Darabos: "Freiwilligenheer ist die Zukunft"
"Gleiche Leistung und Kosten wie mit jetzigem System, aber ohne Zwang" - Neues
Modell bringt deutliche Stärkung der Milizkomponente
Wien (bmlvs) - Für eine Umstellung des Bundesheeres auf ein Freiwilligenheer mit einer starken
Milizkomponente sprach sich Verteidigungsminister Norbert Darabos am 17.01. im Rahmen der Präsentation seiner
Wehrsystem-Modelle aus. "Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik, nach Gesprächen mit
meinen Amtskollegen aus dem Ausland, nach der internationalen Enquete und nach der genauen Analyse der sieben Wehrsystem-Modelle
bin ich zur Auffassung gelangt, dass ein Freiwilligenheer die Zukunft ist", betonte Darabos. Man habe mit
dem bisherigen System in den letzten Jahrzehnten im Großen und Ganzen gute Erfahrungen gemacht. Aber er sei
überzeugt, dass mit einer Freiwilligen-Armee die künftigen Herausforderungen besser bewältigt werden
können, so der Minister.
In dem von ihm bevorzugten Modell werde die Miliz deutlich gestärkt, nannte der Verteidigungsminister einen
der zentralen Punkte. "Damit ist das Bundesheer auch weiterhin fest in der Gesellschaft verankert und es werden
langjährige Wünsche der Milizverbände erfüllt", unterstrich Darabos. Auch in Zukunft werden
mindestens 10.000 Soldatinnen und Soldaten für den Katastrophenschutz und 1.000 Personen für internationale
Friedenseinsätze zur Verfügung stehen. Auch dem verfassungsmäßig festgelegten Auftrag zur
Landesverteidigung würde selbstverständlich nachgekommen, so Darabos.
Durch eine Umstellung auf ein Freiwilligenheer nach Modell 3 (Berufs- und Zeitsoldaten, Profi-Milizsoldaten und
Zivilbediensteten - und damit ohne allgemeine Wehrpflicht) werde das Bundesheer schlanker und effizienter, führte
der Minister weiters aus. Das neue Modell koste mit 2,18 Mrd. Euro pro Jahr auch nicht mehr als das bisherige,
was gerade angesichts der angespannten Budgetsituation ein wichtiges Kriterium ist. Und es müssten nicht mehr
bis zu 24.000 Grundwehrdiener jährlich für den Dienst mit der Waffe verpflichtet werden, die Entlastung
junger Staatsbürger sei "die Friedensdividende" der Republik Österreich. "Das Modell bedeutet:
Gleiche Leistung und gleiche Kosten - aber ohne Zwang", brachte es der Minister auf den Punkt.
"Rekrutierung der Freiwilligen machbar"
Darabos skizzierte im Rahmen der Pressekonferenz auch, welche Personalmaßnahmen und insbesondere welche Anreize
für (Zeit)-Soldaten und die Miliz gesetzt werden. Eine Maßnahme sei, Überstandspersonal so rasch
wie möglich abzubauen sein - und zwar "sozial verträglich und innovativ. Der eingeschlagene Weg,
wie etwa der Wechsel von Bediensteten des Bundesheeres in das Finanzministerium, soll weiter und noch stärker
forciert werden werden. Vorgesehen sei weiters, Auslandseinsatzprämien für die Einsatzkräfte und
damit 100 Prozent aller Zeitsoldaten/Chargen in der Höhe von ca. 7.200 Euro jährlich pro Person auszubezahlen.
Für die Miliz soll es eine Milizbeorderungsprämie von 5.000 Euro im Jahr für bis zu 10.000 Soldaten
der Freiwilligenmiliz - also der Profi-Miliz - geben. Außerdem wird es für Zeitsoldaten neue, innovative
Formen der unterschiedlich langen zeitlichen Verpflichtungsdauer, eine Auslandseinsatzverpflichtung, unterschiedliche
Anreizsysteme wie berufliche Weiterbildungsmaßnahmen, Umschulungsangebote, Beiträge für Zusatzpensionen,
etc. geben. "Mit diesen Anreizen ist aus meiner Sicht und aus der Sicht des Generalstabes die Rekrutierung
der Freiwilligen machbar", erklärte der Minister.
