folge der Ratifikation des Abkommens durch den Nationalrat
am 31. Jänner wurde der Allgemeine Entschädigungsfonds eingerichtet und mit 210 Millionen US-Dollar (150
Millionen €) dotiert. Aus dem Fonds sollten Opfer des Nationalsozialismus für Vermögensverluste entschädigt
werden.
Nicht Wiedergutmachung, sondern Geste, könnten diese Zahlungen sein, so Prammer: "Österreich anerkennt
damit seine Verpflichtung gegenüber jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, denen vom NS-Regime
Unrecht zugefügt wurde." |