Bank Austria Konjunkturindikator mit leichtem Rückgang im Dezember – Verbraucher etwas weniger
optimistisch, Industrie dagegen in bester Stimmung
Wien (bank austria) - Die Konjunktur startet zwar kräftig ins neue Jahr, die dynamischste Erholungsphase
scheint die österreichische Wirtschaft jedoch zum Jahreswechsel hinter sich gelassen zu haben. „Der Bank Austria
Konjunkturindikator hat im Dezember das 3-Jahreshoch der beiden Vormonate nicht mehr ganz erreicht. Trotz des geringfügigen
Rückgangs macht der aktuell hohe Wert von 3,5 Punkten aber deutlich, dass die österreichische Wirtschaft
weiterhin ein beachtliches Tempo geht“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Ungeachtet der mittlerweile
erfolgten Überschreitung des Konjunkturhöhepunkts ist in den kommenden Monaten mit einer Fortsetzung
der laufenden Erholung zu rechnen.
„Ungebrochen in bester Stimmung ist die heimische Industrie. Die Geschäftserwartungen wurden zum Jahreswechsel
so günstig wie zuletzt Mitte 2007 eingeschätzt“, sagt Bruckbauer. Die österreichische Industrie
bewegt sich in einem günstigen europäischen Umfeld, in dem von den wichtigsten Handelspartnerländern
der österreichischen Industrie derzeit mit steigender Zuversicht ins neue Jahr geblickt wird. „Für die
leicht gebremste Entwicklung des Bank Austria Konjunkturindikators zum Jahreswechsel ist maßgeblich der abnehmende
Optimismus der österreichischen Konsumenten verantwortlich“, so Bruckbauer weiter. Wenn auch die Stimmungsschwankung
durch das erst kürzlich beschlossene Budget 2011, das einige neue finanzielle Belastungen bzw. Steuererhöhungen
vorsieht, überzeichnet sein dürfte, ist dennoch mit einer dauerhaft ruhigeren Grundstimmung der heimischen
Verbraucher und folglich einer leicht dämpfenden Wirkung auf den privaten Konsum sowie den gesamtwirtschaftlichen
Trend der kommenden Monate zu rechnen.
Bereits gegen Ende 2010 hat sich nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria die wirtschaftliche
Dynamik in Österreich etwas verlangsamt. „Wir schätzen das Wirtschaftswachstum für das 4. Quartal
2010 nunmehr auf 0,7 Prozent zum Vorquartal, nach noch 0,9 Prozent im Herbst. Für das Gesamtjahr 2010 gehen
wird unverändert von einem Anstieg des BIP um 1,9 Prozent aus“, hält Stefan Bruckbauer fest. Während
die Binnennachfrage im Schlussquartal 2010 an Stärke gewinnen konnte, was unter anderem die starken Einzelhandelsdaten
anzeigen, hat die Dynamik im Export etwas an Tempo eingebüßt.
„Das Wirtschaftswachstum im Jahr 2011 wird mit 2,0 Prozent geringfügig höher als im Vorjahr ausfallen
und erfreulicherweise auf einem ausgeglichenen Wachstumsmix basieren“, so Bruckbauer. Mit der zu erwartenden Verlangsamung
der weltweiten Erholung werden die Impulse für den österreichischen Außenhandel im laufenden Jahr
nachlassen. So sinken die Wachstumserwartungen für unseren wichtigsten Handelspartner Deutschland von 3,6
Prozent 2010 auf 2,5 Prozent heuer. Das Exportwachstum wird im Gesamtjahr 2011 folglich geringer ausfallen als
im Vorjahr, in dem mit geschätzten 15 Prozent nominell der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre erreicht
wurde. Die bislang günstige Entwicklung der Auftragslage lässt erwarten, dass der Außenhandel jedoch
auch im laufenden Jahr ein sehr wichtiger Wachstumsträger sein wird und zu rund 50 Prozent zum österreichischen
Wirtschaftswachstum beitragen kann. Der Aufschwung fußt damit nicht mehr nur auf den Exporten wie es 2010
der Fall war. „Es zeigt sich, dass die positiven Effekte der weltweiten Erholung mehr und mehr auf die Binnennachfrage
überschwappen. Die Erholung gewinnt an Breite, die Chance auf einen selbsttragenden Aufschwung nimmt zu“,
meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
„Österreich wird 2011 nicht mehr so stark am Tropf der Weltwirtschaft hängen. Die Binnennachfrage wird
für die Hälfte der Wachstumsdynamik sorgen, etwa zu gleichen Teile vom privaten Konsum und den Investitionen
getragen“, so Pudschedl. Der private Konsum wird, gestärkt durch die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt,
insbesondere durch die kaum verminderte Zunahme der Beschäftigung, fast so stark wie 2010 zulegen. Die negativen
Effekte durch die striktere Fiskalpolitik können weitgehend kompensiert werden. Die stark gestiegene Kapazitätsauslastung
in der österreichischen Industrie, die günstige Auftragslage und die verbesserte Gewinn- und Liquiditätslage
der Unternehmen werden im Jahresverlauf 2011 für Aufwind bei den Investitionen sorgen. Dieser wird zwar vorerst
nur verhalten ausfallen, gedämpft durch die Zurückhaltung des öffentlichen Sektors, dennoch aber
einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten können. |