"Entscheidung über Zukunft des Bundesheeres gründlich vorbereitet - am Ende Einbindung der
Bevölkerung"
Die künftige Ausrichtung des Österreichischen Bundesheers sei eine zentrale gesellschaftspolitische
Frage. Die Entscheidung über die Zukunft des Bundesheeres werde daher von ihm als ressortverantwortlichen
Minister gewissenhaft und gründlich vorbereitet und auf Basis eines fünfstufigen Prozesses getroffen,
erklärte Darabos. Nach der Einbindung von internationalen Experten und der Vorlage einer Sicherheitsstrategie
im Dezember erfolge heute mit der Präsentation der sieben Wehrsystem-Modelle der dritte Schritt im Zuge dieses
Prozesses.
Er habe, so der Minister, auch dem Koalitionspartner die sieben Modelle und das von der SPÖ präferierte
Modell bereits vorgelegt. Nun werde man mit der ÖVP in die Diskussion einsteigen und die weitere Vorgehensweise
festlegen. "Am Ende eines sachlichen Diskussionsprozesses soll die Bevölkerung eingebunden werden",
bekräftigte Darabos.
Die sieben Varianten
Ausgangspunkt für die Erstellung war der gesetzliche Aufgabenumfang in der Bandbreite von Assistenzeinsätzen,
Katastrophenhilfe über Auslandseinsätze bis hin zur militärischen Landesverteidigung. Abweichend
davon wurde bei einem Modell die Aufgabe Katastrophenhilfe und in einem anderen jene des Auslandseinsatzes weggelassen.
Weiters musste Vergleichbarkeit gegeben sein. Zugrundegelegt wurden die außer Streit stehenden und fundierten
Ausgangsdaten - Ergebnisse der Bundesheerreformkommission (Allparteieneinigung der ZILK-Kommission), die evaluiert
wurden und deren Gültigkeit erst im Februar 2010 bestätigt wurde.
Bei allen Varianten wurde eine Kostenberechnung in folgenden Bereichen vorgenommen: Aufwendungen für Personal,
für die Miliz, für die materielle Ausrüstung, in die Infrastruktur, für den Betrieb. Die Nachvollziehbarkeit
und Plausibilität ist aufbauend auf Realdaten gegeben (als Berechnungszeitraum wurden 10 Jahre angenommen).
Die Modelle sind mit dem Entwurf der Sicherheitsstrategie kompatibel!
- Wehrpflichtigenarmee (aktuelles System) Das Österreichische Bundesheer ist gekennzeichnet durch die Ausbildung
der bis zu 24.000 Grundwehrdiener, durch einen starken Kern von Berufssoldaten und Zivilbediensteten sowie durch
eine relativ kleine Anzahl an Zeitsoldaten (in den Kaderpräsenzeinheiten). Die Milizkomponente besteht überwiegend
aus freiwillig übenden Miliz-Kadersoldaten und es erfolgt keine Milizübungen der beorderten Milizsoldaten.
Derzeit werden Assistenzeinsätze zur Katastrophenhilfe und zur sicherheitspolizeilichen Assistenz geleistet.
Die Luftraumüberwachung wird sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement
und zur Friedenssicherung werden knapp über 1.000 Soldaten bereitgestellt. Zur Vorbereitung der militärischen
Landesverteidigung werden die Grundwehrdiener ausgebildet, knapp über 50% davon werden als Funktionssoldaten
verwendet. Personelle Zusammensetzung: ca. 13.000 Berufssoldaten, ca. 9.000 Zivilbedienstete und etwa 1.800 Zeitsoldaten
und bis zu 24.000 Grundwehrdiener. Kosten rund 2,18 Mrd Euro pro Jahr.
- Berufsheer Das Modell 2 ist gekennzeichnet durch eine hohe Anzahl an Berufssoldaten und Zeitsoldaten sowie
Zivilbediensteten. Die Größe entspricht in etwa dem mobilgemachten Österreichischen Bundesheer,
es gibt bei diesem Modell keine Milizsoldaten. Mit diesem Modell könnten alle vorstellbaren Einsätze
im In- und im Ausland deutlich erfüllt werden. Für eine auf ökonomische Ausrichtung bedachte Organisation
bedeutet es eindeutig eine Übererfüllung der denkbaren Aufgaben. Es erscheint aber weder eine personelle
noch eine finanzielle Realisierbarkeit vorstellbar. Personelle Zusammensetzung: Gänzlich stehende Truppe aus
lauter Berufssoldaten - ca. 46.000 - und Zivilbediensteten ca. 9.000. Kosten rund 3,27 Mrd Euro pro Jahr.
- Freiwilligenheer Das Modell 3 ist gekennzeichnet durch eine Ausrichtung auf In- und Auslandseinsätze.
