Bozen (lpa) - Dass Bildung die beste Investition für die Zukunft ist, darüber sind sich der Unterrichtsminister
der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Oliver Paasch, Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur und
der Landesrat für ladinische Schule, Florian Mussner, einig. In Gesprächen mit ihrem belgischen Amtskollegen
ging es um die Rahmenbedingungen für ein zukunftorientiertes Lernen.
Der Minister der DG Belgiens, Oliver Paasch, mit LRin Kasslatter Mur und LR Mussner Der Minister der DG Belgiens,
Oliver Paasch, mit LRin Kasslatter Mur und LR Mussner
Die Alphabetisierung, die Förderung fremdsprachlicher Kompetenzen im Unterricht und die Leseförderung,
die schulinternen Curricula, die Schulentwicklung, die externe Evaluation sowie neue Finanzierungsmodelle im Bildungswesen
– die Themen, über die sich Minister Oliver Paasch mit den in Südtirol für Bildung und Kultur in
deutscher und ladinischer Sprache zuständigen Landesregierungsmitgliedern ausgetauscht hat, waren äußerst
zahlreich.
Das Gespräch mit Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur baute auf die bestehende Zusammenarbeit im
Bildungsbereich auf. Seit den 90er Jahren gibt es enge Kontakte zwischen Südtirols Bildungswesen und jenem
der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien. Eine Reihe von europäischen Comenius-Projekten (z.B. EUFORM
und EISWEB) und Comenius-Netzwerken (SYNEVA), die entweder vom Ministerium der DG oder vom Deutschen Pädagogischen
Institut koordiniert wurden, zeugen davon. Derzeit wird ein Comenius-Netzwerk vorbereitet, das vom Ministerium
der DG koordiniert werden wird und in dem das PI Partner sein wird. Südtirols Bildungslandesrätin sprach
mit ihrem Amtskollegen aus Belgien auch über Schulentwicklung und über die Einführung von Bildungsstandards.
Besonders thematisiert wurden die Leseförderung und der Sprach-, Zweitsprach- und Fremdspracherwerb. „Wir
beneiden die DG um ihre weitreichenden Kompetenzen im Bildungswesen, sie uns hingegen um unsere bessere finanzielle
Ausstattung“, so LRin Kasslatter Mur.
„Wir werden unsere Kontakte und die Zusammenarbeit mit der Deutschen Gemeinschaft Belgiens weiterhin pflegen“,
erklärten Landesrätin Kasslatter Mur und Landesrat Mussner nach dem Treffen, an denen auch verschiedene
Führungskräfte der Landesverwaltung teilnahmen.
Der 1971 in Malmedy geborene Oliver Paasch ist seit Sommer 2009 Minister für Unterricht, Ausbildung und Beschäftigung
der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien. Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens (DG) umfasst neun Gemeinden
im Osten der belgischen Region Wallonie mit rund 74.000 deutschsprachigen Einwohnern. Ähnlich wie in Südtirol
kann man also von einer deutschsprachigen Minderheit mit weitreichender Autonomie auf einem klar abgegrenzten Territorium
sprechen. Andere Minderheitengebiete (z.B. die Deutschen im Süden Dänemarks) haben keine solchen autonomen
Befugnisse. |