Es ist gekennzeichnet durch eine ausgewogene Mischform aus Berufs , Zeitsoldaten, Zivilbediensteten und von Soldaten
der Freiwilligenmiliz. Die Größe der "stehenden" Kräfte orientiert sich an einer Aufgabenerfüllung,
die sich nach der Eintrittswahrscheinlichkeit der Einsätze und nach der Ressourcenlage ableitet. Mit diesem
Modell könnten alle derzeit vorstellbaren Einsätze im In- und im Ausland erfüllt werden. Assistenzeinsätze
zur Katastrophenhilfe und zur sicherheitspolizeilichen Assistenz sind sichergestellt. Die Luftraumüberwachung
wird ebenfalls sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung
werden knapp über 1.000 Soldaten bereitgestellt. Es ist sowohl eine personelle wie auch eine finanzielle Realisierbarkeit
mit der derzeitigen Budgethöhe vorstellbar. Personelle Zusammensetzung: ca. 9.500 Berufssoldaten, etwa 5.500
Zeitsoldaten ca. 7.000 Zivilbediensteten, und etwa 10.000 Freiwilligenmiliz (Profi-Miliz) und 23.000 beorderte
und nicht mehr übende Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio. Kosten rund 2,18 Mrd Euro
pro Jahr.
- Auslandseinsatzmodell Das Modell 4 ist gekennzeichnet durch eine Ausrichtung auf Auslandseinsätze. Auf
eine Befähigung für Einsätze zur Hilfe bei Katastrophen wird verzichtet. Es besteht daher aus relativ
vielen Berufs- und Zeitsoldaten sowie deutlich weniger Zivilbediensteten mit deutlicher Ausrichtung auf internationale
Aufgaben. Mit diesem Modell könnten alle derzeit vorstellbaren Einsätze im Ausland erfüllt werden.
Die Luftraumüberwachung wird sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement
und zur Friedenssicherung werden ca. 1.200 Soldaten permanent bereitgestellt. Assistenzeinsätze zur sicherheitspolizeilichen
Assistenz sind im Rahmen der Verfügbarkeit möglich, Einsätze bei größeren Katastrophen
sind nicht sichergestellt. Es ist eine personelle Realisierbarkeit vorstellbar, die höheren Investitionskosten
für teureres Einsatzgerät für Auslandseinsätze sind mit der derzeitigen Budgethöhe nicht
zur Gänze abzudecken. Das Österreichische Bundesheer könnte damit seiner bisherigen Inlandseinsatzaufgabe
allerdings nicht nachkommen. Personelle Zusammensetzung: ca. 9.500 Berufssoldaten, etwa 5.500 Zeitsoldaten, ca.
7.000 Zivilbediensteten, etwa 10.000 Freiwilligenmiliz(Profi-Miliz) und 23.000 beorderte und nicht mehr übende
Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio. Kosten rund 2,24 Mrd Euro pro Jahr.
- Inlandseinsatzmodell Das Modell 5 ist gekennzeichnet durch eine Ausrichtung auf Inlandseinsätze, mit einer
Auslandseinsatzbeteiligung auf freiwilliger Basis. Es ist das personell kleinste Modell. Das Österreichische
Bundesheer könnte damit seiner bisherigen Auslandseinsatzaufgabenerfüllung und damit auch dem österreichischen
Beitrag zur internationalen Solidarität nicht ausreichend nachkommen. Mit diesem Modell könnten die Einsätze
im Inland mit Ausnahme größerer Katastrophen erfüllt werden. Die Luftraumüberwachung wird
sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung können
keine verbindlichen Aussagen getroffen werden, da alle Annahmen auf Freiwilligkeit und ohne finanzielle Anreize
beruhen. Es ist sowohl eine personelle wie auch eine finanzielle Realisierbarkeit mit der derzeitigen Budgethöhe
gegeben. Personelle Zusammensetzung: ca. 7.000 Berufssoldaten, etwa 2.000 Zeitsoldaten, ca. 9.000 Zivilbediensteten,
etwa 10.000 Freiwilligenmiliz(Profi-Miliz) und 23.000 beorderte und nicht mehr übende Miliz für reine
Worst Case Fälle als ultima ratio. Kosten rund 1,97 Mrd Euro pro Jahr.
- Mischmodell Freiwilligenheer und freiwilliger Grundwehrdienst Das Modell sieht einen freiwilligen Grundwehrdienst
in der Größenordnung von ca. 10.000 Soldaten vor. Aus dieser Gruppe sollte eine leichtere Rekrutierbarkeit
für Berufs-, Zeit- und Milizsoldaten möglich sein. Ab dem 3. Ausbildungsmonat können diese Grundwehrdiener
auch für Einsätze bei Katastrophen und für einfache Aufgaben zur sicherheitspolizeilichen Assistenz
verwendet werden. Der Ausbildungsaufwand würde reduziert werden. Mit dem Modell würden Assistenzeinsätze
zur Katastrophenhilfe und zur sicherheitspolizeilichen Assistenz sichergestellt. Die Luftraumüberwachung wird
sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung könnten
knapp über 1.000 Soldaten permanent bereitgestellt werden. Personelle Zusammensetzung: ca. 11.000 Berufssoldaten,
etwa 4.500 Zeitsoldaten, ca. 7.000 Zivilbediensteten, und den etwa 10.000 GWD. Zudem Freiwilligenmiliz und beorderte
Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio. Kosten rund 2,33 Mrd Euro pro Jahr.
- Freiwilligenheer mit starker Berufskomponente Das Modell 7 ist gekennzeichnet durch eine Ausrichtung auf In-
und Auslandseinsätze. Es ist der personellen Zusammensetzung dem Modell 3 ähnlich, verfügt über
mehr Berufssoldaten und weniger Zeitsoldaten. Die Größe orientiert sich an einer Aufgabenerfüllung,
die sich nach der Eintrittswahrscheinlichkeit der Einsätze und nach der Ressourcenlage ableitet. Mit diesem
Modell könnten alle derzeit vorstellbaren Einsätze im In- und im Ausland erfüllt werden. Assistenzeinsätze
zur Katastrophenhilfe und zur sicherheitspolizeilichen Assistenz sind sichergestellt. Die Luftraumüberwachung
wird ebenfalls sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung
werden knapp über 1.000 Soldaten bereitgestellt. Es ist sowohl eine personelle wie auch eine finanzielle Realisierbarkeit
mit der derzeitigen Budgethöhe vorstellbar. Personelle Zusammensetzung: ca. 11.000 Berufssoldaten, etwa 4.500
Zeitsoldaten, ca. 7.000 Zivilbediensteten, und etwa 10.000 Freiwilligenmiliz. Zudem beorderte Miliz für reine
Worst Case Fälle als ultima ratio. Kosten rund 2,23 Mrd Euro pro Jahr.
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Strache: Darabos soll abdanken
Österreich muss neutral bleiben
Wien (fpd) - "Verteidigungsminister Darabos soll abdanken bevor er dem Heer endgültig den
Todesstoß versetzen kann", sagte der freiheitliche Bundesparteiobmann HC Strache angesichts der von
der SPÖ vorgelegten sieben Varianten zur Abschaffung der Wehrpflicht. Es sei klar, dass eine Heeresreform
notwendig sei. Die Abschaffung der Wehrpflicht sei jedoch der für Österreich ungeeignetste Weg dazu,
so Strache, der die SPÖ anläßlich der Feierlichkeiten zum 100-Kreisky Geburtstag darauf verwies,
dass sich der Jubilär angesichts der Machenschaften von Darabos und Co. wohl im Grabe umdrehen würde.
Auch wenn zahlreiche EU-Mitglieder die Wehrpflicht aussetzen, beziehungsweise abschaffen würden, sei damit
noch nicht gesagt, dass dies auch für Österreich der beste Weg sei, so Strache. Man müsse bedenken,
dass dieser Weg direkt in die NATO führe und somit die Österreichische Neutralität abschaffe, betonte
Strache. Es sei daher nicht zulässig die Aussetzung der Wehrpflicht, wie etwa im NATO-Mitgliedsland Deutschland,
eins zu eins auf Österreich umzulegen.
Vielmehr müsse man sich überlegen, wie der Dienst beim Österreichischen Bundesheer für Grundwehrdiener
attraktiver und sinnvoller gestaltet werden könne, forderte Strache, der beispielsweise die Verwendung von
Grundwehrdienern als so genannte Systemerhalter kritisierte. Es könne nicht so sein, dass ambionierte junge
Staatsbürger nach ein paar Wochen Grundausbildung ihr weiteres Dasein z.B. als Schreibkraft in der Kasernenverwaltung
fristen. Diese Aufgaben zur Unterstützung von Offizieren und/oder Unteroffizieren seien im EDV-Zeitalter in
vielen Bereichen nicht mehr zeitgemäß, so Strache, der eine Neuorganistaion dieser Aufgabenbereich als
wesentlichen Punkt einer Reform bezeichnete.
Strache verwies darauf, dass die gesellschaftspolitische Komponente der Wehrpflicht von der SPÖ völlig
verdrängt werde. Das Bundesheer erfülle durchaus auch die Funktion einer staatsbürgerlichen Bildung
, die Dienstpflicht für das Vaterland vermittle wichtige Werte wie Disziplin oder die Einordnung des Einzelnen
in ein Ganzes zur Erfüllung eines umfassenden Auftrags im allgemeinen Interesse. Nicht zu vergessen sei auch
die Integrationsfunktion, die in vielen Fällen überhaupt nur durch die Wehrpflicht noch geleistet werde,
weil es dort keine Möglichkeit zur Verweigerung gäbe. Strache verwies in diesem Zusammenhang auf das
Beispiel Frankreich. Dort hätten sich nach der Abschaffung der Wehrpflicht 1997 die Integrationsprobleme in
den Nachfolgegenerationen der Zuwanderer massiv verschärft.
Das Heer biete grundsätzlich eine breite Fülle an Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen,
die sich noch nicht über ihre berufliche Zukunft im Klaren seien, betonte Strache, der auch den sozial- und
wirtschaftspolitischen Faktor Heer diskutiert haben will. Dies reiche vom LKW-Führerschein, über Sanitäterausbildungen,
bis hin zur modernen Fernmeldetechnik, um nur einige der zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten zu nennen, so
Strache.
"Mit der völlig unnötigen Abschaffung der Wehrpflicht aus einer Laune heraus, zerstört Darabos
nicht nur das Bundesheer, sondern auch den Zivildienst und mit ihm die soziale Grundversorgung der Österreicher",
warnte Strache. Zudem bedeute der Darabos-Plan auch noch eine massive Kostenexplosion bei Heer und Zivilorganisationen.
"Es stellt sich daher die Frage, wofür das gut sein soll", so Strache, der Darabos empfahl diesen
Unfug einzustellen und abzutreten. |
Pilz: Wehrpflicht abschaffen, Heer deutlich verkleinern, auf Miliz verzichten
Die Grünen fordern zwar die Abschaffung der Wehrpflicht, können den diesbezüglichen
Plänen von Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) aber wenig abgewinnen.
Wien (grüne) - Sicherheitssprecher Peter Pilz plädierte bei einer Pressekonferenz für eine
deutliche Verkleinerung der Armee und den gänzlichen Verzicht auf die Miliz. Der Katastrophenschutz könnte
demnach von einem zivilen "Technischen Hilfswerk" nach deutschem Vorbild günstiger erledigt werden.
Grundsätzlich unterstützen die Grünen den Schwenk der SPÖ in Richtung Abschaffung der Wehrpflicht
und sagen der Regierung die Unterstützung bei einer allfälligen Verfassungsänderung zu. "Der
Wiener Bürgermeister hat dafür gesorgt, dass die Grundsätze des Verteidigungsministers nicht in
Stein, sondern in Butter gemeißelt sind", ätzte Pilz mit Blick auf den Umfaller von Verteidigungsminister
Norbert Darabos (S), der im vorigen Sommer noch gemeint hatte, mit ihm werde es kein Ende der Wehrpflicht geben.
Schweden Vorbild?!
Scharfe Kritik übte Pilz aber neuerlich daran, dass nun ausgerechnet Schweden als Vorbild dienen soll. Auch
in Schweden sei die Abschaffung der Wehrpflicht nämlich ein "Wahlkampfgag" gewesen und überfallsartig
beschlossen worden. Entsprechend chaotisch verlaufe die Umstellung dort nun auch.
Pilz forderte Darabos auf, gänzlich auf die Miliz zu verzichten. Dass der Verteidigungsminister den 10.000
für den Katastrophenschutz vorgesehenen Milizionären in zehn Jahren 500 Mio. Euro bezahlen will, ist
für ihn unverständlich. Derartige "Meischberger-Honorare" seien unnötig. Ein "Technisches
Hilfswerk" nach deutschem Vorbild könne diesen Job billiger erledigen, glaubt Pilz. "Die Miliz ist
ein milliardenteurer Abenteuerspielplatz für Raiffeisen-Funktionäre", kritisiert Pilz.
Bundesheer auf 9.000 Personen verkleinern
Das Bundesheer würde Pilz auf etwa 9.000 Personen verkleinern, das Ministerium halbieren, auf Panzer und Artillerie
gänzlich verzichten und auch die Landesmilitärkommanden stellt er infrage. Nun brauche es jedenfalls
die "Regierungsgarantie, dass ab 1.1. 2012 keine jungen Männer mehr zum Bundesheer einberufen werden",
fordert Pilz. Er will daher im übernächsten Plenum des Nationalrats eine Volksabstimmung über das
Ende der Wehrpflicht beantragen. |